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Der Lehrstuhl für Kunstgeschichte Ostasiens an der UZH hat schon seit jeher eine enge Verbindung zum Museum Rietberg. Früher waren Büro und Bibliothek in der Villa Schönberg, gleich neben dem Museum, gelegen. Lehrveranstaltungen zur Kunstgeschichte Ostasiens fanden und finden noch immer vor den konkreten Werken im Museum statt.
Dank einer Kooperationsvereinbarung, welche die beiden Seiten am 26. November unterzeichnet haben, soll die Zusammenarbeit der beiden Institutionen bestärkt und vertieft werden. «Museen sind wie Labore für verschiedene Disziplinen: Kunst, Geschichte, Ethnologie, Materialwissenschaften, Literatur sowie Digital Art & Society», erklärt Prorektor Christian Schwarzenegger. In den Naturwissenschaften seien die Labore meist Teil der UZH. Bei den Museen decken die UZH-eigenen Museen jedoch nur bestimmte Fachbereiche ab. «Diese Lücken wollen wir mit den Museen im Raum Zürich schliessen», so Schwarzenegger. «Die Vereinbarung mit dem Museum Rietberg ist die erste dieser Art.»
Museen sind wie Labore für verschiedene Disziplinen: Kunst, Geschichte, Ethnologie, Materialwissenschaften, Literatur sowie Digital Art & Society
Unter anderem sollen die Kuratorinnen und Kuratoren des Museums ihre Fachkenntnisse verstärkt in die Lehre an der UZH einbringen. Im kommenden Herbstsemester wird etwa die Kuratorin Khanh Trinh eine Lehrveranstaltung zu japanischen Holzschnitten anbieten. «Der direkte Umgang mit den Objekten im Museum fördert ein aktives, immersives Lernen, welches die Lernerfahrung und das Verständnis der Studierenden vertieft», sagt Ewa Machotka, die seit knapp einem Jahr den Lehrstuhl für Kunstgeschichte Ostasiens an der UZH innehat.
Der Lehrstuhl ist auf der Seite der UZH für die Kooperation zuständig und hat dafür Tomoë Steineck als Partnerschaftsstrategin eingesetzt. Sie wird bis im Sommer 2025 die Bedürfnisse auf beiden Seiten erheben und konkrete Strategien erarbeiten, um die Kooperation mit Leben zu füllen. Diese sollen unter anderem als Grundlage für die Konzeption von gemeinsamen Lehrveranstaltungen dienen.
Zusätzlich sollen die Studierenden auch in der beruflichen Entwicklung besser unterstützt werden. Die Vereinbarung eröffnet ihnen die Möglichkeit, in Praktikumseinsätzen Einblick in die Museums- und Archivarbeit sowie die Ausstellungspraxis des Museums zu erhalten. «Studierende können dabei nicht nur an den Museumsobjekten forschen, sondern auch erste praktische Erfahrungen in der Kuratierung von Sammlungen und der Ausstellungskonzeption machen», erklärt Schwarzenegger.
Neben der Lehre wollen die UZH und das Museum Rietberg auch in der Forschung stärker zusammenarbeiten. Machotka organisiert zum Beispiel gemeinsam mit dem Museum Rietberg im Mai 2025 die wissenschaftliche Konferenz Korean Wave(s): Global Itineraries of Korean Art and Culture, die sich mit der Rolle der bildenden Künste im weltweiten interkulturellen Austausch auseinandersetzt.
UZH-Angehörige sollen zudem von der Vermittlung von Forschungsaufenthalten oder Residenzen am Museum Rietberg oder an seinen Partnerinstitutionen profitieren können. Studierende wiederum erhalten die Möglichkeit, in Forschungsprojekten des Museums mitzuarbeiten. Zudem tauschen sich Museum und UZH über Fragen der Provenienzforschung und Restitution aus.
Machotka freut sich über die neuen Möglichkeiten, die sich durch die Kooperation für die Studierenden und Forschenden an der UZH ergeben. Das gilt nicht nur für die Kunstgeschichte Ostasiens, sondern auch für weitere Gebiete, wie etwa Geschichte, Archäologie, Anthropologie, Kulturwissenschaften, Religionswissenschaften und die am Asien-Orient-Institut unterrichteten Fächer.
Museen und Universitäten dienen beide der Öffentlichkeit und unsere Ziele überlappen sich oft. Wir können – und sollten auch – Synergien schaffen, um diese Ziele zu erreichen.
Das Museum Rietberg mit seinen Sammlungen deckt viele aussereuropäische Kulturräume von Ozeanien bis zum amerikanischen Kontinent ab. «Damit kann das Museum Rietberg eine wichtige Rolle für die Verständigung zwischen den Kulturen spielen», ist Machotka überzeugt. «In unserer heutigen globalisierten Welt ist dies von grosser Bedeutung.»
Für Machotka ist die Kooperation auch eine Gelegenheit für einen verstärkten Dialog der Universität mit der Gesellschaft. «Museen und Universitäten dienen beide der Öffentlichkeit und unsere Ziele überlappen sich oft», sagt Machotka. «Wir können – und sollten auch – Synergien schaffen, um diese Ziele zu erreichen.»
Dabei denkt Machotka nicht nur an die Bildung, sondern auch an einen verstärkten Dialog mit der Öffentlichkeit. «Museen geben uns eine Möglichkeit, eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen», so Machotka. «Kunst vermag es, komplexe wissenschaftliche Konzepte auf eine Weise zu vermitteln, die mit technischen Erklärungen nicht möglich ist. Sie kann abstrakte Ideen in greifbare, nachvollziehbare Erfahrungen verwandeln. Das macht Wissenschaft für ein breiteres Publikum zugänglicher und entfaltet eine stärkere Wirkung.» Sie wünscht sich, dass möglichst viele Disziplinen, auch ausserhalb der Sozial- und Geisteswissenschaften, die Möglichkeiten für einen solchen Dialog mit der Gesellschaft nutzen.