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Sich entspannt zurücklehnen auf dem Zahnarztstuhl und während der Behandlung ein wohliges Gefühl haben – ist das schon Realität? Wohl eher nicht. Viele Menschen haben trotz modernster Technik auch heute noch ein schlechtes Gefühl beim Zahnarzt. Manche leiden sogar unter sehr starken Zahnbehandlungsängsten, einer Dentalphobie.
Das erfährt der Besucher der neuen Ausstellung im Medizinhistorischen Museum, wenn er an einer der Audiostationen reinhört. Die Ausstellungsmacher hatten Menschen auf der Strasse in Zürich gefragt, und einige erzählten frei raus über ihre Ängste, wie es ihnen beim Zahnarzt ergehe: von schweissnassen Fingern und dem Gefühl des Ausgeliefertseins. Viele erwähnen zudem, dass sie nicht nur die Angst vor dem Bohrer umtreibt, auch finanziell sei man bei langen Zahnbehandlungen belastet.
Die Ausstellungsmacher haben die Ausstellung zur Geschichte der Zahnmedizin in drei Bereiche eingeteilt: «Angst und Schmerz», «Zahnmedizin» und «Mundhygiene». Beim Thema «Zahnmedizin» zeigen historische Bilder, wie es den Zahnkranken früher erging: Auf dem Marktplatz traktierten Zahnreisser, aber auch Barbiere oder Bader ihre Kunden mit Zangen, Zahnschlüsseln und Haken. Freilich handelt es sich um Genrebilder, die möglichst spektakuläre Szenen und nicht die damalige Alltagsrealität abbilden.
Die Techniken und Instrumente für den Zahnerhalt – Bohren, Zahnfüllungen, Wurzelbehandlungen – sind erst seit etwas mehr als hundert Jahren gebräuchlich. Neben diesen technischen Neuerungen bildet die Entwicklung des Zahnarztberufes einen eigenen Komplex innerhalb der Ausstellung, denn lange stritten sich Zahntechniker und Zahnmediziner um Anerkennung und Kunden.
Ratgeber, Lehrmittel sowie Zahnpflegemittel wie Zahnbürsten, Zahnpasten, Zahnstocher, Zahnseide und Mundwasser dokumentieren historische und gegenwärtige Konzepte der Mundhygiene. Diese stehen nicht selten im Kontext unterschiedlicher gesundheitspolitischer und gesellschaftlicher Debatten, wie sie etwa zur Frage der gesunden Ernährung bei der Kariesprophylaxe geführt wurden und werden.
1908 eröffnete Zürich die erste Schulzahnklinik der Schweiz, um Schüler zu behandeln und ihnen mundhygienische Massnahmen zu vermitteln. Den Kampf gegen Karies verstärkten in den 1960er Jahren Zahnpflegehelferinnen – die «Zahntanten» – die mehrmals jährlich jede Schulklasse besuchten.
Die zahnmedizinische Betreuung der Schuljugend widmete sich von Beginn an nicht nur der Reparatur schon bestehender Schäden, sondern versuchte zu verhindern, dass es überhaupt so weit kam. Das Resultat ist frappant: Im Kanton Zürich sank der Kariesbefall bei 12-jährigen Schülern von 1964 bis 1996 um rund 90 Prozent. Die Ausstellung dokumentiert damit auch eine Erfolgsgeschichte.
Die Ausstellungsmacher Beate Schappach und Ronny Trachsel haben in Zusammenarbeit mit Professor Christoph Mörgeli und Iris Ritzmann vom Medizinhistorischen Institut und Museum in nur einem halben Jahr die Exposition konzipiert und realisiert. Insgesamt bietet sie einen kurzweiligen Rundgang durch die Geschichte der Zahnmedizin mit besonderem Blick auf die Verhältnisse im Kanton Zürich.
Kleinere Kinder finden in einem eigens für sie eingerichteten Teil der Ausstellung Spiele vor, die von Zähnen und Zahngesundheit handeln.