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Der bereits vielfach ausgezeichnete Robert H. Grubbs sei ein Wanderer, nicht nur, was seinen Lebensweg angehe, der ihn vom «rifle boy» aus Kentucky an das renommierte California Institute of Technology (Caltec) gebracht habe, sagte Jay S. Siegel, Aktuar der Stiftung für die Paul-Karrer-Vorlesung und Professor am Organisch-chemischen Institut der Universität Zürich. Auch in seinem Fachgebiet sei er über verschiedene Schritte zur Olefin-Metathese gekommen, dem Gebiet, in dem er wesentliche Beiträge geleistet hat.
Vielleicht werde nun die Paul-Karrer-Medaille auch ein Schritt zu höheren Ehren – sprich den Nobelpreis, spekulierte Siegel. «Wir werden jedenfalls im Oktober bei der Bekanntgabe der Nobelpreise genau hinhören». Es wäre nicht das erste Mal, denn unter den 30 bisherigen Paul-Karrer-Preisträgern finden sich neun Nobelpreisträger. Der letzte Preisträger von der Caltech, Ahmed J. Zewali, wurde kurze Zeit nach der Auszeichnung durch die Universität Zürich mit dem Nobel-Preis geehrt.
Grubbs gab in seinem Vortrag einen Überblick über seine Forschung, die sich in den vergangenen Jahren hauptsächlich um die Untersuchung von Katalysatoren für die Olefin-Metathese, eine der am häufigsten eingesetzten Synthesearten für Polymere, drehte. «Katalysatoren sind der Schlüssel zum Spiel», erklärte Grubbs. Denn dank der richtigen Katalysatoren können Polymere um ein mehrfaches rascher und effizienter synthetisiert werden.
In hohem Tempo zeigte Grubbs auf, wie er die von ihm in den neunziger Jahren entdeckten Katalysatoren auf der Basis des Metalls Ruthenium weiterentwickelte und gab einige Ausblicke in die Möglichkeiten des Verfahrens. So können damit beispielsweise Baseball-Schläger aus Holz bruchfester gemacht werden oder Werkstoffe – etwa für den Autobau – hergestellt werden. Zukunftsweisend sind zudem Anwendungen, die es erlauben, aus pflanzlichen Ölen Materialien herzustellen, die bisher mit Erdöl erzeugt werden mussten.
Die von Grubbs und seinem Team entwickelten Methoden sind bedeutend für die Synthese wichtiger Stoffe des täglichen Lebens. Durch Verringerung von Energieverbrauch, Abfallmenge und Produktionskosten haben seine Innovationen auch einen direkten Nutzen in der chemischen und pharmazeutischen Industrie. Im Besonderen haben seine katalytischen Methoden für die Herstellung von Kunststoffen und für die selektive Umwandlung kleiner, pharmazeutisch aktiver Moleküle weit reichende Auswirkungen sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die Entwicklung industrieller Prozesse.
Auch eine spielerische Komponente kommt bei seiner Forschung zum Zug. So experimentierte er mit er etwa mit «einem der am meisten stinkenden Stoffe überhaupt», den er mit Hilfe der Katalysatoren in ein geruchloses Material umwandelte. Oder sein Team entwickelte neuartige Polymerstrukturen, die noch nie zuvor hergestellt wurden. «Wir wissen zwar noch nicht, welche Eigenschaften sie haben, und wozu sie gut sind, aber es sind interessante Strukturen», so Grubbs.