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Seline Dänzer, Museumspädagogin im Zoologischen Museum, weiss nie genau, wie der Sonntag ablaufen wird. Vielleicht wird sie mit Kindergartenkindern Tiere kneten, genaue Erklärungen zum Klima in Südamerika und seinem Einfluss auf die Fauna abgeben oder auf einem Kindergeburtstag neugierigen Siebenjährigen Geschichten über die Fledermäuse erzählen. «Natürlich habe ich mein Programm, aber ich muss sehr flexibel damit umgehen», sagt Dänzer.
Die ausgebildete Biologin ist eine der zwei Museumspädagoginnen des zoologischen Museums, die alternierend jeden Sonntag eine Safari für Familien veranstalten. «Leider haben wir keinen Mann im Team, das würden wir uns noch wünschen», meint Regula Frei. Sie ist Biologin und Mittelschullehrerin und hat schon in vielen Museen Erfahrungen gesammelt. «Unsere museumspädagogische Arbeit ist ein wichtiger Teil naturwissenschaftlicher Bildung,» meint sie. «Wir wollen durch Mitmachen die Neugierde der Kinder wecken. Schon Dreijährige können sich spielerisch Naturwissenschaften aneignen.» Kinder seien als Museumsbesucher ernst zu nehmen, ohne Angebote für die Kleinen seien Museen auf Dauer unattraktiv, ist auch Dänzer überzeugt.
Bei ihrer Führung empfängt Seline Dänzer die Kinder und deren Eltern mit einer grossen Karte. Heute ist Südamerika das Thema. Die Kinder können nun Plastiktiere auf der Karte verteilen. Das Lama kommt auf jeden Fall nach Südamerika, bei anderen Tieren sind sich die Kleinen nicht so ganz sicher, hier kommen die älteren Kinder ins Spiel. Im Gespräch mit Kindern und Eltern wird die zoogeografische Region abgesteckt. Sprich: Tiere werden Lebensräumen zugeordnet, die Museumspädagogin geht auf alle Fragen ein und fördert auch das Gespräch unter den Erwachsenen. «Es geht ja auch um den Austausch», sagt sie und erzählt von der Gelbohr-Fledermaus, die in Südamerika vorkommt.
Dass es in Südamerika sehr viele Rinder gebe, weiss ein Vater: auf zehn Menschen kämen neun Rinder. Die kleine Anna hat aufmerksam zugehört, und sie fragt, ob die Gelbohr-Fledermaus, die, – wie zuvor erfahren – sich sehr gut in der Dunkelheit orientieren kann, durch das Maul des Rindes fliegen kann und beim Po wieder raus. Alle lachen, doch Seline Dänzer geht ganz sachlich mit der Frage um. Zwischendurch dürfen die Kinder sich bewegen, schnüffeln wie ein Nasenbär, watscheln wie ein Pinguin, schwimmen wie ein Tapir, nur spucken wie ein Lama ist verboten. Ist eines der Tiere im Museum ausgestellt, betrachten es alle. Meistens kann das Fell gestreichelt werden. Dänzer veranstaltet keinen Budenzauber, sondern lässt die Gruppe mit den Gegenständen hantierten, die das Museum bietet.
Sammeln, bewahren, präsentieren sind die traditionellen Funktionen der Museen. In den siebziger Jahren kam die Vermittlung hinzu – und damit die wachsende Bedeutung der Museumspädagogik. Die Arbeit von Regula Frei und Seline Dänzer im zoologischen Museum wird noch bis 2009 von der Haldimann-Stiftung finanziert. Gerne würden die beiden ihr Angebot noch ausweiten, zum Beispiel die Führungen für Schulklassen praxisrelevanter gestalten und speziell auf bestimmte Altersstufen ausrichten.
Zufrieden gehen die kleinen und grossen Besucher nach ihrer Reise nach Hause, Anna kommt ganz bestimmt wieder, sagt sie und gibt Seline Dänzer artig die Hand zum Abschied.