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Die Schweiz wird urbaner

Der soziale Status steigt, die Lebensformen werden individueller und die Alterung schreitet voran. Dies gilt sowohl für städtische wie ländliche Gebiete der Schweiz, wie eine neue Studie zeigt, die Geographische Institut der Universität Zürich im Auftrag des Bundesamtes für Statistik erstellt hat.
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Sozialer Status in der Schweiz: Je röter die Gemeinden/Gemeindegruppen markiert sind, desto höher ist ihr Anteil an Personen mit hohem sozialem Status (Einkommen, Beruf, Bildung). 

Zwischen 1990 und 2000 ist in der Schweiz der soziale Status gestiegen, die Lebensformen haben sich individualisiert, die Fremdsprachigkeit hat zugenommen und die Alterung ist vorangeschritten. Dies sind einige der Resultate der gestern veröffentlichten Studie «Soziokulturelle Unterschiede in der Schweiz – vier Indizes zu räumlichen Disparitäten 1990-2000», die Heiri Leuthold, Michael Hermann und Corinna Heye vom Geographischen Institut der Universität Zürich erstellt haben.

Die Autoren stellen fest, dass mit den erwähnten Veränderungen ein «städtisches Entwicklungsmuster» zunehmend auch für die ländlichen Teile der Schweiz gilt. Die regionalen Unterschiede bleiben zwar erhalten, da sich diese Tendenzen in den Städten ebenfalls verstärken. So findet man in den Städten nach wie vor den höchsten Status, am häufigsten individualisierte Lebensformen, die grössten Schwierigkeiten der sprachlichen Integration und den höchsten «Altersindex».

Insgesamt finde in der Schweiz aber ein «gesamtgesellschaftlicher Urbanisierungsprozess» statt, so die Studie. Dem alten Bild vom Stadt-Land-Gegensatz entspreche heute eher das Bild eines «regional abgestuften Grads der Urbanisierung».

Die Kantone der Schweiz im Status- und Individualisierungsvergleich: Der Kanton Zürich weist einen überdurchschnittlicen Statusindex auf und hat einen vergleichsweise hohen Anteil an Personen, die nicht im traditionellen Familienmodell leben. 

Genf knapp hinter Zürich

Der Status wird dabei mit dem Einkommen, der Bildung und dem Beruf gemessen. Den stärksten Anstieg zwischen 1990 und 2000 haben diesbezüglich die Westschweizer Agglomeration Genf und Lausanne erfahren. Der Statusindex von Genf liegt inzwischen mit 55,9 Punkten nur noch knapp hinter Zürich mit 56,3 Punkten – der schweizerische Mittelwert beträgt 50 Punkte.

Die Lebensformen unterscheiden sich vor allem zwischen Stadt und Land. Städte erzielen die höchsten Werte beim so genannten «Individualisierungsindex». Dieser zeigt an, wie oft sich Lebensformen finden, die vom traditionellen Familienmodell abweichen – zum Beispiel Einpersonenhaushalte. Auch in ländlichen Gebieten nehmen solche Lebensformen zu, sogar stärker als in den Städten. Insgesamt dominieren im ländlichen Raum aber immer noch die Familienhaushalte.

Sprache bestimmt Integration mit

Ebenfalls untersucht hat die Studie die Sprachzugehörigkeiten und die Altersverteilung in den verschiedenen Regionen der Schweiz. Obwohl in der Deutschschweiz der Ausländeranteil kleiner ist als in der restlichen Schweiz, fällt den Ausländern die Integration hier schwerer. Der Grund liegt darin, dass sie häufiger Muttersprachen haben, die nicht mit der deutschen Sprache verwandt sind. In der französischen und italienischen Schweiz leben hingegen viele Immigranten aus sprachlich verwandten Ländern wie Portugal, Spanien und Italien, was die Integration erleichtert.

Verringert haben sich 1990-2000 die regionalen Unterschiede bei der fortschreitenden Alterung der Bevölkerung. Städte weisen nach wie vor den höchsten «Altersindex» auf, dieser hat sich jedoch im Gegensatz zum ländlichen Raum nicht weiter erhöht.