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Trauma und Persönlichkeit

Rund 80 Prozent aller Menschen erleiden im Laufe ihres Lebens ein traumatisches Ereignis. Nur wenige davon leiden jedoch danach an einer posttraumatischen Störung. Forschende des Psychologischen Instituts der Universität Zürich haben herausgefunden, weshalb dies so ist.
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Rettungskräfte haben ein erhöhtes Risiko, ein Trauma zu erleben und eine posttraumatische Belastungsstörung zu erleiden.

Obwohl die meisten Menschen irgendwann in ihrem Leben mit einem traumatischen Ereignis wie einem Verkehrsunfall, dem Tod einer nahestehenden Person oder einer Naturkatastrophe konfrontiert werden, führt dies nur bei rund vier Prozent der Bevölkerung zu längerfristigen psychischen Belastungen, den so genannten posttraumatischen Belastungsstörungen.

Wie eine von einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Markus Heinrichs und Prof. Ulrike Ehlert vom Psychologischen Institut der Universität Zürich erstellte Studie zeigt, sind hauptsächlich zwei Persönlichkeitseigenschaften dafür verantwortlich: Besonders gefährdet sind Personen, die anderen Menschen gegenüber feindselig eingestellt sind und gleichzeitig das Gefühl haben, ihr eigenes Leben nur wenig beeinflussen und kontrollieren zu können. Diese Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift «American Journal of Psychiatry» veröffentlicht.

Schon vor dem Trauma befragen

Damit ist unter anderem die frühere Annahme in Frage gestellt, dass es vor allem biologische Faktoren wie der Cortisol-Spiegel seien, die das Risiko für eine posttraumatische Störung erhöhen. «Unter zahlreichen psychologischen und biologischen Faktoren stellt lediglich die Ausprägung von zwei Eigenschaften der Persönlichkeit das höchste Risiko dar», schreiben die Forschenden.

Die neuen Resultate verdankt das Forschungsteam einer ungewohnten Methodik. In bisherigen Studien waren bereits traumatisierte Menschen über ihr Leben vor dem Trauma befragt worden. In der jetzt veröffentlichten Studie wurden 43 gesunde Feuerwehrmänner noch vor Arbeitsbeginn und damit vor der Möglichkeit, durch den Beruf traumatisiert zu werden, in die Studie aufgenommen. Während zwei Jahren wurden sie regelmässig hinsichtlich zahlreicher psychischer Symptome sowie der Veränderung der Stresshormone untersucht.

Prävention verbessern

Dass Feindseligkeit und Kontrollüberzeugung die wichtigsten Faktoren darstellen, dürfte bedeutend sein für die zukünftige Behandlungsweise. Markus Heinrichs: «Unsere Ergebnisse werden sowohl die Früherkennung von Risikopersonen wie auch eine frühe Prävention innerhalb belastender Berufsfelder wie Rettungsdienst, Feuerwehr, Polizei oder Militär verbessern helfen.»

Insbesondere bei diesen Risikoberufen führen posttraumatische Störungen oft zu langwierigen Rehabilitationen oder bedeuten gar das Ausscheiden aus der Arbeitswelt. Hier können präventive Konzepte entgegenwirken.

Die Prävention kann dabei gemäss Heinrichs beispielsweise Entspannungstraining oder Weiterbildung in sozialen Kompetenzen umfassen. Ein weiterer Ansatz besteht darin, den Teamgeist auf geschlechtsspezifische Aspekte zu untersuchen, da es sich oft um Berufsfelder handelt, in denen überdurchschnittlich viele Männer tätig sind.