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Mitarbeitendenbefragung 2022

«Ein Fundament, das auch in schwierigen Zeiten trägt»

Trotz der Belastungen durch die Pandemie ist die Arbeitszufriedenheit an der UZH hoch. Das zeigen die Ergebnisse der Mitarbeitendenbefragung vom Mai 2022. Vize-Rektorin Gabriele Siegert und Stefan Schnyder, Direktor Finanzen und Personal, nehmen im Interview dazu Stellung.
Interview: David Werner

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Stefan Schnyder und Gabriele Siegert
Stefan Schnyder und Gabriele Siegert sind sich einig: Die Ergebnisse der Mitarbeitendenbefragung zeigen insgesamt ein erfreuliches Bild.


Die beiden Pandemiejahre brachten einschneidende Veränderungen im Arbeitsalltag. Dennoch ist die allgemeine Zufriedenheit im Vergleich zur ersten Mitarbeitendenbefragung von 2019 unverändert hoch. Hat Sie das überrascht, Frau Siegert?

Gabriele Siegert: Die Mitarbeitenden arbeiten grundsätzlich gern an der UZH. Sie erfahren in ihren Teams Wertschätzung, Vertrauen und Respekt. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist ausgeprägt und die Verbundenheit mit der UZH ist gross. Dass die Krisenjahre daran nichts geändert haben, finde ich bemerkenswert, und es freut mich natürlich auch sehr.

Herr Schnyder, wie erklären Sie es sich, dass die Pandemie nicht mehr Spuren hinterlassen hat?

Stefan Schnyder: Die Befragungsergebnisse zeigen, dass die Mitarbeitenden ihre Tätigkeit als sinnvoll erleben, sich ihrem Aufgabenbereich verpflichtet fühlen und eine sehr hohe Bereitschaft haben, sich zu engagieren. Dieses ausgesprochen starke Commitment ist ein Fundament, das auch in schwierigen Zeiten trägt. Einen weiteren Grund für das gute Ergebnis sehe ich darin, dass die UZH von vielen Problemen im Zusammenhang mit Finanzierung und Jobsicherheit verschont geblieben ist, die andere Branchen belastet haben.

Was sagen die Befragungsergebnisse zum Krisenmanagement der UZH während der Pandemie?

Gabriele Siegert: Wir werden die Mitarbeitendenbefragung noch detailliert im Hinblick auf das Pandemiemanagement analysieren, um für künftige Krisen zu lernen. Was wir jetzt schon sagen können: Die UZH hat während der Pandemie grosse Anstrengungen unternommen, die Mitarbeitenden auf dem Laufenden zu halten und die Zusammenarbeit trotz Homeoffice zu ermöglichen. Sehr wichtig war aber auch, dass die einzelnen Einheiten und Gruppen kreative Lösungen gesucht und gefunden haben, um die ungewohnte Situation zu meistern. Manchen Teams hat das einen richtigen Aufschwung gegeben.

Stefan Schnyder: Die UZH hat schnell mit pragmatischen Regelungen zum mobilen Arbeiten auf die veränderte Situation reagiert, das hat die Glaubwürdigkeit der UZH als Arbeitgeberin gestärkt. Gabriele Siegert hat als Rektorin a.i. mit ihrem Krisenmanagement die richtigen Impulse und von Anfang an die richtigen Prioritäten gesetzt, wofür ich ihr mein grosses Kompliment ausspreche. Michael Schaepman hat das Krisenmanagement als neuer Rektor ab August 2020 sehr erfolgreich fortgeführt. Betonen möchte ich dabei natürlich, dass die erfolgreiche Bewältigung der Pandemie-Situation v.a. auch dem ausserordentlichen Engagement aller Mitarbeitenden geschuldet ist.

Einige Werte in der Befragung haben sich im Vergleich zu 2019 sogar verbessert. Zum Beispiel gaben mehr Mitarbeitende an, sich gut konzentrieren zu können und weniger häufig unterbrochen zu werden.

Gabriele Siegert: Es kann sein, dass dies mit der Pandemie und den neuen Möglichkeiten zur mobilen Arbeit zusammenhängt. Im Home-Office arbeitet man ungestörter, das ist ein Vorteil. Allerdings kann völlige Störungsfreiheit nicht das Ziel sein. Wer im Team mit anderen zusammenarbeitet oder Studierende begleitet, muss bereit sein, sich auch unterbrechen zu lassen. Wir müssen uns konzentrieren können, aber wir müssen zwischendurch auch bereit sein für spontanen, ungeplanten Austausch. Da braucht es die richtige Balance.

