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40 Jahre Institut für Informatik

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Zu seinem 40. Geburtstag schaut das Institut für Informatik vorwärts. Am Jubiläumssymposium präsentieren vier Forschungspersönlichkeiten ihre Zukunftsvision der Computerwelt. Ihre Vorträge handeln von Wolken, virtuellem Wasser und Revolutionen.
Claudio Zemp

Der Blick in die Zukunft ist ein Himmel voller Wolken. «‹Cloud›-Computing hat zwar das Zeug zum Hype, wahrscheinlich steht aber eine ernst zu nehmende Veränderung dahinter», sagt Professor Martin Glinz, Direktor des Instituts für Informatik (IfI). Die Idee hinter «Clouds» ist, dass Firmen Daten nicht mehr lokal speichern und verarbeiten, sondern ihre Datenverarbeitung in einer Netzwerk-Wolke auslagern. Grosse Mengen von Daten würden also nicht mehr auf einem lokalen Server verarbeitet, sondern einem spezialisierten Dienstleister anvertraut. Ein Vorteil dieses «Cloud»-Konzepts ist dessen Flexibilität.

Computercode aus dem Film «Matrix»: Die Informatik der Zukunft beschäftigt sich mit immensen Mengen von Daten.

Die «Clouds» sind nur eine der technischen Visionen, die am Jubiläumsfest des IfI Thema sind. Denn wie Glinz sagt, wolle man nicht zu sehr auf die 40 erfolgreichen Jahre zurück schauen, sondern einen Blick in die Zukunft wagen.

Folgsame Maschinen

Zu den Herausforderungen der Informatik gehört der Umgang mit grossen Mengen von Daten. Sicherheit und Unterhalt von Software sind ein Dauerthema für die Forschenden: «Immer wichtiger wird dabei die quantitative Analyse von sehr grossen Datenbeständen.» Glinz verweist auf den Forschungszweig, der unter dem Schlagwort «data mining» bekannt ist. Das Ziel sei, dass ein System in riesigen Datenmengen auf die Erkennung gewisser Muster trainiert werde und lerne, die gleichen Muster in unbekannten Datenbeständen zu finden. 

Mögliche neue Anwendungen von solchen statistischen Verfahren sieht Glinz etwa in der maschinellen Sprachübersetzung. Bisher versuchte man, Übersetzer mit Wörtern und Grammatikregeln zu programmieren. Für die Zukunft verspricht man sich bessere Resultate, wenn ein System mit korrekt übersetzten Texten trainiert wird und sich die Regeln quasi selbst beibringt. «Die Ergebnisse mit statistischen Verfahren sind erstaunlich gut», sagt Glinz. Auf diesem Gebiet forscht etwa das Institut für Computerlinguistik, welches mit dem IfI assoziiert ist.

Wie echt berechnet
Trotz dramatischer Fortschritte in der Informatik ist der Stand der Forschung in vielen Bereichen auch ernüchternd, wenn man ihn vergleicht mit den Verheissungen von einst: «In der Robotik dachte man vor dreissig Jahren, dass man heute alles perfekt beherrschen würde», stellt Glinz fest. Heute erreichen Maschinen nüchtern betrachtet das kognitive oder motorische Niveau eines zweijährigen Kindes – in einzelnen Bereichen.

Martin Glinz: «Die Computergrafik ist noch nicht am Ende ihrer spektakulären Entwicklung.»

Doch der Direktor des IfI sieht etwa die Computergrafik noch nicht am Ende ihrer spektakulären Entwicklung: «Hier kommt der Appetit mit dem Essen, da will man immer mehr!» Schwierig ist beispielsweise die Darstellung von Flüssigkeiten in Bewegung. Hier haben jedoch die Resultate eines rechnerischen Flussversuchs an der UZH Aufsehen erregt. Die mit Grafik hinterlegten Informatik-Modelle seien mittlerweile so gut, dass man die berechneten Flüsse optisch kaum von echten, gefilmten Flüssen unterscheiden könne.

Ausgebaut wird am IfI auch das Fach «Human-Computer Interaction». Die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine werde immer wichtiger, betont Glinz: «Wir sind heute weniger bereit, uns Dingen zu unterwerfen. Man erwartet, dass sich die Systeme nach den Menschen richten und nicht umgekehrt.»

Innovative Informatikerinnen

Das IfI setzt bei den Doktorierenden stark darauf, dass sie selbst die Zukunft gestalten. Glinz ist überzeugt: «Unser Nachwuchs ist fähig, nicht nur Bestehendes anzuwenden, sondern Innovation zu schaffen.» Seit jeher wird am IfI anwendungsorientierte Forschung betrieben. Die Zusammenarbeit der Universität mit der Wirtschaft zahlt sich für beide Seiten aus. Die Probleme für die Grundlagenforschung der Informatik stammen oft aus der Praxis. Die Partnerfirmen wiederum können mit den Erkenntnissen der Doktorierenden einen Teil ihres Problems lösen.

So gut die Quote der Doktorierenden ist, so mager ist nach wie vor die Zahl der Neueinsteiger. Dies bereitet dem Direktor des IfI Sorgen. Dieses Jahr nahmen an der UZH gegen 90 Studierende ihr Informatikstudium auf, das Ziel seien wieder mehr als 150 Anfänger. Selbst damit würde der Bedarf der Wirtschaft an Informatikern nur knapp gedeckt. Glinz setzt vor allem Hoffnungen in das brach liegende Potenzial von Frauen im Beruf.

Revolutionäres Rezept

Erwarten die Informatiker eine weitere Revolution des Alltags, wie sie uns das Internet in den letzten Jahrzehnten bescherte? Glinz antwortet mit einem Sprichwort: «Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen.» Noch vor zwanzig Jahren konnte sich niemand die dramatische Veränderung unseres Alltags durch das Internet und mobile Geräte vorstellen, obwohl alle Teile der Technik bereits bekannt waren.

Glinz hält es also durchaus für möglich, dass erneut Umwälzungen vor der Tür stehen: «Aus einer Kombination von Technologien, die wir wahrscheinlich heute schon haben.» So ist die Vision des Roboters, der selbständig zum Einkaufen geht, immer noch da. Und ohne komplexe Rechensysteme sowieso undenkbar.