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Auf der GMW-Tagung treffen E-Learning-Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen und stellen ihre Arbeiten vor. Wie steht die Universität Zürich im Vergleich zu anderen Universitäten da?
Universitäten aus Deutschland mit hohen Studierendenzahlen und Vorlesungen mit über 1500 Teilnehmenden bieten mehr E-Learning-Veranstaltungen an als die Universität Zürich. Dies aus purer Notwendigkeit, denn unter solchen Voraussetzungen, müssen E-Learning-Angebote mit der Möglichkeit individualisierten Lernens die Nachteile der Massenuniversitäten wett machen. Die Universität Zürich muss sich aber im internationalen Vergleich nicht verstecken. Dass wir qualitativ hochstehende und bewährte E-Learning Projekte haben, zeigt schon die Auswahl von zwei universitären Projekten für die Verleihung des Medidapreises. Von 108 eingereichten Arbeiten wurden zehn ausgewählt, darunter zwei von der Universität Zürich: «DOIT» von der Medizinischen Fakultät und «get involved in Corporate Finance», der Wirtschafswissenschaftlichen Fakultät. Das Projekt «eCF – get involved in Corporate Finance» unter der Leitung von Professor Rudolf Volkart, Direktor des Swiss Banking Institute, hat den diesjährigen Medida-Preis für die Kategorie «Digitale Medien in der Hochschullehre» erhalten. Das freut mich sehr.
Mittlerweile haben sich E-Learning-Angebote an den Universitäten etabliert. Was zeichnet vorhandene Projekte aus?
Benutzerfreundlichkeit ist ein wichtiges Kriterium. Zudem sollten aufwändige Produkte nachhaltig sein, weil sich die oft hohen Investitionen auszahlen sollen. Ein gutes Beispiel ist das Projekt «eCF – get involved» in Corporate Finance: Es führt Studierende durch einen umfassenden Blended Learning Lehrgang in die Grundlagen des Corporate Finance ein. Das Lernangebot wird schon seit fünf Jahren eingesetzt, und wurde durch externe und interne Evaluation ständig verbessert und den neuesten Entwicklungen angepasst. Davon profitieren auch andere Hochschulen und die universitäre Weiterbildung.
Wie wird die Qualität von E-Learning-Projekten gemessen?
An der Universität Zürich müssen sich Dozierende mit ihren Projektvorschlägen bewerben. Durch das Bewerbungsverfahren wird eine Qualitätsauswahl getroffen. Allerdings finde ich das Verfahren der Universität Darmstadt vorbildlich: Anhand verschiedener Kriterien wird dort ein E-Learning-Label für E-Lernumgebungen vergeben, die zuvor von den Studierenden evaluiert und ausgiebig getestet wurden. Das Label ist eine attraktive Belohnung für die Dozierenden.
Ernst Hafen, Präsident der ETHZ, kündigte auf der Tagung an, dass die ETHZ künftig von neuen Assistenzprofessoren die Teilnahme an einem Didaktikkurs verlangt. Zusätzlich sollen sich die jungen Professorinnen und Professoren mit den E-Learning-Angeboten der ETHZ vertraut machen. Wäre dieser Ansatz auch für die Universität Zürich sinnvoll?
Ja. Didaktisches Fachwissen und E-Learningkenntnisse gehören zur Lehrkompetenz. Ausgezeichnete Forscher können ihre Lehre verbessern, wenn sie sich mit der Didaktik ihres Faches auseinandersetzen und E-Teaching in die Lehre integrieren.
Welche Rahmenbedingungen müssen gegeben sein, um eine innovative Kultur im E-Learningbereich zu fördern?
Neben einer langfristigen angelegten E-Learning-Strategie, müssen Fördermittel zur Verfügung gestellt werden, damit interessierte Dozierende nicht schon von Beginn an abgeschreckt werden. Zudem sollten Dozierende, die viel Arbeit und Mühe in ihre Projekte investieren, auch dafür belohnt werden. Und schon beim Berufungsverfahren ist darauf zu achten, ob die Bewerberinnen und Bewerber E-Learning-Erfahrung und didaktische Kenntnisse mitbringen. Dieses Kriterium bei der Auswahl geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten muss an Gewicht zunehmen. Der Vorschlag Ernst Hafens geht in diese Richtung.