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Life Science Learning Center

Naturwissenschaft für kleine Leute

Die Naturwissenschaften kommen in der Primarschule zu kurz. In diese Lücke springt das Life Science Learning Center der Universität und der ETH Zürich. Kinder und Jugendliche lernen, dass Erkenntnis mit Erfahrung anfängt.  
Marita Fuchs

Seit Jahren gibt Christof Hugentobler Kurse am Life Science Learning Center und an der Kinder-Universität der Universität Zürich. Seine Veranstaltungen über die Genetik der Taufliege Drosophila melanogaster oder die Isolation von Tomaten-DNA sind beliebt und stets ausgebucht.

Christof Hugentobler: «Schön, wenn der Lernende neue oder bislang verborgene Qualitäten an sich entdeckt».

Hugentobler unterrichtet alle Alters- und Niveaustufen. Eins bleibt jedoch gleich: Wer zu ihm kommt, muss vergessen, was er alles weiss, und selbst erfahren, wie die Dinge beschaffen sind. Über Erfahrung einen Zugang zu den Naturwissenschaften zu schaffen, ist das Credo des Pädagogen. «Wer sich auf neue Erfahrungen mit der Natur einlässt, entfaltet Sensibilität und Bewusstsein. Schön, wenn der Lernende dadurch auch neue oder bislang verborgene Qualitäten an sich entdeckt», begründet Hugentobler sein didaktisches Vorgehen.

Nach zwanzig Jahren Primarlehrertätigkeit im Kanton Thurgau hatte sich der vielseitig interessierte Autodidakt Hugentobler vor zehn Jahren entschieden, beruflich umzusatteln und fand eine Stelle als technischer Assistent in der Arbeitsgruppe von Biologie-Professor Ernst Hafen an der Universität Zürich.

Ins Staunen geraten

Hugentoblers Einsatz für Schülerlabore an der Universität Zürich begann mit der Ausstellung «Der gespiegelte Mensch», die im Jahr 2004 im Landesmuseum in Zürich gezeigt wurde. Die Ausstellung im Landesmuseum war vom Biologen Professor Ernst Hafen initiiert worden und sollte einer breiten Öffentlichkeit die moderne Forschung aus der Biologie näher bringen. Anhand von Modellorganismen, wie der Taufliege, wurde gezeigt, wie verblüffend ähnlich grundlegende Lebensprozesse ablaufen.

Im Laborraum der Ausstellung konnten Besucherinnen und Besucher unter Hugentoblers Anleitung selber durch ein Binokular schauen und beim Anblick einer Taufliege ins Staunen geraten. Die Ausstellung setzte Massstäbe: Sie zeigte, dass Wissenschaft auf verständliche und sinnliche Art einer breiten Bevölkerung vermittelt werden kann, nicht zuletzt Kindern und Jugendlichen.

Kleine Naturforscher im Life Science-Labor

Mit dem «Life Science Learning Center» der Universität Zürich und der ETH Zürich wurde im Anschluss an die Ausstellung ein institutioneller Rahmen für naturwissenschaftliche Kurse gefunden. Christof Hugentobler war als ehemaliger Primarlehrer prädestiniert für diese Aufgabe, er war von Anfang an dabei.

Zeichnung einer Schülerin aus Christof Hugentoblers Kurs: Verliebte Taufliegen.

«Von den Kindern kommt auch viel zurück», erzählt er. «Es ist einfach schön, wenn man erlebt, wie sehr sie es geniessen, im Labor zu arbeiten und wie Experimentierfreude, Beobachtungsgabe und Fantasie zusammenkommen.» Das zeigt zum Beispiel die Zeichnung einer 10-jährigen Kursteilnehmerin. Sie hat die Taufliegen genau angeschaut und stellt sie auch detailreich dar, doch die romantische Liebe darf nicht fehlen: Der Taufliegenmann trägt eine Krone und reicht der Taufliegenfrau ein Geschenk, dazwischen pulsierende Herzchen.

Beliebte Ferienkurse

Den Naturwissenschaften an den Primarschulen wurde in den vergangenen Jahren zu wenig Platz eingeräumt, sagt Peter Jann, Geschäftsleiter am Life Science Learning Center. «Das Fach ‚Mensch und Umwelt’ wird zu wenig genutzt, um Kinder vertieft in naturwissenschaftlichen Themen einzuführen.»

Das Life Science Learnig Center springt in diese Lücke. Im Zeitraum von 2006 bis 2008 nahmen 2'600 Sekundarschüler und Gymnasiasten an Kursen teil und etwa 900 Primarschüler fanden den Weg in die Labors der Universität Zürich. Besonders beliebt sind Ferienkurse von mehreren Tagen und Semesterkurse, die für Schülerinnen und Schüler des «Universikum», einer Einrichtung zur Förderung begabter Kinder der Stadt Zürich, angeboten werden.

Peter Jann, Geschäftsleiter am Life Science Learning Center. «Das Fach ‚Mensch und Umwelt’ wird zu wenig genutzt, um Kinder vertieft in naturwissenschaftlichen Themen einzuführen.»

Finanziert wird das Zentrum von der Universität und ETH Zürich mit einem Budget von knapp 300'000 Franken, zudem unterstützen private Firmen die Kurse, indem sie zum Beispiel Laborkittel oder Handschuhe sponsern.

Lehrern zur Hand gehen

Die Kursleiter des Zentrums unterrichten nicht nur an der Universität, sie gehen auch in die Schulen. «Der Wissensstand in der modernen Biologie hat sich in den letzten Jahren rasant gewandelt. Die Grenzen der Disziplinen zwischen Chemie, Biologie und Systembiologie fliessen immer mehr ineinander. Deshalb sind viele Lehrer, die schon lange unterrichten, froh, wenn Experten mit ihnen zusammen den Labor-Unterricht planen», erzählt Jann. Insofern nimmt das Zentrum vielfältige Aufgaben wahr, die der Vermittlung von Life Science dienen.

Weiter mit Hölderlin und Astronomie

Obgleich in diesem Frühling pensioniert, setzt sich Christof Hugentobler keineswegs zur Ruhe. Er wird seine Studien über den deutschen Dichter Friedrich Hölderlin fortsetzen und sich weiterhin seinem Steckenpferd, der Astronomie widmen.

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