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Nachhaltig wirtschaften

Wie können Unternehmen zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen? Nestlé-CEO und Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck referierte dazu an der Universität Zürich im Rahmen einer Vortragsreihe über Nachhaltigkeit.
Adrian Ritter

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Nestlé habe sich schon früh mit der Nachhaltigkeit des eigenen Tuns beschäftigt, so Peter Brabeck, CEO und Präsident des Nahrungsmittelunternehmens.

«Sustainability Dialogue with Leaders and Pioneers» nennt sich die Veranstaltungsreihe im Bereich Nachhaltigkeit, die unter anderem vom Center for Corporate Responsibility and Sustainability (CCRS) der Universität Zürich organisiert wird.

Gast in der Aula der Universität Zürich war am 3. Mai Peter Brabeck, CEO und VR-Präsident von Nestlé. Er zählt sich zu den «Pioneers». Schon früh habe man sich bei Nestlé mit der Nachhaltigkeit des eigenen Tuns beschäftigt, meinte er beispielsweise mit Blick auf die erste Kläranlage des Unternehmens, die bereits 1932 erbaut worden sei.

Das Unternehmen erhalten

Nachhaltigkeit im Verständnis von Nestlé richte sich aber zuerst auf das Unternehmen selber. Ziel müsse es sein, dass «unsere Produkte auch noch von unseren Enkeln und deren Nachkommen gekauft werden können». Für ein Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie heisst das zum Beispiel: Eine Mineralwasserquelle darf nur so genutzt werden, dass die Quelle bestehen bleibt – nutzen statt ausbeuten. Vor allem aber müsse sichergestellt werden, dass das Unternehmen selber auch in der kommenden Generation noch erhalten bleibe.

Ohne Wachstum keine Nachhaltigkeit

Soziale Nachhaltigkeit lasse sich deshalb nur schwer von der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit trennen. Nachhaltigkeit verlange Wachstum und der viel diskutierte «Shareholder value steht der Nachhaltigkeit nicht entgegen, sondern ist Teil von ihr». Nestlé leiste seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit in den Bereichen Aktienwert, Beschäftigung/Ausbildung und mit Investitionen in Entwicklungsländer und den Umweltschutz.

Wertsteigerungen bei Aktien tragen zur Sicherung der Pensionskassen und damit der Renten bei und das Unternehmen habe weltweit 1.3 Mio. direkt und indirekt beschäftigte Personen: «Die Armut kann man nur nachhaltig senken, wenn man den Menschen Arbeit gibt.»

Was den Schutz der Umwelt anbelangt, so sei im Zeitraum 2000-2004 der Energieverbrauch um 24 Prozent, der Wasserverbrauch gar um 37 Prozent pro produzierter Einheit gesenkt worden. 2001 veröffentlichte das Unternehmen zum ersten Mal einen Nachhaltigkeitsbericht.

 

Kritische Fragen auf dem Podium und aus dem Publikum: Fühlt er sich für die Fettleibigkeit vieler Menschen mitverantwortlich?

Ethische Orientierung gesucht

Ein Problem für die Unternehmensführung sei die Definition von ethischem Verhalten, da sich dieses von Land zu Land unterscheide. Woran also soll man sich orientieren? Geholfen hat Nestlé gemäss Brabeck der «UN Global Impact», eine Initiative der UNO, bei der sich Unternehmen zu zehn Prinzipien bezüglich Menschenrechten, Arbeit, Umwelt und Anti-Korruption bekennen. Weitere Orientierungspunkte seien Gesetze, aber auch das Verhalten der Konkurrenz, die öffentliche Meinung und die eigenen Unternehmensgrundsätze.

Sich der Kritik stellen

Wichtig sei auch, den Dialog mit den direkt Betroffenen zu suchen. Brabeck berichtete von seinem Besuch bei afghanischen Bauern, die Nestlé Milch liefern. Er sei auch einer der ersten Unternehmer gewesen, die sich der Diskussion am Open Forum Davos gestellt haben, wo man sich kritischen Fragen und bisweilen auch ungerechtfertigen Vorwürfen von Nichtregierungs-Organisationen stellen müsse.

Doppelmandat verbieten?

Kritische Fragen zu stellen war auch die Aufgabe von drei weiteren Gästen an der Veranstaltung vom Mittwoch: Peter Hartmann, Chefredaktor des Tagesanzeigers, Prof. Alexander Zehnder, Präsident des ETH-Rates und Dr. Markus Diethelm, Leiter des Rechtsdienstes bei der Swiss Re.

Peter Hartmeier wollte von Barbeck wissen, wie sich das Doppelmandat als CEO und VR-Präsident von Nestlé mit den präsentierten Gedanken vertrage. Brabeck sieht darin weder ein illegales noch ein illegitimes Vorgehen. Er habe sich nie dagegen gewehrt, die Aktionäre über das Doppelmandat entscheiden zu lassen.

Es sei aber unsinnig, dem Unternehmen mit einer Klausel auf immer und ewig vorschreiben zu wollen, dass CEO und Präsident nicht identisch sein dürfen. Eine solche Vorschrift wäre ein höchst ungewöhnliches Vorgehen und ein «gewaltiger Wettbewerbsnachteil».

Agrarsubventionen müssen weg

Alexander Zehnder wollte wissen, wie der Abhängigkeit der südlichen Länder von Nahrungsmitteln aus dem Norden entgegengewirkt werden kann. Brabeck sieht die Ursache des Problems vor allem in der Agrarpolitik der nördlichen Länder. «Wir müssen endlich aufhören mit der Subventionierung der Agrarwirtschaft». Wenig sinnvoll sei aber auch der Export unserer fleischlastigen Ernährungsgewohnheiten in die südlichen Länder. Die Energieeffizienz bei der Fleischproduktion sei gering im Vergleich mit pflanzlicher Nahrung.

Für die Fettleibigkeit vieler Menschen fühle er sich aber nicht verantwortlich, wie Brabeck auf eine Frage aus dem Publikum antwortete. Das Problem sei aber tatsächlich gross und die Rolle der Genetik noch unterschätzt. Nestlé selber sei im übrigendabei, sich vom Nahrungs- und Getränkehersteller zu einer «Food, Nutrition und Wellness-Company» zu entwickeln.

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