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Eröffnung der neuen Kleintierklinik

Tiermedizin auf höchstem Niveau

Die Kleintierklinik der Universität Zürich wurde neu gebaut und wird am Samstag, 25. September, mit einem Tag der offenen Tür der Öffentlichkeit vorgestellt.  
Brigitte Blöchlinger

Vorbei die Zeiten, als Haustiere, wenn sie erkrankten, einfach ihrem Schicksal überlassen wurden. Noch in den sechziger Jahren – die alte Kleintierklinik wurde 1963 in Betrieb genommen – spielten Haustiere nur eine geringe Rolle am Tierspital Zürich; das eigentlich «Wichtige» war die Behandlung der Nutztiere, vor allem Kuh, Pferd und Schaf.

Was ist neu in der frisch eingeweihten Kleintierklinik? Das Video zeigt es Ihnen.

«Damals waren die Platzverhältnisse in der Kleintierklinik absolut ausreichend», erzählt Prof. Claudia Reusch, «auch Studenten interessierten sich nur wenige für Kleintiermedizin.»

Das Kleintier als «Überflieger»

Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich die Lage völlig verändert, bilanziert Reusch: «Mittlerweile haben die Behandlungszahlen der Kleintiere jene der Nutztiere überflügelt.» Gleichzeitig sind die Ansprüche gestiegen: «Die Kleintierbesitzer erwarten ein sehr gutes Angebot, das in etwa dem Standard der Humanmedizin entspricht.»

Die neue Kleintierklinik behandelt auch verletzte Wildtiere wie diesen Raubvogel mit gebrochenem Flügel.

Auch bei den Studierenden ist ein starker Zuwachs zu vermelden. Heute wählt etwa die Hälfte eines Jahrgangs während des Studiums den Schwerpunkt Kleintiere, das sind zirka dreissig Personen pro Jahr. Auch sie profitieren von den Verbesserungen in der neuen Kleintierklinik.

Die Politik sah es anders

Trotz der wachsenden Zahl an Haustieren und damit dem steigenden Bedürfnis nach einem verbesserten und breiteren Behandlungsangebot zog sich die Planung der neuen Kleintierklinik in die Länge. Neben den politischen Befürwortern eines grosszügigen Neubaus gab es immer auch Kräfte, die selbst von einer universitären Kleintierklinik nur gerade Grundversorgung erwarteten und die Kosten für den Neubau entsprechend niedrig halten wollten.

Der neue Empfang ist gross genug, dass sich Hunde und Katzen beim Warten nicht in die Quere kommen.

So dauerte es schliesslich vom ersten Vorstoss 1990 bis zur Eröffnung am 25. September 2010 zwanzig Jahre. Diverse Sparrunden und Untersuchungen, ob ein Neubau wirklich nötig sei, führten immer wieder zum Stillstand des Projekts.

Sponsoren bringen 2,6 Millionen

Das Budget kürzte der Kantonsrat von ursprünglich veranschlagten 36 Millionen Franken auf 28 Millionen; da die Vetsuisse-Fakultät jedoch das Bauvolumen des ursprünglichen Projekts so weit wie möglich erhalten wollte, suchte sie nach Sponsorengeldern. Die Fakultät gründete die Stiftung für Kleintiere, die bis jetzt 2,6 Millionen Franken eintreiben konnte, die vor allem für Betriebseinrichtungen eingesetzt wurden. Die UZH hat aus ihrem ordentlichen Investitionskredit rund 5 Millionen Franken in neue Geräte investiert, die unabhängig vom Neubau benötigt wurden.

Kontroverse um die Bedeutung des Kleintiers

«Die Behandlung von Kleintieren ist ein kontrovers diskutiertes Thema in der Gesellschaft», fasst Prof. Reusch die Diskussionen um den Neubau zusammen. «Meiner Ansicht nach haben wir als Universitätsklinik die Verpflichtung, über die Grundversorgung, die Private anbieten, deutlich hinauszugehen; wir haben ja auch den Auftrag, Lehre und Forschung auf höchstem Niveau anzubieten.»

Alle möglichen Erkrankungen

Rund 17'000 Tiere behandelt die Kleintierklinik pro Jahr. Etwas mehr als die Hälfte sind Hunde, die übrigen Patienten sind Katzen, Schildkröten, Meerschweinchen, Schlangen und andere Heim- und Wildtiere.

Auch in der «Betten»-Abteilung, in den Ställen, genesen Katzen und Hunde getrennt; was zu einer «enormen Beruhigung» geführt hat, so Prof. Claudia Reusch.

«Etwa 50 Prozent unserer Patienten sind von privaten Tierärzten überwiesen und brauchen eine spezielle Abklärung oder eine besonders intensive Therapie», sagt Reusch, «die andere Hälfte kommt direkt zu uns.» Häufigste Behandlungen lassen sich nicht ausmachen. Reusch: «Es gibt von allem was.» So zeigt sich in der Kleintierklinik die ganze Spannbreite möglicher Erkrankungen – von kleineren Behandlungen bis zu lebensbedrohlichen Notfällen. Was wiederum auch den Studierenden zugute kommt, die breit Erfahrungen sammeln können.

Bildgebende Verfahren ausgebaut

«Wir haben im Neubau keine neuen Abteilungen», sagt Reusch, «aber wir haben endlich Platz für Neuanschaffungen und eine bessere technische Ausstattung.»

Insbesondere in die bildgebenden Verfahren hat die Universität Zürich investiert – die Klinik wird in naher Zukunft zum Beispiel einen Magnetresonanztomographen bekommen. Modernste Technologien gibt es auch im Bereich Ultraschall: So können mit dem neuen Endosonographie-Gerät Ultraschalluntersuchungen vom Inneren des Körpers vorgenommen werden. Damit kann man kleinste Veränderungen, z.B. Entzündungen oder Tumoren in der Magenwand erkennen. Auch bei Erkrankungen der schwer zugänglichen Bauchspeicheldrüse kommt die Endosonographie zum Einsatz.

Steine in den Harnwegen zertrümmern

Neu gibt es auch ein Gerät, das Steine in den Harnwegen zertrümmern kann. Investiert wurde zudem in die Kniegelenkspiegelung (Arthroskopie). Die Behandlung von Knie- und Hüftgelenkserkrankungen gehört zu den Zürcher Spezialgebieten. Ausgebaut wurden unter anderem die ambulante Behandlung, die Physiotherapie, der Notfall, die Ställe und die Intensivstation (siehe auch Video).

Höhere Behandlungskosten werden privat berappt

Die Kosten, die bei Einsatz der neuen Technologien recht hoch ausfallen können, bezahlen die Tierbesitzer selbst. Es gibt zwar ein paar wenige Tierkrankenkassen. Aber die absolute Mehrheit berappt die Behandlung ihrer Lieblinge aus dem eigenen Sack, erklärt Reusch.