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Fotoausstellung des ASVZ

Alles andere als Mord

So schön kann Sport sein. So aufregend, sinnlich, ästhetisch. Im Auftrag des ASVZ zeigen zehn Schweizer Top-Fotografen 175 emotionsgeladene Momente, wie man sie von blossem Auge nicht sieht. Die Ausstellung ist das buchstäblich bewegende Jubiläums-Geschenk des Akademischen Sportverbands an die Universität.
Sascha Renner

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Der Würfel-Ballon macht vor dem Hauptgebäude auf die Austellung aufmerksam.

Leinen los! Es oblag der 175-Jahr-Jubilarin, vertreten durch Rektor Hans Weder, den riesigen Würfel in den Himmel zu entlassen. 64 Kubikmeter Helium trugen den bedruckten Luftballon am gestrigen Donnerstagmittag langsam empor. Vertäut an einem Sockel vor dem Haupteingang der Universität, schwebt er nun hoch über der Stadt, leicht und schwerelos wie der dahinstiebende Inline-Skater auf seiner Hülle. Der Festakt war das weithin sichtbare Fanal zu einer Ausstellung im Lichthof, die anlässlich des 175-Jahr-Jubiläums der Universität 175 Bilder aus der Welt des Hochschulsports während – richtig: 175 Stunden zeigt.

Nach diesem Startschuss begaben sich die Universitätsleitung und die zahlreichen Gäste in den Lichthof, wo augenblicklich der zweite Programmpunkt folgte: Satte Beats zerschnitten das gedämpfte Stimmengewirr, das normalerweise im Lichthof hängt. Dazu steuerte die Dancecompany der Choreografin und ASVZ-Trainingsleiterin Cécile Kramer die passenden funky Moves bei. Höhepunkt des Showblocks war die meisterhafte Akrobatiknummer des Duos Scacciapensieri, das – begeistert es nicht gerade seine Fans in Japan, den USA oder den Arabischen Emiraten – die Zürcher Studierenden in Akrobatik unterrichtet.

Halsbrecherische Fahrt auf dem dreirädrigen «Einrad».

Nach einer halsbrecherischer Fahrt auf einem dreirädrigen Einrad übergab einer der Artisten schliesslich einen maschengeschmückten Würfel an Hans Weder. Wie fit der Rektor ist, bewies er sogleich, indem er das Ungetüm wie ein Gewichtheber über seinen Kopf stemmte. Wie Weder später verriet, stand er erst letzte Woche noch auf den Skiern und betätigt sich auch sonst gerne körperlich: Er hält sich vorwiegend mit Wandern und Vita-Parcours gesund. «Ausserdem renne ich jede Treppe hoch», scherzte der Rektor. Einzig für Fitnessräume habe er wenig übrig. Zum Sporttreiben gehe er lieber in die Natur.

Deutete den Foto-Würfel gleich als Sportgerät um: Rektor Hans Weder beim - noch nicht olympischen - «Würfelheben».

Nach dieser Ouvertüre erklärte der Direktor des ASVZ und Initiant der Ausstellung, Kaspar Egger, die Schau mit dem Ausspruch «Alea iacta est» für eröffnet. Warum, das war für die Anwesenden sofort ersichtlich: Sämtliche 175 Fotografien sind auf die Aussenhaut von 35 Schaumstoffwürfeln gedruckt. Wer die Bilder sehen will, muss um die Würfel herumgehen oder sie drehen. «Wie man sich im Sport bewegt, so muss man sich beim Betrachten der Bilder bewegen», erläuterte Egger das sinnfällige Konzept der Ausstellung, das die Grenzen herkömmlicher Fotografie sprengt. Tatsächlich liessen sich die Gäste nicht lange bitten und verwandelten den Lichthof in ein grosses Spielfeld.

Gruppenbild mit Würfeln: Die Fotografinnen und Fotografen hinter ihren Werken.

Für ihre Aufnahmen scheuten die beteiligten Fotografen keine Mühe. Statt die Schau mit Archivmaterial zu bestücken, schickte Kurator und ASVZ-Fotograf Hansjörg Egger neun international bekannte Kolleginnen und Kollegen aus der Presse-, Werbe-, Mode- und Dokumentarfotografie los, die 35 beliebtesten Sportarten des ASVZ in Szene zu setzen. Was dabei herauskam, hat mit dem sportlichen Alltag, mit Schweiss und stinkenden Socken, wenig zu tun – es überhöht ihn stattdessen auf mal spektakuläre, mal fantasievolle, mal glamouröse Weise in poetischem Schwarzweiss. Das Resultat ist so verführerisch, dass man die Augen nicht so schnell davon lassen kann.

So macht die Modefotografin Esther Herzog aus ihrem Modell mit viel Schminke und schönem Stoff eine in exstatischer Trance wirbelnde Hexe – Afrodance: eine der über achtzig verschiedenen Aktivitäten, die der ASVZ seinen Mitgliedern bietet. Ebenfalls im Studio gearbeitet hat Andrea Diglas. Sie hüllte eine Fechterin in weissen Tüll wie eine frisch verheiratete Braut und beschwört damit den Gegensatz von Aggression und Verletzlichkeit. Und Hansjörg Egger verwandelt eine Tischtennisspielerin in eine traumhaft schöne Geisha, die direkt einem Spielfilm der Zwanzigerjahre entstiegen zu sein scheint.

Sport-Foto oder Filmstill? Hansjörg Eggers Geisha-Tischtennis-Spielerin.

Ungewohnte Blicke auf Wassernixen und Judokas zeigt Andri Pol, bekannt für seine Reportagen für «Das Magazin» und für seine Fähigkeiten, die Absurditäten des Alltags pointiert in Szene zu setzen. Ungekünstelt kommen einzig Yoki van de Creams Bilder daher. Am Beispiel des ASVZ-Renners, dem «Kondi», rückt sie das Amateurhafte des Studierendensports gekonnt ins Bild. Ihre Aufnahmen zeigen beispielhaft, von was der ASVZ lebt: den täglich 3000 Bewegungsbegeisterten, die in seinen Anlagen Erholung, Ablenkung und Gesundheit suchen. Vor allem aber eines: Vergnügen.

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