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HIV-Prävention weist noch Lücken auf

Zum Schutz vor HIV wird auch in der Schweiz nebst Kondomen häufig die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) eingesetzt. Dabei nehmen HIV-negative Menschen ein Medikament gegen die Ansteckung mit HIV ein. Nun zeigt eine Studie, dass damit nicht alle Risikogruppen erreicht werden. Das Medikament ist vielen zu teuer.

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PrEP-Medikamente, die aus einem Gefäss fallen
Ziel des Programms SwissPrepared ist es, Menschen mit einem erhöhten HIV-Risiko möglichst gut zu betreuen und neue HIV-Infektionen zu verhindern. (Bild: istock.com/niphon)

Die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) verhindert äusserst wirksam HIV-Ansteckungen. Sie ist damit ein wichtiger Baustein, um HIV gemäss den Zielen der Weltgesundheitsorganisation WHO bis 2030 eliminieren zu können. Eine erste Auswertung der SwissPrEPared-Studie zeigt, dass zurzeit nicht alle HIV-Risikogruppen mit dieser Massnahme erreicht werden: Jüngere Personen und Menschen mit tieferem Bildungsniveau sind in der Studie bisher untervertreten. In den erhobenen Daten von April 2019 bis Januar 2020 liegt das Durchschnittsalter der teilnehmenden PrEP-Userinnen und -user bei 40 Jahren. 95 Prozent sind Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), und 47 Prozent haben einen Hochschulabschluss. Die Forschenden um den Studienleiter Ben Hampel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Zürich UZH und Leitender Arzt Checkpoint Zürich, sowie den Studienverantwortlichen Jan Fehr, Professor an der UZH, nehmen an, dass die finanzielle Hürde dabei eine grosse Rolle spielt. Denn anders als in anderen Ländern wie Frankreich, Deutschland und Grossbritannien müssen die Medikamentenkosten von den Anwenderinnen und Anwendern selbst bezahlt werden.

Es braucht einen flächendeckenden Zugang

Es gibt aber auch Lösungsansätze: So konnten beispielsweise Fördergelder des Kantons Zürich gezielt für diese unterrepräsentierten Gruppen eingesetzt werden. Damit werden in einem Pilotprojekt gratis PrEP-Konsultationen an Menschen unter 25 Jahren angeboten, um die finanzielle Hürde von regelmässigen Visiten zu senken. Weitere Kantone planen ähnliche Projekte.

Da diese Massnahmen aber nur einzelne Regionen und nicht die ganze Schweiz berücksichtigen, haben bestimmte Gruppen weiterhin einen erschwerten Zugang zur PrEP in der Schweiz. «Eine nationale Lösung wie in anderen europäischen Ländern, wo die PrEP kostenlos bezogen werden kann, ist auch für die Schweiz notwendig. Nur so können wir allen Risikogruppen Zugang zu diesem wirksamen Präventionsinstrument ermöglichen», sagt UZH-Infektiologe Jan Fehr.

Hohe Akzeptanz von SwissPrEPared in der Schweiz

Weiter zeigt die Studie, dass SwissPrEPared in der Schweiz eine überdurchschnittlich hohe Akzeptanz bei den Anwenderinnen und Anwendern geniesst. Das Interesse, am Programm teilzunehmen, war sehr hoch, und 80 Prozent der Teilnehmenden hielten die vorgegebenen Zeitabstände der Follow-Up-Konsultationen ein. Dies mag aufgrund des innovativen Studiendesigns sein, das die Daten über einen Smartphone-Fragebogen erhebt, und unterstreicht das Bedürfnis eines solchen Programms. «Um allen Regionen der Schweiz das Programm zugänglich zu machen ist eine grössere Unterstützung des SwissPrEPared-Programms auf nationaler Ebene nötig» bilanziert Jan Fehr.

Literatur:

Frédérique Hovaguimian et al. Participation, retention and uptake in a multicentre pre-exposure prophylaxis cohort using online, smartphone-compatible data collection. HIV Medicine, 3 October 2021. DOI: 10.1111/hiv.13175

Weiterführende Informationen

Kontakt

Dr. Benjamin Hampel
Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention
Universität Zürich
Tel. +41 44 455 59 10
E-Mail