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Studentisches Wohnen

«Stadtquartiere profitieren enorm von Studierenden»

Die Stiftung für Studentisches Wohnen Zürich (SSWZ) engagiert sich seit 25 Jahren dafür, dass Studierende in Zürich eine Bleibe finden. Eine Ausstellung, die heute an der ETH Zürich eröffnet und ab 14. November an der UZH gezeigt wird, stellt bestehende Bauten und aktuelle Neubauprojekte der Stiftung vor.
Franziska Schmid

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Rund 170 Studierende finden eine Unterkunft im Neubau an der Bächlerstrasse in Affoltern, welchen die SSWZ 2011 fertigstellen konnte.

Die Stiftung für Studentisches Wohnen Zürich (SSWZ) der Universität und der ETH Zürich bietet heute in dreizehn Liegenschaften insgesamt 1146 preiswerte Zimmer an. Zum 25-jährigen Bestehen gibt SSWZ-Geschäftsleiterin Rebecca Taraborrelli Einblick in die Situation des studentischen Wohnungsbaus. 

Frau Taraborrelli – ein kurzer Rückblick: Wie begann die Geschichte des SSWZ im Jahr 1987?

Die Gründung der Stiftung geht auf eine Initiative der Wohnbaukommission – heute besser bekannt unter der Abkürzung WOKO – zurück. Die Wohnungssituation war bereits 1987 prekär, aber die WOKO selber hatte keine Möglichkeiten, an Investitionsmittel und Liegenschaften zu kommen. Die Hochschulen haben daraufhin schnell erkannt, dass es sinnvoll ist, wenn geeignete Liegenschaften an guten Standorten für das studentische Wohnen gesichert werden und haben sich an die Gründung beteiligt. Sind die Liegenschaften einmal auf dem freien Markt, werden sie für die Studierenden praktisch unbezahlbar

Warum sollen sich Hochschulen selber so stark engagieren?

In den skandinavischen Ländern ist der studentische Wohnungsbau eine soziale Aufgabe des Staates. In der Schweiz wird es eher als ergänzenden Angebot für die Bildung betrachtet. Die Stadt und die Hochschulen haben realisiert, dass sie den Hochschulstandort Zürich durch den Wohnungsbau gezielt fördern können. Nicht zu vergessen: Bessere Wohnqualität führt zu einer höheren Studienqualität. Wer einen geeigneten Platz hat, um in Ruhe zu lernen, zu schlafen und sich mit andern auszutauschen, kann seine Energie für das Studium verwenden.

Wie kommen Sie an zweckmässige Objekte?

Wenn die Stadt Zürich oder andere Institutionen Liegenschaften veräussern, werden wir informiert. Das heisst, wir müssen nicht direkt mit dem freien Markt konkurrieren. Wir haben den Vorteil, dass unser Stiftungszweck klar und nachhaltig ist: Günstiger Wohnraum wird demokratisch genutzt. Junge Menschen in der Ausbildung profitieren und geben danach den Wohnraum wieder frei für die nächsten. Unsere Liegenschaften bleiben einer öffentlichen Nutzung durch Studierende erhalten. Objekte, welche die Stiftung vor 25 Jahren erworben hat, sind heute noch in ihrem Besitz und werden es bleiben. 

Zudem baut die Stiftung auch selber. Von den 13 Liegenschaften des SSWZ sind sechs Neubauten.

Die umgenutzten Liegenschaften liegen meist zentraler und haben natürlich einen eigenen Charme, aber der Bedarf nach Zimmern ist einfach zu gross. Wenn Sie 300 oder 500 Studierende unterbringen wollen, wird das in einer bestehenden Liegenschaft schwierig. Wir bauen deshalb selber grössere Wohneinheiten. Zudem können sie beim Neubau konkret auf die Bedürfnisse der zukünftigen Mieter eingehen.   

Die da wären?

Studierende sind sehr genügsame Mieterinnen und Mieter. Aus ihrer Sicht ist der wichtigste Punkt, dass sie überhaupt ein bezahlbares Zimmer bekommen. Im Durchschnitt bieten wir Zimmer mit  15 Quadratmeter zu einem Preis von 500 Franken im Monat inklusive Nebenkosten und Internetanschluss an – für uns so eine Art magische Grenze, die noch vertretbar ist. Wir achten aber auf zweckmässige Architektur und gute Bauqualität. Zudem ist uns wichtig, in unsern Liegenschaften die sozialen Kontakte  zu fördern, das heisst es gibt immer Wohnküchen, Musikzimmer und Gemeinschaftsräume.

Hat sich das Interesse am studentischen Wohnungsbau vergrössert?

Ich glaube, das Thema wird in einem grösseren Kontext gesehen. Heute ist klar, dass die soziale Durchmischung in einem Quartier wichtig ist. Es ist von Vorteil, wenn eine Stadt jung bleibt, denn das hat nicht zuletzt auch Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. Quartiere profitieren enorm, wenn dort mehr Studierende wohnen. Die Studierenden heute stehen unter einem grossen Leistungsdruck, das heisst sie studieren intensiv und arbeiten meistens noch nebenbei. Das Bild der Studenten-WG, die nur Party und Lärm macht, stimmt schon lange nicht mehr. Wenn wir beispielsweise die zweite Wohnsiedlung 2014 in Affoltern fertig gebaut haben, werden dort insgesamt über 500 Studierende wohnen – das belebt das ganze Quartier mit neuen Ideen und Bedürfnissen.

Die SSWZ plant bis 2015 in verschiedenen Projekten rund 1000 neue Zimmer zur Verfügung stellen. Reicht dieses Angebot ?

Wenn wir unsere und die Zimmer anderer Zürcher Anbieter zusammenzählen, können wir heute nur knapp 10 Prozent der Studierenden Wohnraum anbieten. Schon heute gehen wir davon aus, dass ungefähr 3500 Zimmer fehlen. Es gehört zur Strategie der beiden Hochschulen, in Zukunft noch mehr Studierende, gerade auch aus dem Ausland, nach Zürich zu holen. Der Bedarf wird also um ein Vielfaches höher sein, als wir mit unseren 1000 zusätzlichen Zimmern abdecken können. Das Bauen wird zudem immer kostenintensiver. Wir müssen nach neuen Möglichkeiten suchen, wie wir unser Spektrum an Finanzen und an Liegenschaften noch erweitern können. Wir denken zum Beispiel an Donatoren, die ein bleibendes, nachhaltiges Engagement bevorzugen. Zum Beispiel könnte man eine Liegenschaft der SSWZ als Legat übergeben und so sicher sein, dass dies den zukünftigen Studierenden zugute kommt.