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UZH Population Research Center

Forschung mit und für die Gesellschaft

Seraina Rüegger ist wissenschaftliche Leiterin des neu gegründeten UZH Population Research Center, einer kollaborativen Wissenschaftsplattform für bevölkerungsbasierte Forschung. Im Interview erklärt die Politikwissenschaftlerin, mit welchen Fragen und Trends sich die Forschenden beschäftigen.
Interview: Alice Werner

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Das UZH PRC möchte die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Forschenden an der Universität Zürich und den Zürcher Universitätsspitälern fördern.

Das UZH Population Research Center (PRC) ist Anfang 2023 auf Initiative von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der UZH gegründet worden. Was ist der Zweck des Centers?

Die Leitidee des UZH PRC ist interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Bevölkerungsforschung. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Die Bevölkerungsforschung betrifft viele Aspekte des Lebens. Durch das Zusammenbringen verschiedener Fachbereiche und Fakultäten können wir besser verstehen, wie soziale, wirtschaftliche und gesundheitliche Faktoren miteinander verknüpft sind – dies hat sich zum Beispiel während der Corona-Pandemie gezeigt.

Weiter ermöglicht uns die interdisziplinäre Zusammenarbeit, Fragestellungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, und dabei die Vielschichtigkeit bevölkerungsbezogener Themen besser zu erfassen. Schliesslich ist der Zusammenschluss verschiedener Expertinnen und Experten entscheidend, um praxisnahe und effektive Strategien zur Verbesserung des Wohlbefindens und der Gesundheit in der Bevölkerung zu entwickeln – und dabei auch noch Ressourcen zu sparen.

Was genau versteht man unter bevölkerungsbasierter Forschung?

Bevölkerungsbasierte Forschung beschäftigt sich mit Menschen und Bevölkerungsgruppen. Ziel ist es, Eigenschaften, Verhaltensweisen und Muster in der untersuchten Population zu identifizieren und zu verstehen. Dazu werden Daten durch Umfragen, Interviews, Beobachtungen oder in klinischen Studien gesammelt und statistisch ausgewertet. So lassen sich Rückschlüsse über die untersuchte Bevölkerungsgruppe ziehen.

In welchen wissenschaftlichen Disziplinen wird diese Art der Forschung durchgeführt?

Viele akademische Disziplinen befassen sich mit Bevölkerungsforschung. Die Mitglieder des UZH PRC sind aktuell Professor:innen und Forschende der Medizinischen Fakultät und der Philosophischen Fakultät und Expert:innen auf verschiedenen Gebieten wie Public Health, Epidemiologie, Pädiatrie, Neurologie, Psychologie, Politikwissenschaften und Kommunikations- und Medienwissenschaften. Im UZH PRC fokussieren wir jedoch auf interdisziplinäre Zusammenarbeit, die über Fakultäts-und Institutsgrenzen hinaus geht.

Welche Methoden und Technologien kommen zur Anwendung und welche Herausforderungen ergeben sich bei der Datensammlung und -analyse?

Die meisten von uns haben wahrscheinlich schon einmal online oder mit Papier und Bleistift einen Fragebogen ausgefüllt – das ist ein klassisches Beispiel für Datenerhebung in der Bevölkerungsforschung. Neben Umfragen, Interviews und Beobachtungen nutzen und erforschen unsere Wissenschaftler:innen aber eine ganze Palette an Methoden und Technologien – zum Beispiel den Einsatz von Spracherkennungssoftware, die Integration von Daten aus Sensoren und Wearables zur kontinuierlichen Erfassung von Gesundheits- und Verhaltensdaten oder die Verwendung von GIS zur räumlichen Analyse von Bevölkerungsdaten und zur Identifizierung geografischer Muster. Einige unserer Mitglieder machen auch klinische Studien und Langzeitstudien, die über mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte andauern.

Die Herausforderungen, die sich bei der Datensammlung und -analyse ergeben, umfassen Aspekte wie Datenschutz, -sicherheit und Repräsentativität – also sicherzustellen, dass die gesammelten Daten tatsächlich die Gesamtbevölkerung abbilden. Als Forschungszentrum widmen wir uns intensiv diesen Herausforderungen, um exzellente, valide und replizierbare Forschungsergebnisse zu gewährleisten.

Seraina Rüegger

Wir betreiben interdisziplinäre Forschung für die Bevölkerung.

Seraina Rüegger, wissenschaftliche Leiterin des UZH PRC.

