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Gentechnik

Blattläuse leben gut auf gentechnisch verändertem Weizen

Am Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften wird untersucht, ob gentechnisch veränderter Weizen, der vor einer Pilzerkrankung geschützt ist, andere Lebewesen beeinträchtigt. Die Forschenden finden keine negative Auswirkungen auf Blattläuse. 
Petra Bättig-Frey

Noch ist das Feld leer, nur der hohe Zaun mit dem Schild zeigt, dass hier, an der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz Tänikon bald wieder gentechnisch veränderter Weizen wachsen soll. Die Pflanzen, die an der Universität Zürich entwickelt wurden, sind dank einem zusätzlichen Gen besser vor der Pilzerkrankung Mehltau geschützt.

Blattläuse saugen den Pflanzensaft auf einem Weizenblatt.

Im Rahmen des nationalen Forschungsprogrammes 59, wird neben den Untersuchungen zum Nutzen auch eine detaillierte Risikoanalyse der gentechnisch veränderten Pflanzen durchgeführt. Eine der Befürchtungen ist, dass diese Pflanzen auch andere Lebewesen, sogenannte Nicht-Zielorganismen, beeinträchtigen.

Simone von Burg, Doktorandin am Institut für Umweltwissenschaften, hat untersucht, ob sich Blattläuse, die mit dem gentechnisch veränderten Weizen gefüttert wurden, anders entwickeln als solche, die sich von denselben Pflanzen ohne das zusätzliche Gen ernähren.

Kostbare Blattläuse

Blattläuse, als pflanzenfressende Insekten, eigenen sich für solche Studien besonders gut, weil sie sich ausschliesslich vom Pflanzensaft ernähren und sehr empfindlich auf mögliche Veränderungen in der Zusammensetzung der Pflanzen reagieren. Zudem sind die Nachkommen einer Blattlaus identische Klone. Experimente können somit leicht mehrmals unter gleichen Bedingungen durchgeführt werden.

Die Forscherin hat dreissig verschiedene Blattlausklone auf Weizenfeldern rund um Zürich gesammelt. In Klimakammern hielt sie die Blattläuse auf acht verschiedenen Weizen, vier gentechnisch verändert und vier entsprechende nicht-veränderte Weizen.

Jedes Experiment wurde jeweils fünf Mal wiederholt – macht total 1081 Blattläuse! «Der Arbeitsaufwand war riesig!», meint Simone von Burg. Ungewohnt sei aber vor allem gewesen, dass jede einzelne Blattlaus plötzlich so eine grosse Bedeutung hatte, «normalerweise werden diese als Schädlinge ja zu Tausenden vernichtet.» Doch sie hat jede einzelne kostbare Blattlaus auf einer Mikrowaage gewogen, zweimal pro Woche hat sie deren Nachkommen gezählt und entfernt und die Entwicklungsdauer erhoben.

Keine negativen Auswirkungen

Das Resultat all dieser Arbeit: Jeder gemessene Parameter der unterschiedlich ernährten Blattläuse ist vergleichbar. Die gentechnische Veränderung der untersuchten Weizensorten hat keine Auswirkungen auf die Blattläuse.

Zu einem ähnlichen Resultat kommt auch eine Studie der Universität Bern. Dort wurden die selben gentechnisch veränderten Pflanzen über vier Generationen an Fliegenlarven verfüttert. Auch hier haben die unterschiedlichen Nahrungsquellen nicht zu Unterschieden der gemessenen Fitness-Parameter geführt.

Versuche im Feld

Analoge Experimente führt die junge Forscherin im Feldversuch durch. Hier wird zwar nicht mehr eine einzelne Blattlaus studiert, doch kann im Feld die natürliche Situation untersucht werden. Aufgrund der Resultate aus dem Labor erwartet Simone von Burg keine Unterschiede der Blattlauspopulation im Feld.

Im Feld kommt allerdings noch ein weiterer Faktor hinzu: die Mehltauinfektion. Im Labor wurden die Pflanzen steril gehalten, so dass sich dieser Faktor nicht auswirken konnte. Ob und wie sich eine Mehltauinfektion im Feld auf die Blattläuse auswirkt, wird sich nach der Auswertung der Daten im Herbst zeigen.

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