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Frauenquoten – ja oder nein

Am Lunchtreffen der ehemaligen UZH-Wirtschaftsstudierenden war am vergangenen Freitag eine prominente Rednerin zu Gast: Iris Bohnet, Verhaltensökonomin und Professorin an der Harvard Kennedy School in Cambridge. Ihr Vortrag war dem vieldiskutierten Thema «Frauenquoten» gewidmet.
Regula Pfeifer

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Zahlen ändern, um Einstellungen zu verändern: Ökonomieprofessorin und UZH-Alumna Iris Bohnet. (Bild: Regula Pfeifer)

«Diskriminierung ist ein Fehler im Gehirn», ist Iris Bohnet (46) überzeugt. Der ehemaligen Studentin der Wirtschaftswissenschaften an der UZH gelang vor sechs Jahren – als einer der ersten Frauen - der Aufstieg zur ordentlichen Professorin an der amerikanischen Elite-Universität Harvard Kennedy School in Cambridge (Massachusetts). Zudem ist Bohnet Verwaltungsrätin der Credit Suisse Group. Kein Wunder setzte der Verein Oec Alumni UZH alles daran, sie für einen Vortrag zu gewinnen. Rund 40 Ökonominnen und Ökonomen, Männer und Frauen zu gleichen Teilen, folgten am vergangenen Freitag ihrem in perfektem Amerikanisch gehaltenen Referat im Zunfthaus zur Meisen.

Die Verhaltensökonomin beschäftigt sich schon länger mit dem «Gender Bias», also «geschlechtsspezifischen Verzerrungseffekten». Sind Quoten die Lösung für das Problem, das Frauen in Fürhungspositionen untervertreten sind? Eine Frauenquote sei zwar die schnellste Art, zahlenmässig Gleichstellung zu erreichen, befand Bohnet. «Doch will jemand hier Quotenfrau sein?», fragte die charismatische Rednerin rhetorisch in die Runde.

Vorbilder für Indien

Bohnet lenkte den Blick in der Folge auf unterschiedliche Erfahrungen mit Frauenquoten in verschiedenen Ländern. Das Beispiel Indien zeige, dass eine Frauenquote positive Effekte haben könne. 1993 wurde in der indischen Verfassung festgeschrieben, dass ein Drittel aller Dörfer von einer Bürgermeisterin geleitet werden müssen.

Die Folge: Die ersten Bürgermeisterinnen verbesserten die öffentliche Versorgung mit Wasser und medizinischen Diensten. Die nachfolgenden Bürgermeisterinnen waren als weibliche Führungspersonen bereits breit akzeptiert. Und inzwischen zeigen sich die Bewohnerinnen dieser Dörfer sehr interessiert, eine politische Karriere einzuschlagen.

Nachlassende Performance

Anders die Erfahrungen in Norwegen. Dort hatte sich die Frauenquote offenbar negativ ausgewirkt, wie kürzlich auch Schweizer Medien berichteten. Die börsenkotierten Unternehmen Norwegens hatten ab 2003 die gesetzliche Vorschrift, 40 Prozent ihrer Verwaltungsräte mit Frauen zu besetzen. In der Folge wurde ihre Performance der Firmen schlechter. Der Grund sei nicht klar: «Vielleicht lag es daran, dass gut arbeitende Teams ausgewechselt wurden», sagte Bohnet. Die Rednerin hofft, dass wissenschaftliche Studien zu mehr Klarheit führen werden.

Grundsätzlich steht Bohnet Quoten «verhalten positiv» gegenüber – auch wenn solche in ihrer Wahlheimat USA als unfair gelten. «Wir müssen Zahlen ändern, um die Einstellung gegenüber Frauen und Männern zu verändern», ist sie überzeugt. Das gelte auch für Berufe, in denen Männer untervertreten sind, etwa bei Kindergärtnern oder Pflegefachleuten.

Ein «Schubs» für mehr Gerechtigkeit

Als Verhaltensökonomin sucht Bohnet in ihren Studien aber andere Wege hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit – sogenannte «Nudges» oder «Schubs». Sie meint damit Verfahren, die es erleichtern, bisher Ungewohntes zu akzeptieren, etwa ein neues Auswahlverfahren. So wechselte ein US-Orchester erfolgreich das Auswahlverfahren für neue Musikerinnen und Musiker. Es liess hinter einem Vorhang vorspielen, um Diskriminierungen von Musikerinnen vorzubeugen. Umgehend wurden 30 Prozent mehr Frauen engagiert.

Zu den Verhältnissen in der Schweiz äusserte sich die Auslandschweizerin nicht. Aus dem Publikum gab es dafür Wortmeldungen zur Lage an den Universitäten. Das Publikum holte sich vond der Referentin zudem Tipps für eine bessere Kommunikation zwischen den Geschlechtern in Führungsgremien.

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