Welche Erkenntnisse liefert uns die Bevölkerungsforschung? Welche politischen oder sozialen Implikationen können aus ihren Ergebnissen gewonnen werden?

Bevölkerungsbezogene Forschung ist wichtig, um allgemeine Trends und Dynamiken in der Bevölkerung zu verstehen, Interventionen zu entwickeln, politische Entscheidungen zu treffen, und Ressourcen effektiv zu nutzen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu verbessern.

An welchen Forschungsprojekten arbeiten die Mitglieder des UZH PRC derzeit?

Die Forscherinnen und Forscher des UZH PRC beschäftigen sich aktuell mit diversen spannenden Themenbereichen, wie Gesundheit, Bildung, Medien, politische Meinungen und Migration. Diese Themen werden in verschiedenen Altersgruppen und Lebensphasen untersucht.

Ein aktuelles PRC assoziiertes Forschungsprojekt ist beispielsweise das Talk2UZH Lab: Das Projekt zielt darauf ab, ein Netzwerk für die Erforschung und Anwendung von Spracherkennung in einem sicheren Rahmen zu etablieren. Grundlage dafür ist eine an der UZH entwickelte, multilinguale Spracherkennungssoftware, die in eine Umfrageplattform integriert ist und für UZH-Forschende zugänglich sein wird. Im Rahmen des ersten Pilotprojekts, bei dem verschiedene Fachrichtungen zusammenarbeiten, möchten wir herausfinden, wie Spracherkennung zur Verbesserung von Beobachtungsstudien beitragen kann. Gleichzeitig werden ethische Aspekte und Datenschutzfragen genauer untersucht. Diese interdisziplinäre Initiative unterstreicht das Engagement des UZH PRC für innovative Forschung und den verantwortungsbewussten Umgang mit neuen Technologien.

Beschäftigen sich die Forschenden am PRC vorwiegend mit Bevölkerungstrends in der Schweiz?

Ein zentraler Schwerpunkt der Forschungstätigkeiten der UZH PRC-Mitglieder liegt zweifellos auf der Bevölkerung der Schweiz und des Kantons Zürich. Dies resultiert aus unserer engen Kooperation mit der UZH und den Universitätsspitälern, die eine direkte Rekrutierung von Studienteilnehmenden ermöglicht, sowie aus der starken Vernetzung der UZH im Kanton und der Schweiz. Der Standort Zürich bietet dem UZH PRC erhebliche Vorteile, und wir streben aktiv danach, unsere Erkenntnisse sinnvoll an die Bevölkerung zurückzugeben.

Darüber hinaus führen unsere Mitglieder auch Bevölkerungsforschung ausserhalb der Schweiz durch, wie beispielsweise eine Studie zu Mental Health Surveillance in der Ukraine. In enger Zusammenarbeit mit Forschenden der Sumy State University sowie mit dem Mental Health for Ukraine (MH4U) Programm, welches von der DEZA unterstützt wird, werden wir ab Februar in regelmässigen Abständen Bewohnerinnen und Bewohner der Ukraine zu ihrer seelischen Gesundheit befragen und auch neu aufgebaute, gemeindebasierte Therapieangebote untersuchen.

Gibt es kontroverse Themen oder ethische Überlegungen, die im Bereich der Bevölkerungsforschung diskutiert werden?

Natürlich: Datenschutz und Forschungsethik sind allen UZH PRC-Mitgliedern – sowie auch mir persönlich – zentrale Anliegen, und wir setzen uns aktiv dafür ein. In der Bevölkerungsforschung gibt es verschiedene Fragestellungen, die ethische und rechtliche Überlegungen erfordern, wie beispielsweise der Schutz der Privatsphäre von Studienteilnehmenden, die Verwendung von sensiblen Daten und die potenziellen Auswirkungen unserer Forschung auf die Gesellschaft.

Mit welchen Massnahmen wollen Sie als wissenschaftliche Leiterin des UZH PRC disziplinübergreifende Kooperationen stärken?

Das UZH PRC bietet Forschenden diverse Möglichkeiten, sich mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Disziplinen zu vernetzen. Wir haben verschiedenen Initiativen, die interdisziplinäre Zusammenarbeit fördern, den Austausch von Wissen erleichtern und die Vernetzungen innerhalb der Forschungsgemeinschaft stärken. Bei der Planung all dieser Massnahmen habe ich das Glück, mit einem super Team zusammen arbeiten zu können.

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