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Open Science

«Wir haben das Thema früh gesetzt»

Die UZH unternimmt viel zur Förderung von Open Science. Das zeigte die gut besuchte Abschlussveranstaltung zu 27 Projekten, die sich mit Praktiken zur Umsetzung befassten, etwa dem Zweitveröffentlichungsrecht oder Data-Stewards.
Stefan Stöcklin
«Wir haben in dieser ersten Phase viel erreicht», erklärte Prorektorin Elisabeth Stark in der Begrüssungsrede. (Bild: Stella Zaccone)

Open Science ist wie ein neues «Elixier», das die Wissenschaft belebt und erneuert. Es fördert den Austausch sowie die Zusammenarbeit unter den Forschenden und den Zugang zu wissenschaftlichen Daten und Publikationen. Seit die UZH die Open Science Policy 2021 verabschiedet hat, investiert sie viel Energie und Ressourcen in den Transformationsprozess. Unter anderem mit 27 von swissuniversities geförderten Projekten, die konkrete Umsetzungen zum Inhalt haben und von Open Research Data in der Krebsbehandlung bis zu digitalen Editionen in den Geisteswissenschaften reichen. Anfang Woche zogen die Verantwortlichen Bilanz über diese Arbeiten.

«Wir haben in dieser ersten Phase seit 2021 viel erreicht», sagte Elisabeth Stark, Prorektorin Forschung bei der Begrüssung der Projektnehmer:innen in der gut besuchten «Kleinen Aula» an der Rämistrasse. Besonders im Bereich Open Access seien die erzielten Fortschritte enorm, in anderen Bereichen wie Open Research Data, Open Source oder Open Code wären die Verbesserungen weniger weit fortgeschritten. Das hat unter anderem mit der Komplexität des Themas und der Vielfalt im Umgang mit Forschungsdaten zu tun. Stark hob als positives Beispiel Dänemark hervor, das es geschafft habe, den Anteil von «FAIR Data» massiv zu erhöhen, dies u.a. dank zentralen Datenrepositorien. Das englische Akronym FAIR bedeutet findable, accessible, interoperable and reusable und steht für qualitative hochwertige Forschungsdaten.

Umfassender Zugang

Christian Schwarzenegger, Prorektor Professuren und wissenschaftliche Information, nahm den Ball auf und verwies auf die 27 Projekte, von denen der überwiegende Teil den Umgang mit Forschungsdaten betrifft, wo eben der grösste Handlungsbedarf besteht. Mit Blick auf den hohen Anteil von rund 70 Prozent Open Access, den die UZH unterdessen bei ihren Publikationen erreicht, sprach Schwarzenegger von einer «Erfolgsgeschichte». «Wir sind erfolgreich unterwegs, weil wir das Thema früh gesetzt haben.» Diesen Schwung gelte es mitzunehmen in die kommende Phase, um die Herausforderungen zu meistern. Um nur zwei zu nennen: Die Finanzierung von Projekten und Infrastrukturen sowie Forschungsevaluationen und Rankings. Mit Open Science zeichnet sich eine Verlagerung von quantitativen zu mehr qualitativen Kriterien ab, was wiederum den ganzen wissenschaftlichen Prozess – Stichwort Karriere und Rekrutierung – tangiert.

Schwarzenegger erinnerte auch an die revidierte, nationale Open Access Strategie von swissuniversities und Schweizerischem Nationalfonds, die bis Anfang der 2030er Jahre einen umfassenden und freien Zugang zu den Forschungspublikationen der Hochschulen fordert. Die Einführung eines umfassenden Zweitveröffentlichungsrechts würde helfen, dieses Ziel zu erreichen, so der Prorektor. Im Folgenden stellten drei Projektverantwortliche ihre Arbeiten vor.

