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Schweizerischer Nationalfonds an der UZH

«Wir lassen uns nicht bluffen»

Am «Tag der Forschung» am Mittwoch war der Schweizerische Nationalfonds zu Gast an der UZH. Im Lichthof wurden die verschiedenen Förderungsmöglichkeiten für Forschende vorgestellt, und ein Podiumsgespräch mit fünf Forschungsräten erhellte, wie Gesuche beurteilt werden.
David Werner

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Reges Interesse: Der Schweizerische Nationalfonds stellte an einem «Info-Markt» im Lichthof der UZH seine Förderinstrumente vor.

Wer jemals schon ein Gesuch beim Schweizerischen Nationalfonds (SNF) gestellt hat, kennt es: das bange Gefühl beim Warten auf den Entscheid der Stiftung. Der SNF ist die wichtigste Schweizer Institution zur Forschungsförderung. Über 8400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wurden letztes Jahr unterstützt, davon 4400 Doktorierende. Rund 700 Millionen Franken wurden vergeben, davon die Hälfte für die Projektförderung. Die Bewilligungsquote lag bei 41 Prozent.

Am «Tag der Forschung» an der UZH erfuhren Forschende und solche, die es werden wollen, aus erster Hand, was in der Zeit des Wartens auf einen Entscheid hinter den Kulissen des SNF geschieht.

Sie erfuhren, wie ein Evaluationsverfahren abläuft, welche Kriterien bei der Beurteilung eine Rolle spielen und wie ein Entscheid, ob ein Projekt gefördert wird oder nicht, zustande kommt.

Fünf der insgesamt hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die im Forschungsrat des Schweizerischen Nationalfonds für die Auswahl der zu fördernden Projekte verantwortlich sind, gaben im Rahmen eines Podiumsgesprächs Einblicke in ihre Tätigkeit. Neben Forschungsratspräsident Dieter Imboden und ETHZ-Professorin Sara van de Geer waren es die UZH-Professoren Kurt Reusser (Pädagogik), François Verrey (Physiologie) und Michael Schmidt (Geographie).

Transparentere Urteile

Ein Beurteilungsverfahren, erklärte Sara van de Geer, verläuft in mehreren Phasen: Nach der Prüfung der Formalitäten wird jedes Gesuch von mindestens zwei externen Experten begutachtet. Danach tritt der Forschungsrat in Aktion, der alle Gesuche  – sortiert nach Fachbereichen – diskutiert, untereinander vergleicht und dann über die Vergabe der Beiträge entscheidet. Schliesslich werden die Gesuchsteller informiert.

Das Bemühen um Transparenz sei dabei in jüngster Zeit erheblich verstärkt worden, betonte Dieter Imboden. So erhielten Antragssteller Einblick in die Bewertung des Projektes durch den Forschungsrat. Darüber hinaus würden ihnen auch die Expertengutachten zugeschickt. Wer mit seinem Gesuch durchfällt, bekommt so die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen und bei einem erneuten Antrag Schwächen zu beheben.

Erklärten, wie der Forschungsrat des SNF arbeitet: Dieter Imboden, Forschungsratspräsident, Sara van de Geer, Statistik-Professorin (ETHZ), François Verrey, Physiologie-Professor (UZH), Michael Schmidt, Professor für Geographie (UZH) und Kurt Reusser, Pädagogik-Professor (UZH). (Bild David Werner)

Verkäuferqualitäten schaden nicht

Das Publikum erhielt beim Podiumsgespräch viel Zeit, um Fragen zu stellen – und machte ausgiebig von dieser Möglichkeit Gebrauch. Eine Frage lautete, wie der Forschungsrat entscheide, wenn zwei externe Experten gegensätzliche Einschätzungen eines Projektes vorlegten.

Die Antwort gab Michael Schmidt: «Es wird nicht sklavisch ein arithmetisches Mittel der abgegebenen Gutachten errechnet», sagte er. Expertengutachten seien unterschiedlich detailliert und unterschiedlich fundiert – entsprechend würden sie auch behandelt. «Der Forschungsrat nimmt die Gutachten externer Experten zur Kenntnis, aber er macht sein Urteil nicht von ihnen abhängig.»

Eine weitere Frage war, wie wichtig es sei, sich gut zu verkaufen, und ob sich Dreistigkeit bei einem Gesuch auszahle. «Wir sind geschult, uns nicht bluffen zu lassen», sagte darauf François Verrey. Dreistigkeit werde nicht belohnt. Gewisse Verkäuferqualitäten seien aber dennoch gefragt, besonders bei der Abfassung des Gesuchs: Gut formulierte und klar strukturierte Gesuche hätten die besseren Chancen.

Parallelbewerbungen unerwünscht

Wie geht der Forschungsrat mit innovativen Forschungsprojekten um, die sich keinem bestehenden Fach zuordnen lassen? «Gerade interdisziplinäre Projekte, die in keine der vorhandenen Kategorien passen, werden besonders gefördert», sagte dazu Michael Schmidt.

Auf die Frage, ob es sinnvoll sei, sich bei mehren Förderungsinstitutionen gleichzeitig für ein Projekt zu bewerben, antwortete Dieter Imboden, dies sei für alle Beteiligten eine Zeitverschwendung. «Leute, die sich auf gut Glück bei verschiedenen Institutionen gleichzeitig um Fördermittel bewerben, belasten Auswahlgremien unnötig, wir sehen daher Mehrfachbewerbungen ungern.»

Dieter Imboden, Präsident des Nationalen Forschungsrats, zeigte sich Parallelbewerbungen gegenüber eher abgeneigt: «Forschende, die sich auf gut Glück bei verschiedenen Institutionen gleichzeitig um Fördermittel bewerben, belasten Auswahlgremien unnötig.»

Das Alter spielt keine dominante Rolle

«Wie praxisrelevant dürfen Forschungsprojekte sein?», lautete eine weitere Frage aus dem Publikum. «Sie müssen nicht, dürfen aber praxisrelevant sein», sagte darauf Kurt Reusser – und wies darauf hin, dass der Nationalfonds in den kommenden Jahren die anwendungsorientierte Grundlagenforschung breiter unterstützen will.

Und welche Rolle spielt das Alter? Es sei nicht mehr so entscheidend wie früher, sagte Dieter Imboden unter dem Applaus des Auditoriums. Geachtet werde aber bei einem Lebenslauf darauf, wie viel Zeit ein Antragssteller auf den verschiedenen Karrierestufen verbracht habe.

Initiative zeigen

Als Gastgeber der Veranstaltung wies Rektor Andreas Fischer darauf hin, dass den Nachwuchsforschenden nicht nur die Förderungsinstrumente des Nationalfonds offen stünden, sondern beispielsweise auch der Forschungskredit und andere Förderinstrumente der UZH. Er riet den jungen Forschenden im Publikum, sich aktiv um Förderbeiträge für eigene Vorhaben zu bemühen. «Ihre Initiative», sagte er, «ist genauso wichtig wie die Hilfe, die wir Ihnen anbieten können.»