Die gefühlte Arbeitsbelastung hat während der Pandemie zugenommen, wie die Befragung zeigt. Woran liegt das?

Gabriele Siegert: Die Umstellung auf Fernbetrieb während der Pandemie brachte Zusatzbelastungen mit sich. Viele Dozierende haben zum Beispiel einen erheblichen Aufwand getrieben, um ihre Veranstaltungen zu digitalisieren. Auf die Corona-Semester folgte dann der Ukrainekrieg mit all seinen Begleiterscheinungen, aktuell die Energiekrise, was dazu führt, dass wir noch immer in einer Art Ausnahmezustand ticken. Viele Routinen funktionieren nicht mehr wie früher. Das führt zu einem Gefühl erhöhter Belastung, auch nach der Pandemie.

Stefan Schnyder: Eine Herausforderung bei der Arbeit im Homeoffice besteht darin, die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben aufrechtzuerhalten. Mitarbeitende, die dies nicht sicherstellen können, riskieren den Raubbau an ihren Kräften. Wir alle müssen zwischendurch abschalten und regenerieren können. Wo das nicht der Fall ist, müssen im Team die Arbeitsorganisation und die Prioritätensetzung überdacht werden. Dazu braucht es eine gute Führung, es braucht aber auch die Eigenverantwortung aller Mitarbeitenden. Eine ähnliche Frage stellt sich beim Umgang mit digitalen Geräten. Digitale Kommunikationsmittel erleichtern vieles, aber die ständige Erreichbarkeit birgt auch Risiken. Man sollte hier bewusst Grenzen ziehen. Unser Rektor hat die Mitarbeitenden im Dezember 2021 aufgefordert, über die Weihnachtstage den Mailverkehr einzustellen und sich eine digitale Pause zu gönnen. Damit hat er ein hervorragendes Signal in diese Richtung gegeben.

Gute Werte bei Chancengleichheit und Diversität

Gabriele Siegert
Gabriele Siegert: «Wir müssen darauf achten, dass Freiräume und Vorgaben im richtigen Verhältnis stehen.»

 

Die UZH-Mitarbeitenden geben der Arbeitskultur an der UZH gute Noten – sogar noch bessere als bei der letzten Befragung 2019. Sie fühlen sich motiviert und wertgeschätzt. Was tut die Universitätsleitung, damit dieser positive Trend anhält?

Gabriele Siegert: Genügend Freiräume sind eine wichtige Voraussetzung, damit wir unsere Arbeit als sinnstiftend  erleben. Die Mitarbeitenden der UZH sind sehr oft Expert:innen in ihrem Betätigungsfeld und wissen somit selbst am besten, was wie zu tun ist. Zugleich braucht es auch Regeln, und es muss klar sein, an welchen Werten sich die UZH orientiert und welche Ziele sie in ihrer Entwicklung ansteuert. Wir müssen immer darauf achten, dass Freiräume und Vorgaben im richtigen Verhältnis stehen.

Stefan Schnyder: Zur Arbeitskultur gehört auch, die Balance zu halten zwischen mobilem Arbeiten und Präsenz an der Universität. Einerseits hat Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes viele Vorteile, anderseits ist Präsenz vor Ort für das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Team-Spirit unverzichtbar. Mit der im Mai 2022 in Kraft getretenen Richtlinie zum mobilen Arbeiten haben wir ein Instrument geschaffen, das dabei hilft, beide Aspekte in der Balance zu halten.

Die Werte zur Zusammenarbeit im Professorenkollegium sind weniger gut als bei anderen Mitarbeitenden. Gibt es dafür eine Erklärung?

Gabriele Siegert: In den Forschungsteams und anderen UZH-Einheiten haben sich die Mitarbeitenden während der Pandemie viel einfallen lassen, um Kontakt zueinander zu halten. Dagegen haben sich viele Professor:innen untereinander wahrscheinlich deutlich seltener gesehen und gesprochen als sonst. Ich denke, das hat sich in der Befragung niedergeschlagen.

