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Mit Sport für eine bessere Welt

Was die Politik bisher nicht erreicht hat, schafft vielleicht der Sport: eine friedliche Welt zu gestalten. Alt Bundesrat Adolf Ogi ist als «UNO-Sonderberater für Sport im Dienst für Frieden und Entwicklung» davon überzeugt. An der «Christmas Lecture» der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie des Universitätsspital Zürichs berichtete er über seine Arbeit.
Adrian Ritter

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Kinder sollen das Recht haben, zu lachen, zu spielen und sich zu bewegen, forderte Adolf Ogi mit Blick auf die jüngste Generation.

Er wolle mit seinem Engagement etwas Licht in die verlassensten Orte der Welt bringen, sagte alt Bundesrat Adolf Ogi am Dienstag am Universitätsspital Zürich. «Wir leben in einer Welt, in der Hunger, Armut und Konflikte herrschen. Auch betreffend der Milleniumsziele sind wir nicht auf dem Weg der Zielerreichung», meinte Ogi mit Blick auf die Ziele, die sich die UNO für 2015 gesetzt hatte: Beseitigung extremer Armut und Hunger, Grundschulbildung für alle Kinder, Gleichberechtigung für Frauen und ökologische Nachhaltigkeit, um nur einige zu nennen.

Fehlendes Element

Der Politik sei es bisher nicht gelungen, eine geordnete, friedliche Welt aufzubauen. Für den ehemaligen Sportminister ist deshalb klar, dass neben gesellschaftlichen Bereichen wie Politik und Religion ein Element bisher fehlte: der Sport.

Derselben Meinung war auch UNO-Generalsekretär Kofi Annan, als er Adolf Ogi 2001 zu seinem persönlichen «Sonderberater für Sport im Dienst von Frieden und Entwicklung» ernannte. Zwar habe auch der Sport mit Korruption oder Doping seine negativen Seiten, trotzdem sei er «die beste Lebensschule», ist Ogi überzeugt. Man lerne dabei, zu gewinnen, ohne überheblich zu werden, mit Würde zu verlieren, sich selber besser einzuschätzen, Gegner und Regeln zu respektieren und sich in ein Team zu integrieren.

Sport und Kultur seien ausserdem die einzigen Lebensbereiche, in denen man aus Fehlern lernen dürfe, ohne gravierende Konsequenzen in Kauf nehmen zu müssen. «Jedes Kind sollte dies erleben dürfen und jedes Kind soll das Recht haben, zu spielen, zu lachen und sich zu bewegen», forderte Ogi.

Adolf Ogi mit Prof. Pierre-Alain Clavien, Direktor der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsspital Zürich.

Langlauf und Strassenfussball

Sein erster Einsatz als Sonderberater führte Ogi 2001 nach Alaska, wo er eine Langlauf-Veranstaltung für Menschen mit geistiger Behinderung besuchte. Es sind solche Erfahrungen, die ihn tief beeindruckten und ihm zeigten: «Es funktioniert!»

Funktioniert habe es zum Beispiel auch in Brasilien, Kolumbien, Pakistan und Israel, wie Ogi ausführte. In Flüchtlingslagern habe er mit der Stiftung «Right to play» Sport eingeführt und «in den Augen der Kinder Freude und Hoffnung für ein besseres Leben gesehen». Beim Strassenfussball im kolumbischen Medellín werden gleichzeitig die Mädchen gefördert: In einer siebenköpfigen Mannschaft müssen mindest zwei Mädchen mitspielen und das erste Tor zählt nur, wenn es von einem Mädchen erzielt wird.

Aber auch der Konflikt zwischen Indien und Pakistan sei nicht durch politische Massnahmen entschärft worden, sondern mit «Cricket-Diplomatie», bei der sich die Staatschefs anlässlich von Länderspielen beim Nationalsport Cricket begegneten und wieder ins Gespräch kamen.

Die Stiftung «Right to play» setzt auf Spiel und Sport, um die Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen in benachteiligten Regionen zu verbessern. Athleten unterstützen die Stiftung dabei als «Botschafter» - zum Beispiel Marcel Fischer, Schweizer Olympiasieger im Degenfechten (am Apéro nach dem Referat von Adolf Ogi).

Alarmglocken statt Sparen

Trotz dieser Erfolge finde der Sport zuwenig Anerkennung, sagte Ogi. Dies gelte auch mit Blick auf die Schweiz, wo gemäss Studien viele Jugendliche übergewichtig seien und kaum noch einen Purzelbaum machen oder eine Kletterstange erklimmen könnten. «Da sollten alle Alarmglocken läuten, statt dass die Budgets des Bundesamtes für Sport oder von Jugend und Sport gekürzt werden», so Ogi.

Als Sonderberater konnte Adolf Ogi in seinem Referat aber auch von einigen Erfolgen auf der politischen Bühne berichten. So hat die UNO-Generalversammlung 2003 auf seine Initiative hin eine Sport-Resolution angenommen, welche unter anderem die Länder auffordert, den Schulsport zu fördern. Gleichzeitig war damals das Internationale Jahr des Sports und der Sporterziehung 2005 beschlossen worden.

Adolf Ogi wird seiner Überzeugung auch nach diesem Internationalen Jahr treu bleiben: «Der sinnvoll betriebene Sport ist ein ideales Übungsfeld, um den Leistungswillen und das Leistungsvermögen auf spielerische Art und ohne Druck zu fördern.» Eine Generation, die von einer solchen Lebensschule profitiert habe, werde dereinst helfen, die Probleme der Welt mit neuen Ideen zu lösen.