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Kooperation für gesundes Arbeiten

Ob Arbeitslosigkeit oder Burnout: Über den Zusammenhang zwischen Arbeit und Gesundheit gibt es viel zu forschen. Universität und ETH Zürich arbeiten dabei seit dem 1. April noch enger zusammen und haben eine gemeinsam getragene «Abteilung für Gesundheitsforschung und betriebliches Gesundheitsmanagement» gegründet.
Adrian Ritter

Mensch, Technik, Organisation und Arbeit: Die Gesundheitsforschung entwickelt auch Instrumente zur nachhaltigen Förderung der Gesundheit am Arbeitsplatz. Universität und ETH Zürich arbeiten dabei seit 1. April noch enger zusammen.

Mit der Wirtschaft ist auch die Arbeitswelt ständigen Veränderungen unterworfen. Für die Arbeitnehmenden kann dies gesundheitliche Folgen haben, positiv wie negativ. Im Wandel ist aber nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch das wissenschaftliche Umfeld in Zürich, das den Zusammenhang zwischen Arbeit und Gesundheit untersucht.

An der ETH Zürich haben sich im April 2005 das Institut für Arbeitspsychologie (IfAP) und das ehemalige Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie (IHA) zum Zentrum für Organisations- und Arbeitswissenschaften (ZOA) zusammengeschlossen. Dieses gehört dem Departement Management, Technologie und Ökonomie (D-MTEC) an und versteht sich als Plattform, um das Zusammenspiel von Mensch, Arbeit, Organisation und Technik zu erforschen und dieses Wissen in die Lehre, Weiterbildung und wirtschaftliche Praxis einfliessen zu lassen.

Von der Chemie bis zur Psyche

An der Universität Zürich ist das Thema Arbeit und Gesundheit am Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPMZ) beheimatet. Die Abteilung III des ISPMZ, Arbeits- und Umweltmedizin, untersucht insbesondere biologische und chemische Risiken am Arbeitsplatz und ist für die Facharztausbildung Arbeitsmedizin zuständig. Die Abteilung IV des ISPMZ, Gesundheits- und Interventionsforschung, geht vor allem den psychosozialen Aspekten von Arbeit und Gesundheit nach. Gleichzeitig unterstützt sie Unternehmen darin, mit betrieblichem Gesundheitsmanagement die Gesundheit der Mitarbeitenden nachhaltig zu fördern.

Das ZOA führt bereits seit seiner Gründung mit dem ISPMZ gemeinsame Lehrveranstaltungen und Forschungsprojekten durch. So führen die Forschenden von Universität und ETH beispielsweise gegenwärtig eine Studie zur Wirksamkeit der betrieblichen Gesundheitsförderung in Klein- und Mittelunternehmen durch.

Dr. Georg Bauer leitet seit 1. April die neue Abteilung «Gesundheitsforschung und betriebliches Gesundheitsmanagement», die gemeinsam von Universität und ETH Zürich getragen wird.

Transfer in Wirtschaft und Ausbildung

Seit dem 1. April 2006 ist die Zusammenarbeit durch eine gemeinsam getragene Abteilung «Gesundheitsforschung und betriebliches Gesundheitsmanagement» jetzt auch institutionalisiert. Sie vereint die Gesundheits- und Interventionsforschung des ISPMZ und die beiden Forschungsgruppen «Systemergonomie» sowie «Physiologie der Arbeitsbefähigung» des ZOA.

Leiter der neuen Abteilung ist Dr. Georg Bauer, der bisherige Vorsteher der Abteilung IV am ISPMZ. Seine Anstellung wird hälftig von Universität und ETH finanziert. Er führt ein Team von 25 Mitarbeitenden, die hauptsächlich über Drittmittel finanziert werden.

«Ziel der Zusammenarbeit zwischen Universität und ETH ist es, Synergien zu schaffen, um die Kontinuität des Gebietes in Zürich zu gewährleisten und unsere Arbeit sichtbarer zu machen», so Bauer. Der Zeitpunkt dafür scheint günstig, denn die Sensibilität der Wirtschaft für gesundheitliche Themen steige, stellt Bauer fest. «Die Erkenntnis setzt sich langsam durch, dass es sich lohnt, die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeitenden zu erhalten», so Bauer. Absenzen-Management und Work-Life-Balance gehören heute zum allgemeinen Vokabular und sind angesichts steigender Gesundheitskosten und der Defizite bei der Invalidenversicherung auch politisch und volkswirtschaftlich relevant.

Sinn macht die Zusammenarbeit auch aus der Sicht der ETH: Prof. Theo Wehner, Ansprechpartner am Zentrum für Organisations- und Arbeitswissenschaften (ZOA).

Gegenseitige Bereicherung

Aus der Sicht der Universität ist es gemäss Bauer vorteilhaft, die ETH-Erfahrung aus Management und Ingenieurwesen vermehrt in die Gesundheitsforschung einfliessen zu lassen. Mit der Lehrtätigkeit an der ETH könnten gleichzeitig zukünftige Entscheidungsträger der Wirtschaft erreicht werden, was die Prävention verbessern werde.

Umgekehrt ist Professor Theo Wehner, Ansprechpartner am ZOA, überzeugt, dass das ingenieurwissenschaftliche Wissen der ETH durch die Kooperation sinnvoll ergänzt wird. Gesundheitsforschung als «Public Health»-Forschung werde dadurch nicht nur in der Betriebswirtschaft, sondern auch bei volkswirtschaftlichen Fragestellungen an Bedeutung gewinnen.

Die Synergien sollen dabei nicht nur in der Forschung zum Tragen kommen, sondern auch den Transfer in die Ausbildung und Wirtschaft beinhalten. Dafür werden unter anderem das «Beratungszentrum Betriebliches Gesundheitsmanagement», die Weiterbildung Master of advanced Studies «Arbeit + Gesundheit» und weitere geplante Schulungsangebote besorgt sein.

Auf dem Weg zur Doppelprofessur

Die Zusammenarbeit soll in Zukunft noch ausgebaut werden. Geplant ist, die Leitungsfunktion von Georg Bauer bis 2009 zu einer Doppelprofessur für Gesundheitsforschung und betriebliches Gesundheitsmanagement aufzuwerten. Das ZOA seinerseits wird in den kommenden Jahren die technische Ergonomie weiter ausbauen, eine Disziplin, welche die technisch sinnvolle Gestaltung von Arbeitsplätzen untersucht.

Schweizweite Arbeitsteilung

Mit verwandten Instituten an den Universitäten Lausanne, Bern und Neuenburg sind die Forschenden in Zürich Teil des «Arbeit und Gesundheit Netzwerk Schweiz» (AGENS). Längerfristiges Ziel dieses Netzwerkes ist ein eng kooperierender Forschungsverbund oder ein eigentliches «National Institute of Occupational Health». Georg Bauer wird sich ebenfalls dafür engagieren: «Die Kooperation auf dem Hochschulplatz Zürich soll ein kompetenter und starker Partner für die gesamtschweizerische Entwicklung in diese Richtung sein.»