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«Hätte Einstein eine Chance gehabt?»

Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) hat im vergangenen Jahr rund 57 Millionen Franken Fördergelder an die Universität Zürich vergeben. Welche Förderungsmöglichkeiten es gibt und wie junge Forscherinnen und Forscher sich bewerben können, das stand am Donnerstag im Zentrum des «Tag der Forschung», an dem sich der SNF an der Universität Zürich vorstellte.
Theo von Däniken

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Die Universität Zürich ist bereits eine «gute Kundin» des SNF, wie Prof. Alexander Borbély, Prorektor Forschung der Universität Zürich vor zahlreichen interessierten Akademikerinnen und Akademikern in der Aula der Universität Zürich bemerkte. So sind beispielsweise fünf der 20 Nationalen Forschungsschwerpunkte in Zürich «beheimatet» und 31 der gesamtschweizerisch 216 Förderungsprofessuren des SNF an der Universität Zürich.

«Der SNF ist ein Qualitätsindikator»: Alexander Borbély, Prorektor Forschung der Universität Zürich

Borbély betonte die grosse Bedeutung dieser Fördermittel für die Universität Zürich: «Sie sind ein ausgezeichnetes Instrument für die Förderung des akademischen Nachwuchses.» Zudem sei der SNF ein guter Qualitätsindikator, etwa bei der Beurteilung von Bewerbungen für akademische Positionen, da die Auswahl der Gesuche sehr streng und im internationalen Rahmen erfolge.

«Wir sind hier für die Jungen»

Hauptsächlich an den akademischen Nachwuchs richtete sich auch Prof. Dieter Imboden, seit diesem Jahr Forschungsratspräsident des SNF. «Wir sind hier für die Jungen», erklärte er. Noch immer würden viele ausgezeichnete Forscherinnen und Forscher auf dem Weg «vom Kindergarten zur akademischen Karriere» zu früh aussteigen. Das betreffe vor allem Frauen, die häufiger als Männer ihre Laufbahn abbrechen. Nicht weil sie weniger qualifiziert wären, sondern weil sie selbstkritischer seien als die Männer, bemerkte Imboden dazu.

«Forschungsförderung ist Personenförderung»: Dieter Imboden, Forschungsratspräsident des SNF.

SNF-Vizedirektor Dr. Jean-Bernard Weber stellte die Förderungsmöglichkeiten im Einzelnen vor und zeigte die Verhältnisse zwischen den einzelnen Bereichen auf. Rund 80 Prozent der Förderung geht in die so genannte freie Forschung, bei der die Gesuchstellerinnen und Gesuchsteller die Themen selber bestimmen könnten. Die übrigen 20 Prozent fliessen in die Programme des SNF.

Verteilkampf wird härter

Mehr als drei Viertel der Personenförderung geht an Personen unter 35 Jahren, rund ein Drittel der Geförderten sind Frauen. Weber zeigte auf, dass sich die Schere zwischen den eingereichten und geförderten Gesuchen in den vergangenen Jahren verstärkt geöffnet hat. Das heisst, der Verteilkampf um die Gelder wird härter. 2004 seien 40 Prozent der in den Gesuchen angefragten Gelder bewilligt worden. Was die Zahl der Projekte betrifft, so waren es laut Weber 62 Prozent der eingereichten Gesuche.

Die Förderung von Frauen ist einer der Schwerpunkte des SNF.

Angesichts des verstärkten Verteilkampfes, erhält die Frage mehr Gewicht, welche Projekte gefördert werden. Diese Frage wurde auch in der abschliessenden Podiumsdiskussion aufgeworfen. Wenn weniger Geld da sei, führe dies dazu, dass eher «Mainstream-Projekte» gefördert würden, erklärte SNF-Forschungsratsmitglied Prof. Daniel Scheidegger auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum.

Auch unkonventionelle Projekte einreichen

Er kritisierte zudem, dass auch etablierte Forscher ihre Projekte vom SNF finanzieren liessen und dadurch weniger Geld für risikoreichere Projekte von jungen Forschern zur Verfügung stünden. Trotzdem sollten unkonventionelle Projekte unbedingt eingereicht werden. «Ein genialer Forscher wird ein Gesuch einreichen, bei dem wir sagen, das ist nicht möglich», meinte er. Alexander Borbély doppelte nach, man könne sich fragen, ob Einstein heute eine Chance gehabt hätte.

Der Kritik Scheideggers hielt Prof. Heini Murer, früherer Präsident der Abteilung Medizin und Biologie des Forschungsrates, entgegen, dass etablierte Institutionen die Risikoforschung oft in eigene Forschungsprojekte einbinden könnten. Zudem gebe es auch Forscher, die viele Hochrisikoprojekte durchführten, aber «wenig wirklich auf die Matte bringen». Er ermunterte trotzdem junge Forscherinnen und Forscher, auch risikoreiche Projekte einzureichen.

Am Info Markt konnten direkt Fragen an die SNF-Mitarbeitenden gestellt werden.

Gut genutzter Info-Markt

Gelegenheit für eine vertieftere Information boten zahlreiche Stände im Lichthof des Kollegiengebäudes. Das grosse Interesse und die angeregten Diskussionen an den Ständen zeigten, dass der «Tag der Forschung» einem breiten Bedürfnis entspricht. So ist anzunehmen, dass diese erste Durchführung nicht die letzte sein wird.