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Multilinguale Textanalyse

Vieldeutigkeit der Sprachen verstehen

Gleich vier sprachwissenschaftliche Abteilungen der Universität Zürich haben sich zusammengetan und bieten ab Herbstsemester 09 einen neues Masterprogramm für Multilinguale Textanalyse an. Jetzt können sich Interessierte bewerben.
Marita Fuchs
«Pear» oder «bulb»? Welches ist die zutreffende Übersetzung von «Birne»?

Texte und Webseiten sowie Suchanfragen zwischen zwei Sprachen hin- und herübersetzen zu lassen ist der Wunsch vieler Anwender. Da bisherige Übersetzungsprogramme zum Teil haarsträubende Fehler machen, gibt es für Computerlinguisten und Sprachwissenschaftler noch einiges zu tun, bis der Befehl «übersetzen» per Mausklick korrekte Ergebnisse liefert.

Da für diese Forschungsaufgaben sowohl Sprachwissenschaftler als auch Computerfachleute benötigt werden, bietet die Universität Zürich neu ab Herbstsemester 2009 einen Studiengang in «Multilingualer Textanalyse» an. Dieser Studiengang ging aus der Zusammenarbeit von vier verschiedenen Instituten und Seminarien hervor. Drei Sprachwissenschaftliche Abteilungen – die Romanistik, Germanistik und die Anglistik – haben sich mit der Computerlinguistik zusammengetan und ein interdisziplinäres Studienprogramm entworfen.

Spannende Forschungsfragen und gute Berufsaussichten: Das erwartet die Studierenden des Masterprogramms Multilinguale Textanalyse, ist Maya Bangerter überzeugt.

Wie findet man «Mäuse»?

Es gibt vielfältige Arbeitsbereiche: Wie bringt man zum Beispiel einer Suchmaschine bei, dass sie nicht nur Dateien findet, in denen ein bestimmtes Wort vorkommt - sondern auch dessen Plural? So dass sie bei dem Suchbegriff «Maus» auch die «Mäuse» findet. «Für ein System ist das kompliziert, denn der Plural unterscheidet sich sowohl in der Wortmitte als auch am Wortende vom Singular. Ähnlich ist es mit Verben, die in den verschiedenen Fällen auch unterschiedliche Endungen haben und trotzdem alle in einem Suchvorgang gefunden werden sollen», erklärt Maya Bangerter, Koordinatorin des neuen Studiengangs.

Die Chance eines mehrsprachigen Ansatzes liegt im Sprachvergleich: Wo die eine Sprache nicht logisch ist, kann die andere vielleicht helfen. Muss der Computer sich zum Beispiel entscheiden, ob in einem Text mit einer Birne die Glühbirne oder die Frucht gemeint ist, vergleicht er mit dem englischen Paralleltext, ob da «bulb» oder «pear» steht, um entscheiden zu können.

Gute Berufsausichten

Maya Bangerter ist davon überzeugt, dass auf die Interessenten des neuen Studienprogramms spannende wissenschaftliche Fragestellungen und später gute Berufsaussichten warten. «Ein Beispiel ist die (Spin-off-)Firma ‚Powerset’: Jahrelang entwickelten Sprachwissenschaftlerinnen und Informatiker ein Programm, dass die Grammatik vieler verschiedener Sprachen parallel analysiert», erzählt Bangerter. Das Interesse an dieser Neuentwicklung war so gross, dass Microsoft sie für einen stolzen Preis aufkaufte. «Oder denkbar wäre es auch, in einem Verlag zu arbeiten, der elektronische Wörterbücher entwickelt.»

Auf dem Studienplan der angehenden Multilinguisten stehen Analysen von grossen mehrsprachigen Textsammlungen. «Daran wird jetzt schon gearbeitet», sagt Bangerter, «aber meistens ohne die heutigen Möglichkeiten der Informatik auszuschöpfen.» Weiter werden innovative Methoden der automatischen Übersetzung ausgelotet.

Sprach- und Programmierkenntnisse notwendig

Interessentinnen und Interessenten sollten Englisch, Deutsch und Französisch schriftlich und mündlich beherrschen und gerne mit dem Computer arbeiten. «Auch Programmierkenntnisse  in einer gängigen Sprache wie Python sind Voraussetzung», sagt Bangerter.

Zwei Jahre lang dauert die Ausbildung; ergänzt wird das Programm durch Sommerschulen, in denen die Absolventen überfachliche Kompetenzen, wie zum Beispiel wissenschaftliche Präsentationen einüben und Netzwerke knüpfen können.

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