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35 Jahre Senioren-Universität Zürich

Zum Geburtstag viel Neues

Die Senioren-Universität Zürich hat in ihrem Jubiläumsjahr vieles unternommen, um trotz Coronavirus hochwertige Bildung anzubieten. Mithilfe eines neu entwickelten Portals können die Mitglieder ab diesem Semester live an Online-Vorträgen teilnehmen und sich digital untereinander vernetzen.
Nathalie Huber

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In ihrem Jubiläumsjahr hat die Senioren-Universität Zürich ein neues Online-Portal für ihre Mitglieder entwickelt.


In ihrem Jubiläumsjahr schreibt die Senioren-Universität Zürich Geschichte: Erstmals nehmen ihre Mitglieder online und live an Vorlesungen teil. Mike Martin, Präsident der Senioren-Universität Zürich und Professor für Gerontopsychologie an der UZH, ist begeistert, dass die erste digitale Vorlesung zum Herbstsemester geklappt hat und auf Anklang gestossen ist. «Einige Teilnehmende haben wohl zum ersten Mal eine Online-Vorlesung besucht und sich digital an einer Diskussionsrunde beteiligt».

Die Corona-Pandemie hat auch an der Senioren-Universität die Digitalisierung ins Rollen gebracht. «Wir standen vor der Aufgabe, unter den gegebenen Umständen unseren rund 2'600 Mitgliedern ein möglichst attraktives Programm anzubieten», sagt Mike Martin. Rasch mussten neue Veranstaltungsformen entwickelt werden. Dafür spannte die Senioren-Universität mit dem UZH-Startup «OldSchool» zusammen. Das Startup entwickelt digitale Lernplattformen für über 65-Jährige.

Neuer Online-Treffpunkt

Die Jungfirma hat nun ein neues Online-Portal für die Senioren-Universität erstellt. Die Seniorinnen und Senioren können sich neu in einem personalisierten Mitgliederbereich direkt in die Vorlesungen einschalten und sich in Foren darüber austauschen. In Zukunft möchte man den Mitgliedern auch Hintergrundlektüre oder Audio-Podcasts anbieten. Ein neues Feature kommt bereits im Herbstsemester hinzu: Die Mitglieder können selbst Gruppen zu spezifischen Themen bilden und sich online mit Gleichgesinnten treffen. «Unsere Idee ist es, dass sich eine Art Bildungsvermittlungsplattform von Seniorinnen für Senioren etabliert», sagt Mike Martin. «Wir sind gespannt auf die Ideen unserer Mitglieder.» 

Im Vergleich zu den Anfangsjahren der Senioren-Universität, wo es vor allem darum ging, Expertenwissen zu vermitteln, gewinnt heute die aktive Mitgestaltung an Bedeutung: «Wir entwickeln die Senioren-Universität mit unseren Mitgliedern weiter», sagt Mike Martin. Zum Beispiel beteiligen sich Mitglieder seit drei Jahren an einer Arbeitsgruppe, die Projekte zur Weiterentwicklung des Angebots definiert.

Als Bildungsbotschafter aktiv

Ein aktuelles Projekt aus dieser Arbeitsgruppe ist die Studie «Community-Based Cognitive-Affective Capacity Building 65+». Die Mitglieder der Senioren-Universität konzipierten diese Interventionsstudie mit und agieren auch als Studienpersonal. Die gemeinsam mit der Senioren-Universität Genf organisierte Studie will Risiken angehen, die sich durch die Corona-Pandemie für ältere Personen verstärkt ergeben haben: beispielsweise Isolation, eingeschränkte Bewegung oder limitierte Möglichkeiten Neues zu erlernen. Nach einer Schulung führen nun rund 150 Mitglieder der Senioren-Universität Zürich im Tandem mit anderen über 65-Jährigen täglich zielorientierte Telefongespräche. Im Vordergrund steht dabei der persönliche Kontakt, daneben finden auch kognitive Trainings statt. Dank der regen Mitgliederbeteiligung konnte die Studie in nur fünf Monaten aufgesetzt werden. «Es ist uns wichtig zu zeigen, dass auch über 65-Jährige diese Aufgabe kompetent ausüben können. Ausserdem können unsere Mitglieder als Bildungsbotschafterinnen und Bildungsbotschafter aktiv werden, um Personen über 65 mit Bildungsbedürfnissen zu erreichen», erklärt Mike Martin.

Forschung besser verstehen

Ein für Seniorinnen und Senioren ebenso zunehmend wichtigeres Thema ist laut Mike Martin die Forschungsbewertungskompetenz. Heute seien viele Informationen über Forschungsergebnisse offen zugänglich. Die Menge dieser Informationen nehme enorm schnell zu und es werde immer wichtiger, aus den verfügbaren Informationen die seriösen herauszufinden. «Die Qualität und Relevanz von Forschung zu beurteilen, um gut informierte Entscheidungen zu treffen, das muss jeder von uns in jedem Alter können», ist Mike Martin überzeugt. «Wir möchten deshalb interessierte Mitglieder in die Lage versetzen, Forschungsergebnisse bewerten zu können.» Mike Martin bietet im Herbstsemester erstmals ein interdisziplinäres Seminar an, das die Inhalte der durchgeführten Vorträge kritisch reflektiert. In Zukunft will die Senioren-Universität vermehrt Sonderveranstaltungen anbieten, in denen sich Interessierte mit spezifischen Forschungsfragen, -konzepten, Theorien und Methoden auseinandersetzen können.

Beliebte Vorträge

Ein Fixpunkt im Angebot sind die wissenschaftlichen Vorträge – nach wie vor sind sie das beliebteste Format der Senioren-Universität Zürich. «Sie bieten einen niederschwelligen Zugang zur Hochschule und geben einen Einblick in die gesamte Fächerpalette», so Mike Martin. Verändert hat sich hingegen das thematische Spektrum der Vorträge: Standen früher medizinische Themen hoch im Kurs, sind heute auch Themen wie Migration, Sprachevolution oder Bitcoin und Maschinelles Lernen beliebt. «Die Bildungsinteressen der über 65-Jährigen sind heute sehr heterogen.»