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Evolution geschieht hier und jetzt

Eine neue Sonderausstellung im Zoologischen Museum der Universität Zürich macht mit Beispielen aus Medizin, Landwirtschaft und Naturschutz die Evolution und ihre Konsequenzen in unserem Alltag sicht- und greifbar. Die Ausstellungsinhalte wurden in Zusammenarbeit mit dem Universitären Forschungsschwerpunkt (UFSP) «Evolution in Aktion: Vom Genom zum Ökosystem» erarbeitet.

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Evolution wird oft als langsamer, Jahrmillionen dauernder Prozess wahrgenommen, der in den Dinosauriern beispielhaft verkörpert wird und seit Erscheinen des modernen Menschen weitgehend abgeschlossen ist. Doch evolutive Vorgänge spielen sich kontinuierlich ab, auch im Hier und Jetzt, und manchmal so schnell, dass wir sie direkt beobachten können. Sie zeigen sich in der Entstehung von Antibiotikaresistenzen ebenso wie im Fortschreiten der derzeitigen Corona-Pandemie. Wo es Leben gibt, finden Veränderungen statt. Dies macht die neue Sonderausstellung «evolution happens!» im Zoologischen Museum der Universität Zürich deutlich.

Evolutionäre Prozesse prägen unseren Alltag

«Wir möchten die Besucherinnen und Besucher für evolutiven Prozessen in unserem Alltag sensibilisieren», sagt Beat Keller, ehemaliger Co-Direktor des USFP «Evolution in Aktion» und Mitinitiator der Ausstellung. «Denn nur eine informierte Gesellschaft ist in der Lage, vernünftige Entscheidungen zu aktuellen globalen Herausforderungen zu treffen. Bei Themen wie Ernährungssicherheit, Antibiotikaresistenzen oder der Anpassung von Ökosystemen an den Klimawandel spielt die Evolution eine zentrale Rolle.»

Von stummen Grillen und sturen Böcken

Felsentaschenmäuse, die dank dunklem Fell besser getarnt sind als ihre hellen Artgenossen, verstummte Grillenmännchen, die von Parasiten gemieden werden, oder Echsen, die dank speziell geformter Füsse Wirbelstürmen trotzen, verdeutlichen in der Ausstellung, dass Evolution ein mehrstufiger Prozess ist: Bestimmte Ereignisse verändern zunächst die Überlebens- und Fortpflanzungschancen bestimmter Individuen und in der Folge die genetische Zusammensetzung einer ganzen Population. Dass sich dies bisweilen in Echtzeit beobachten lässt, schwingt dabei als Kernaussage mit: So wird anhand von UZH-Studien gezeigt, wie neue Krankheitserreger in der Landwirtschaft entstehen oder wie das Wechselspiel zwischen Bestäubern und Blüten ganze Ökosysteme beeinflusst. Dass Evolution dabei nicht in jedem Fall zu einer Anpassung führt, machen Erkenntnisse zur Auswilderung des Steinbocks in der Schweiz deutlich.

Evolution interaktiv und spielerischer erfahrbar machen

Exponate wie ein Liveticker, der Mutationsraten in Bakterienpopulationen schätzt, oder ein Gefäss, das die tägliche Ration an schweizweit konsumierten Antibiotika enthält, veranschaulichen schwer fassbare Parameter, welche die Evolution vorantreiben. Zahlreiche interaktive Komponenten laden zum Ausprobieren und Mitmachen ein, grossflächig projizierte Spiele ermöglichen es, in einzelne Themen richtiggehend einzutauchen. Über die ausstellungseigene App können die Besucherinnen und Besucher zum Beispiel in die Rolle einer Eule schlüpfen, die unterschiedlich gut getarnte Mäuse fängt und damit die genetische Zusammensetzung einer ganzen Mäusepopulation verändert. Die App kann bereits im Voraus kostenlos heruntergeladen und auch ausserhalb des Museums verwendet werden.

Ausstellungsgestaltung spiegelt evolutionäre Dynamik

Die Präsentation der Inhalte durch das Zürcher Szenografiebüro raumprodukt gmbh greift mit interaktiven Installationen und Animationen, die in ständiger Bewegung sind, die Dynamik und den stetigen Formwandel der Evolution künstlerisch auf. Der Ausstellungsraum ist dunkel gehalten, seine Grenzen wirken diffus. Im Kontrast dazu sind die einzelnen Stationen der Ausstellung leuchtend in Szene gesetzt. Stammbaumartige Linien, die durch den Raum verlaufen, signalisieren direkte Beziehungen und Verästelungen im Evolutionsprozess.

Junges Publikum im Fokus

Die Bildsprache entlang der verschiedenen Themeninseln bedient sich wissenschaftlicher Zeichnungen, nutzt aber auch bunte, raumgreifende Infografiken und comicartige Bildelemente. Die Ausstellungsgestaltung, aber auch die zahlreichen digitalen Inhalte sollen speziell auch ein junges Publikum begeistern, wie Museumsdirektor Lukas Keller betont: «Die Pubertät ist die Lebensphase mit den schnellsten Veränderungen. Ein ideales Alter also, um die Evolution, eine Veränderungsmaschine sondergleichen, vertieft kennenzulernen.» Ab dem Sommer werden daher auch Workshops für Schulklassen angeboten.

 

Weiterführende Informationen

Kontakt

Dr. Isabel Klusman
Zoologisches Museum
der Universität Zürich
Tel. +41 44 634 38 20
E-Mail

Bilder-Download

  • Blick in die Ausstellung

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    Evolution durch Fressfeinde: Schleiereulen fressen häufiger schlecht getarnte Felsentaschenmäuse und beeinflussen so die genetische Zusammensetzung der Population. (Bild: Zoologisches Museum, UZH)

  • Steinbock und diverse andere Stationen der Ausstellung

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    Evolution durch Zufall: Zufällige Ereignisse prägten die genetische Zusammensetzung der heutigen Steinbockpopulationen und veränderte ihre genetische Zusammensetzung. (Bild: Zoologisches Museum, UZH)

  • Blick in die Ausstellung: Tafeln

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    Evolution durch unsere Einwirkung: Das von dem Menschen geschaffene Triticale ist ein ausgezeichnete Wirtpflanze für Mischformen des Mehltaus. (Bild: Zoologisches Museum, UZH)

  • Säule mit Antibiotika-Dosen

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    Der Antibiotika-Konsum in der Schweiz entspricht ca. 96'000 Dosen pro Tag. (Bild: Zoologisches Museum, UZH)

  • Blick in die Ausstellung

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    Bei Themen wie Ernährungssicherheit, Antibiotikaresistenzen oder der Anpassung von Ökosystemen an den Klimawandel spielt die Evolution eine zentrale Rolle. (Bild: Zoologisches Museum, UZH)

  • Blick in die Ausstellung

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    Selektion und vererbbare Vielfalt: Die Voraussetzungen für Evolution werden anhand von Forschungsprojekten verständlich erläutert. (Bild: Zoologisches Museum, UZH)