Die UZH hat in den letzten Jahren viel für die Stärkung der Führungskompetenzen getan. So gibt es heute zum Beispiel einen Onboarding-Day für neuberufene Professor:innen und einen Führungsdialog, ausserdem wurde das Weiterbildungsangebot für Führungsverantwortliche ausgebaut. Spiegelt sich das in den Befragungsergebnissen?

Gabriele Siegert: Massnahmen zur Stärkung der Führung haben eine langfristige Wirkung. Es wäre zu früh, aus der diesjährigen Befragung Folgerungen zu ziehen. Dazu fehlen uns auch direkte Vergleichsdaten zur letzten Befragung, weil diesmal die Fragen zur Führung konkreter und personenbezogener gestellt wurden.

Stefan Schnyder: Weil uns die Führungskultur an der UZH sehr wichtig ist, haben wir eine Spezialauswertung der Mitarbeitendenbefragung zu diesem Thema in Auftrag gegeben, um ein genaueres Bild zu erhalten.

Fährt die UZH mit der Stärkung der Führungskompetenzen fort?

Stefan Schnyder: Ja. Wir haben gerade einen weiteren wichtigen Schritt gemacht mit der Gründung der Leadership and Governance Academy, unter deren Dach die verschiedenen Weiterbildungsangebote für Führungsverantwortliche der UZH koordiniert werden.

Auffällig gut sind – wie bereits vor drei Jahren – die Werte zu Chancengleichheit und Diversität.

Gabriele Siegert: Wir dürfen uns bei diesem Thema trotzdem nicht zurücklehnen. Ein gutes Niveau zu halten kann schwieriger sein, als auf ein gutes Niveau zu kommen.

Beim wissenschaftlichen Nachwuchs sind die Zufriedenheitswerte etwas tiefer als bei den übrigen UZH-Angestellten. War das so zu erwarten?

Stefan Schnyder: Wir wissen, dass die Qualifikationsphase eine anspruchsvolle Phase in der Karriere von Wissenschaftler:innen darstellt, und es ist uns bewusst, dass die Rahmenbedingungen des akademischen Nachwuchses in gewissen Aspekten verbessert werden müssen. Unter Berücksichtigung der Logik und Kultur des akademischen Weges sind wir daran, Massnahmen umzusetzen, die wichtige Fortschritte bringen sollen. Natürlich gibt es auch Erwartungshaltungen, die nicht wirklich realistisch sind. Der Wunsch, in der Qualifikationsphase eine Garantie für eine lebenslange Beschäftigung zu erhalten, lässt sich zum Beispiel mit der Logik des Systems nicht vereinbaren.

Gabriele Siegert: Ich habe eine grosse Achtung vor allen, die sich für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen des akademischen Nachwuchses einsetzen. Denn gute Rahmenbedingungen sind ausschlaggebend. Aber man darf nicht vergessen, dass Doktorierende und Postdocs auch eine individuelle Verantwortung für ihre persönliche Entwicklung tragen. Wir haben es schliesslich mit erwachsenen Forschenden und Lehrenden zu tun.

Besser als vor drei Jahren bewertet der akademische Nachwuchs die Bekanntheit des Beratungs- und Betreuungsangebots der UZH. Ist das auf konkrete Massnahmen zurückzuführen?

Gabriele Siegert: Als Reaktion auf die Befragung von 2019 hat der Graduate Campus auf seiner Website eine Übersicht über sämtliche Beratungsmöglichkeiten und Anlaufstellen erstellt, und auch die Fakultäten wurden sensibilisiert. Ausserdem haben wir eine Beratungs- und Schlichtungsstelle für die UZH-Mitarbeitenden ins Leben gerufen. Ich wäre aber zurückhaltend, hier einen Kausalzusammenhang zu den Befragungsergebnissen herzustellen. Diese sind zwar besser als 2019, aber noch nicht auf dem gewünschten Niveau. Um Aufschluss über die Wirkung unserer Massnamen zu erhalten, müssen wir die Entwicklung über einen längeren Zeitraum beobachten.

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit hat sich die UZH klare Ziele gesteckt. Festgehalten sind sie in der Nachhaltigkeits-Policy und der entsprechenden Umsetzungsstrategie. Wie schätzen Sie angesichts der Befragungsergebnisse die Bereitschaft der Mitarbeitenden ein, diesen Weg mitzugehen?