Prorektor Christian Schwarzenegger würdigte den Anteil von 70 Prozent Open Access, den die UZH bei ihren Publikationen erreicht. (Bild: sts)

Zweitveröffentlichung beschränkt möglich

Die gute Nachricht des Tages kam von Projektnehmer Florent Thouvenin, Professor für Informations- und Kommunikationsrecht, der mit einem Team die Rechtslage zur Zweitveröffentlichung auslotete. Wie der Jurist ausführte, gibt es im schweizerischen Obligationenrecht (Artikel 382) bereits ein Zweitveröffentlichungsrecht, das allerdings nicht zwingend ist, so dass die Verlage in den meisten Fällen andere Bedingungen in ihren Verträgen festlegen. Ein Faktum, das leider viel zu wenig bekannt sei, wie Thouvenin bedauerte. Das Zweitveröffentlichungsrecht ist wichtig, weil es den Autor:innen erlaubt, ihre Publikation sowohl in einem wissenschaftlichen Verlag als auch in einem zweiten Kanal, zum Beispiel einem Repositorium, mit oder ohne Embargofristen zu veröffentlichen. In ihren Studien analysierte das Team, welche Zusätze in den Schweizerischen Gesetzen nötig wären, um ein umfassendes, international gültiges Zweitveröffentlichungsrecht zu implementieren. Auch hier konnte Thouvenin praktikable Lösungen vorlegen und kam zum Schluss: «Es ist Zeit zu handeln.» Auf einem anderen Blatt steht allerdings der träge Gesetzgebungsprozess der Schweiz. Es dürfte noch mehrere Jahre dauern, bis diese Anpassungen durch das Parlament getätigt werden, so die Einschätzung anwesender Experten.

Was das Zweitveröffentlichungsrecht betrifft: Es ist Zeit zu handeln.

Florent Thouvenin
Professor für Informations- und Kommunikationsrecht

Forschungsdaten teilen

Eine vertiefende Umfrage zum Umgang mit Forschungsdaten und dem Thema Reproduzierbarkeit führte Eva Furrer vom Center for Reproducible Science an Schweizer Hochschulen mit ihrem Team durch. Nicht ganz überraschend kam dabei unter anderem heraus, dass Forschende zwar um die grosse Bedeutung reproduzierbarer Ergebnisse für die Forschung wissen, sie mit Bezug auf die Karriere aber als deutlich weniger wichtig einstufen. Offenbar fehlten Anreize, Experimente zu wiederholen. Immerhin ist ein hoher Anteil der Befragten bereit, Forschungsdaten zu teilen und damit anderen die Möglichkeiten zur Verifikation zu geben. Furrer stellte unter den Wissenschaftler:innen eine wohlwollende, offene Haltung gegenüber Open Science fest. Gleichzeitig fehlten aber auch Anerkennung und Belohnung, gerade wenn es um Reproduzierbarkeit gehe.

Gefragte Data-Stewards

Nahe bei den Forscher:innen der UZH ist das Netzwerk der Data Stewards, das im Rahmen der swissuniversities Projekte aufgebaut wurde. Wie Susanna Weber von der Universitätsbibliothek der UZH und Koordinatorin des Netzwerks erläuterte, helfen die Stewards den Forschenden zur Herstellung «guter Daten», ganz im Sinne der FAIR-Prinzipien. Diese Hilfe sei sehr willkommen, denn einerseits gebe es inner- und ausserhalb der Universität ein verwirrendes Überangebot an Informationen, andererseits fehlten klare Standardverfahren. Beratung und Unterstützung ist umso mehr gefragt, als sich die Forscher:innen über ihr knappes Zeitbudget beklagten. Das Netzwerk der Data Stewards umfasst mittlerweile 30 Personen und bildet sich laufend weiter, um eine «community of practice» zu etablieren.

Susanna Weber ist Mitarbeiterin in der Abteilung Open Science Services der Universitätsbibliothek, die von Andrea Malits geleitet wird. Dort konzentriert sich in Zukunft auch die Weiterentwicklung von Open Science. Wie Christian Schwarzenegger im Verlaufe der Veranstaltung kurz bemerkte, werden die bisherigen Aktivitäten der Geschäftsstelle Open Science ab 2025 in der Abteilung Open Science Services konsolidiert und erweitert. Wie Malits erläuterte, wird der Fokus in den kommenden Jahren nebst Open Access auf die Bereiche Open Research Data, Open Source und Open Code gelegt.

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