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Zurich Life Science Day

«Bleiben Sie offen, bleiben Sie neugierig!»

Wie bereitet man sich als am besten auf eine Laufbahn in einer Firma vor? Welche Fähigkeiten, welche Eigenschaften sind dort gefragt? Am dritten «Zurich Life Science Day» an der Universität Zürich konnten junge Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler auf Tuchfühlung mit der Berufswelt gehen.
David Werner
«Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern haben breitgefächerte berufliche Möglichkeiten.» Philippe Lopes-Fernandes, Manager von Merck-Serono. (Bild: David Werner)

Gelegenheiten wie diese gibt es nicht alle Tage: Führungskräfte von Firmen wie Roche, Novartis, Nestlé gaben am Zurich Life Science Day Ratschläge, wie man eine Berufslaufbahn am besten aufgleist. Rund 700 Studierende und junge Forschende haben sich dieses Jahr dazu angemeldet. Sie machten sich an Ständen und an Vorträgen über Rekrutierungsprozesse und Karrieremöglichkeiten im Life-Science-Bereich kundig, besuchten die Präsentationen und Gastvorträge und knüpften dabei Kontakte.

Zahlreiche Fragen wurden gestellt und beantwortet. Zum Beispiel:  Wie wichtig ist Business-Erfahrung für Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler? Wie findet man heraus, welche Stelle in einer Firma einem wirklich entspricht? Und wie erhöht man seine Chancen bei einer Bewerbung?

Business-Erfahrung nicht zwingend erforderlich

Philippe Lopes-Fernandes, Leiter des Business Developments bei Merck-Serono, betonte, dass es kein fixes Kriterienraster für eine erfolgreiche Karriere gebe. Eine hervorragende wissenschaftliche Bildung und gute Sprachkenntnisse seien zentrale Voraussetzungen. Das Augenmerk würde im Rekrutierungsprozess aber weniger darauf gelegt, womit sich Bewerberinnen und Bewerber an der Universität fachlich beschäftigt hätten. Entscheidend sei vielmehr, wie überzeugend jemand darlegt, warum, mit welcher Motivation und mit welchen Lerneffekten er sich in ein bestimmtes Gebiet vertieft hat.

Business-Erfahrung, so der Merck-Serono-Manager, sei keine Bedingung, um eine interessante Stelle zu finden. Den nötigen Geschäftssinn können sich Naturwissenschaftlerinnen und –wissenschaftler auch ‚on the job’ aneignen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten sich in der Firma weiterentwickeln und ihren individuellen Weg finden, sich einzubringen. «Bleiben Sie offen, neugierig und lernbegierig!», gab Lopes-Fernandes seinem Publikum mit auf den Weg.

«Meine Triebfeder war immer die wissenschaftliche Neugier». Andreas Plückthun, Professor für Biochemie.

Stay hungry, stay foolish

In eine ganz ähnliche Richtung zielte Andreas Plückthun.«Stay hungry, stay foolish!», riet er, Steve Jobs zitierend, den angehenden Berufsleuten.

Andreas  Plückthun ist Professor für Biochemie an der UZH. Thema seines Referats war das Verhältnis von akademischer Grundlagenforschung und angewandter Forschung in der Privatwirtschaft. Plückthun ist in beiden Bereichen tätig: 1992 gründete er mit zwei anderen Wissenschaftlern die Münchner Biotechnologiefirma MorphoSys, 2005 rief er mit sechs Wissenschaftlern aus seiner Forschungsruppe die Biotech Firma Molecular Partners mit Sitz in Zürich ins Leben.

Plückthun bezog sich in seiner Präsentation auf eigene berufliche Erfahrungen. Akademische und kommerzielle Forschung, betonte er, seien zwei grundsätzlich verschiedene Welten. Grundlagenforschung  diene dazu, das vorhandene Wissen auszuweiten und die Wissenschaft voranzubringen, die anwendungsnahe Forschung in Unternehmen dagegen sei gewinnorientiert, folge also der Logik der Ökonomie.  

Bei aller Verschiedenheit dieser zwei Welten könne man durchaus in beiden zugleich tätig sein und sie füreinander nutzbar machen. «Voraussetzung aber ist, dass man sie sauber zu trennen versteht.»

Die Universität sei vorrangig ein Ort der Grundlagenforschung – und dies soll nach Meinung von Andreas Plückthun auch so bleiben, denn: «Nur in der Akademie hat man die Freiheiten, neuartige, unkonventionelle Ideen konsequent verfolgen. Firmen können sich meist keine Risiken erlauben, sie operieren im Rahmen grosser Erfolgswahrscheinlichkeit.»

Akademische Forschung – fast wie Berufssport

Wie entscheidet man also, ob man eine akademische Laufbahn einschlagen oder eine Anstellung in einem Unternehmen anstreben soll? Im Allgemeinen, so Plückthuns Antwort, sei der Arbeitsalltag für Forschende in der Industrie und an der Hochschule recht ähnlich. Der wesentliche Unterschied: «An der Akademie bestimmt man die Agenda seiner Forschungsvorhaben selbst, und der eigene Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt wird deutlicher sichtbar.»

Ein ausgeprägter Drang nach Eigenständigkeit ist also eine gute Voraussetzung für eine Hochschullaufbahn. Man müsse aber wissen, gibt Plückthun zu bedenken, dass man sich als universitärer Forscher in einem der kompetitivsten und am stärksten globalisierten Berufsfelder überhaupt zu bewähren habe. «Akademische Forschung ist fast wie Berufssport: es kommt darauf an, der erste zu sein, der etwas entdeckt und Gold zu gewinnen. Silber zählt nicht.»

Individuelle Fähigkeiten herausstreichen

Um die Unterschiede zwischen den Arbeitsfeldern Hochschulle und Geschäftswelt ging es auch im Vortrag der Laufbahnberaterin Monika Clausen. «Vielen Studienabsolventinnen und -absolventen ist zu wenig bewusst, dass die Rekturtierungsverfahren in Hochschulen und Privatfirmen völlig unterschiedlich aublaufen». Je nachdem, wo man sich bewerbe – ob in der Grundlagenforschung oder in der Industrie – müsse man bei der Bewerbung ganz unterschiedliche Botschaften vermitteln.

Die grösste Hürde bei einer Bewerbung in der Privatwirtschaft sei es, die Erfahrungen, die man an der Universität gemacht habe, so darzustellen, dass sie als für den potentiellen Arbeitgeber interessant würden. Der am häufigsten gemachte Fehler bei Bewerbungsgesprächen sei, nur von eigenen Fähigkeiten zu erzählen, statt Fragen zu stellen und Interesse für die Firma zu zeigen. Monika Clausens Tipp: «Setzen Sie sich vor der Bewerbung eingehend mit dem Unternehmen, bei dem Sie sich bewerben, auseinander!»