Gabriele Siegert: Die allgemeine Zustimmung ist gross, viele Mitarbeitende sind sogar der Meinung, die UZH könne noch mehr unternehmen. Man muss aber ehrlicherweise bedenken, dass zwischen Meinungsbekundung und Bereitschaft zum konkreten Handeln oft eine Lücke klafft. Man könnte die Befragungsergebnisse als einen Freipass zu sehr weitreichenden Nachhaltigkeitsmassnahmen interpretieren. Aber sind wir auch bereit, Einschränkungen in Kauf zu nehmen, wenn sie uns unmittelbar betreffen? Da bin ich nicht so sicher. Wenn konkrete Nachhaltigkeitsmassnahmen unmittelbar die eigenen Arbeitsprozesse betreffen, ist immer mit Zielkonflikten zu rechnen. Beispielsweise bei der Frage, wie viel Flugreisen notwendig sind, um internationale Kontakte zu pflegen. Es braucht viel Beharrlichkeit, Kreativität und Pragmatismus, um in solchen Fragen zu guten Lösungen zu kommen.

Viele Mitarbeitende sehen gemäss der Befragung im Rahmen ihrer Anstellung keine oder nur wenige Möglichkeiten, selbst etwas zu einer nachhaltigeren Universität beizutragen.

Gabriele Siegert: Ich muss gestehen, dass mich dieses Ergebnis verblüfft hat. Es gibt doch so viele Möglichkeiten, einen Beitrag zu leisten – von der Wahl der Verkehrsmittel über den Papierverbrauch bis hin zu den Essgewohnheiten. Das Nachhaltigkeitsteam der UZH hat viele Tipps dazu gesammelt, davon sollten sich alle Mitarbeitenden anregen zu lassen.

Ins Gespräch kommen

Stefan Schnyder
Stefan Schnyder: «Die universitären Einheiten sind aufgefordert, ihre spezifischen Befragungsergebnisse auszuwerten, innerhalb der Einheiten gemeinsam darüber zu diskutieren und Massnahmen daraus abzuleiten.»

 

Wie rege haben die Mitarbeitenden die Möglichkeit genutzt, individuelle Kommentare abzugeben?

Stefan Schnyder: im Vergleich zur Befragung von 2019 gab es diesmal mehr Kommentierungsmöglichkeiten, davon haben die Mitarbeitenden erfreulicherweise starken Gebrauch gemacht. Es sind viel mehr Kommentare eingegangen als letztes Mal.

Welche Schlüsse zieht die Unileitung aus den individuellen Kommentaren?

Gabriele Siegert: Kommentare sind immer spannend zu lesen, weil sie einen vertieften Einblick ermöglichen. Man muss aber vorsichtig sein bei der Interpretation, da es sich um Einzelmeinungen handelt. Man darf sie nicht ohne Weiteres verallgemeinern.

Stefan Schnyder: Die Menge der Kommentare ist so gross, dass man auf gesamtuniversitärer Ebene unmöglich alle zur Kenntnis nehmen kann. Die Analyse der Kommentare ist vor allem auf der Ebene der Institute und Abteilungen interessant.

Wie sollen die einzelnen Organisationseinheiten der UZH mit den sie betreffenden Ergebnissen umgehen?

Stefan Schnyder: Die einzelnen universitären Einheiten sind aufgefordert, ihre spezifischen Befragungsergebnisse systematisch auszuwerten, innerhalb der Einheiten gemeinsam darüber zu diskutieren und Massnahmen daraus abzuleiten. Das ist die klare Erwartung der Universitätsleitung. Wir haben den Führungsverantwortlichen zusammen mit den Befragungsergebnissen der jeweiligen Einheit ein Merkblatt der Abteilung Personal zugeschickt, in dem beschrieben wird, wie man dabei am besten verfährt. Die Mitarbeitenbefragung ist für alle universitären Einheiten eine Chance, über Stärken und Schwächen und über Möglichkeiten zur Weiterentwicklung nachzudenken.

Gabriele Siegert: Dem stimme ich zu. Der Zweck der Befragung ist, dass man anschliessend darüber ins Gespräch kommt. Dass man einander zuhört. Dass man gemeinsam über Verbesserungsmöglichkeiten nachdenkt. Und sich miteinander über die guten Resultate freut. Auch das gehört dazu.