Navigation auf uzh.ch
An einer komplexen Organisation wie der Universität Zürich werden laufend Entscheidungen von grosser Tragweite getroffen. Dabei müssen zahlreiche Gesichtspunkte sorgfältig abgewogen werden. Zum Beispiel können digitale Hilfsmittel die Lehre erheblich verbessern – wie aber kann reagiert werden, wenn sie ausfallen oder missbraucht werden? Spitzenleistungen in der Forschung erfordern eine intensive globale Zusammenarbeit – was aber, wenn geopolitische Verwerfungen die Zusammenarbeit behindern? Und was bedeutet es für die Universität, wenn wegen Energieknappheit die Betriebskosten steigen?
«Das Risikomanagement ist ein wichtiger Bestandteil der strategischen Führung der UZH. Es hilft, tragfähige Entscheidungen zu treffen, ihre Leistungen adäquat einzuordnen und ihre Werte und ihren Ruf zu schützen», sagt Rektor Michael Schaepman. Die UZH hat deshalb im Laufe des letzten Jahres ihr Risikomanagement erneuert und verbessert.
![]()
Ein gutes Risikomanagement dient nicht nur dazu, Gefahren einzuordnen und darauf zu reagieren, sondern hilft auch dabei, Chancen zu erkennen und gezielt zu nutzen.
«Ein gutes Risikomanagement dient nicht nur dazu, Gefahren einzuordnen und darauf zu reagieren, sondern hilft auch dabei, Chancen zu erkennen und gezielt zu nutzen», betont Schaepman. Wichtig sei zudem, die richtige Balance zwischen Risikobereitschaft und Risikovermeidung zu halten. «Die UZH wägt sehr genau ab, in welchen Bereichen sie in mögliche regulierende Massnahmen investiert und wo sie im Interesse der akademischen Freiheit und einer offenen Wissenskultur Risiken akzeptiert», sagt er.
Die UZH hat ihr neues Risikomanagement gemeinsam mit einem Expertenteam der Zurich Insurance Group entwickelt. «Wir sind eine der ersten kontinentaleuropäischen Universitäten, die ein solches System zur Anwendung bringen», erklärt Daniel Hug, Direktor Finanzen der UZH. «Der neue Ansatz macht die UZH widerstandsfähiger und unterstützt uns dabei, in strategischen Bereichen Zukunftschancen zu nutzen und die Universität nachhaltig voranzubringen», so Hug.
![]()
Der neue Ansatz im Risikomanagement macht die UZH widerstandsfähiger.
Ein grundlegender Bestandteil des neuen Risikomanagements ist das zentrale Risikoprofil der UZH. Es umfasst zehn Schlüsselthemen, die entscheidend für die Zielerreichung der Universität sind:
• Exzellente Bildung
• Institutionelle Qualität
• Universitäre Autonomie
• Entwicklung eines widerstandsfähigen Betriebsmodells
• Nachhaltige Finanzierung
• IT-Verfügbarkeit, Cyber-Risiken und Informationssicherheit
• Förderung von Führungsqualitäten und Gewinnung von Talenten
• Immobilienmanagement
• Universitäre Medizin
Zu jedem dieser Schlüsselthemen führt das Profil mögliche Vorfälle und Massnahmen zur Milderung der Risiken auf. Das Profil wird jährlich von einem zentralen Ausschuss überprüft und aktualisiert.
Ein Beispiel für ein Schlüsselthema ist die Sichererstellung Forschungsexzellenz in einem sich wandelnden Umfeld. Da die UZH-Forschung global ausgerichtet ist, können sich politische Veränderungen auf ihre Wettbewerbsfähigkeit auswirken. Was das bedeuten kann, hat der Ausschluss der Schweiz aus Horizon Europe vor Augen geführt. Der Fall zeigt, wie wichtig es ist, die Sichtweise der Universitäten rechtzeitig in die Politik einzubringen.
Das modernisierte Risikomanagement wurde auf der Führungsebene der Universitätsleitung und für sie erstellt. «Neu ist, dass Risiken auf dieser Ebene mittels einheitlich strukturierter Methoden, Prozesse und Instrumente identifiziert, eingeschätzt, bewertet und überwacht werden», sagt Peter Brun, Leiter der Abteilung Governance der Direktion Finanzen. Dafür wurde in der Abteilung Governance ein Risk Management Office geschaffen, unter deren Dach das Risikomanagement, der Chief Information Security Officer und das interne Kontrollsystem (IKS) eng zusammenarbeiten.
Für die neue Funktion des UZH-Risikomanagers und Leiters des neuen Risk Management Office konnte Kamil Mizgier gewonnen werden, ein erfahrener Risikomanager, der auch zu diesem Thema promoviert hat (siehe Kasten am Ende des Artikels).
![]()
Wir verstehen uns als Ansprechpartner und Dienstleister und stellen die notwendigen Werkzeuge sowie unsere Expertise bereit.
Mizgier betont, dass Risikoanalysen nicht nur den Blick für potenzielle Gefahren schärfen, sondern zugleich auch zukunftsweisende Entwicklungen anstossen können – zum Beispiel im Bereich der digitalen Sicherheit. «Um das Risiko von Cyber-Angriffen oder IT-Ausfällen zu mildern, schnürte die UZH ein umfassendes und zukunftsweisendes Massnahmenpaket mit systematischen Sicherheitskontrollen, Wiederherstellungsplänen und Schulungen», erklärt Mizgier.
Eng verknüpft mit dem Thema Cybersicherheit ist der Schutz geistigen Eigentums, insbesondere in sensiblen Forschungsbereichen. Auch in der Forschung mit potenzieller zivil-militärischer Nutzung, bekannt unter dem Stichwort «Dual Use», steigen die Risiken. Neue interne Richtlinien, Sensibilisierungskampagnen und die Zusammenarbeit mit Expertengruppen tragen dazu bei, potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und zu minimieren. Zudem bietet die Abteilung Recht und Datenschutz erweiterte Dienstleistungen für Exportkontrolle und Compliance, um die Universität in diesen sensiblen Bereichen zu unterstützen.
Das strategische Risikomanagement wird nun schrittweise an der UZH verankert – verpflichtend für die Universitätsleitung und als optionaler Service für andere Einheiten. Das Risk Management Office, das im Sommer 2024 seine Arbeit aufgenommen hat, berät die Universitätsleitung und fokussiert dabei auf die Schlüsselthemen des zentralen Risikoprofils. Fakultäten und Institute behalten ihre Eigenverantwortung im Umgang von Chancen und Risiken. Bei Bedarf können sie Unterstützung in Anspruch nehmen. «Wir verstehen uns als Ansprechpartner und Dienstleister und stellen die notwendigen Werkzeuge sowie unsere Expertise bereit», erklärt Kamil Mizgier.