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Filmpremiere zu Calvin

Sternstunden der Reformationsgeschichte

Das Schweizer Fernsehen hat in einer Ko-Produktion das Doku-Drama «Johannes Calvin – Reformator und Reizfigur» realisiert. Die Premiere fand letzte Woche im Rahmen der UZH-Veranstaltungsreihe aus Anlass des 500. Geburtstags von Calvin statt.
Natalie Pieper
Filmplakat: Bewegtes Leben des Reformators Johannes Calvin nachgezeichnet.

«Kaum ein Zweiter hat auf die Moderne einen so starken Einfluss genommen wie Johannes Calvin», hebt die Beschreibung auf dem Filmplakat von «Johannes Calvin – Reformator und Reizfigur» an.

Konrad Schmid, Dekan der Theologischen Fakultät, erinnerte in seiner Begrüssungsrede daran, dass der Einfluss des Reformators vielfach nicht positiv bewertet wird und Calvin im Gegenteil oft als humorloser Spielverderber verschrien werde.

Mit Klischees aufräumen

Den Filmautoren Werner Köhne und André Schäfer war es ein Anliegen, nicht nur die gängigen Klischees zu Calvin zu bedienen. Sie wählten dazu die Form eines Doku-Dramas – eine Mischung aus Dokumentar- und Spielfilm. Auf diesem Wege könne man sich dem radikalen und oft verwirrenden, aber auch faszinierenden Leben und Werk Calvins am ehesten nähern, erklärten sie anlässlich der Filmpremiere.

Der knapp einstündige Film zeichnet das bewegte Leben Calvins nach und reflektiert die Wirkungsgeschichte des Calvinismus bis in die heutige Zeit. Ausdruck davon finden sie etwa in unserer Lebensführung, unserer Auffassung von Arbeitsmoral und Individualität. Der deutsche Schauspieler Julian Mehne bringt in der Rolle des Johannes Calvin das komplexe Wesen und Denken des Reformators auf beeindruckende Art zum Ausdruck.

Seligkeit oder Verdammnis

Die schwierige Aufgabe sei gelungen, das Leben und Wirken Calvins in Form eines Films nachzuzeichnen, ist Emidio Campi überzeugt. Der Professor für Kirchengeschichte an der UZH ist als Experte für Reformationsgeschichte selbst Protagonist im Film.

An der Podiumsdiskussion nach der Filmvorführung kam unter anderem das Bedauern zum Ausdruck, dass Calvin häufig auf die so genannte doppelte Prädestination – die Vorherbestimmung jedes einzelnen Menschen entweder zur Seligkeit oder zur Verdammnis – reduziert werde.

Was er von Calvin gerne wissen wollte, wenn er ihn heute antreffen könnte, wurde Emidio Campi gefragt: «Ich würde ihn fragen: Weshalb hast Du nicht auf Deinen Freund Heinrich Bullinger – den Zürcher Reformator – gehört, als er Dir nahe legte, Deine Prädestinationslehre etwas abzumildern?», so Campi.