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Hohe Reichweite

Fünf Milliarden Leserinnen und Leser

Eine neue Orang-Utan-Art, Geschlechterunterschiede und Weltallsimulationen: Forschungsthemen faszinieren die Öffentlichkeit. Zehn Medienmitteilungen der UZH, die 2017 am meisten Beachtung fanden.
Nathalie Huber

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Die Forschungsmeldung über die neu beschriebene Orang-Utan-Art löste 2017 das grösste Echo aus.

 

Forschungsergebnisse sind medienwirksam, wenn sie persönliche Lebensumstände berühren und Gefühle auslösen, wie ein Blick auf die Top Ten der publizierten UZH-Medienmitteilungen verrät. Doch nicht nur News mit Emotionspotenzial sorgten im vergangenen Jahr für Schlagzeilen, auch herausragende wissenschaftliche Erfolge schlugen medial hohe Wellen.

Neue Menschenaffenart

Eine Forschungssensation löste im vergangenen Jahr das grösste Medienecho aus. UZH-Anthropologen unter der Leitung von Michael Krützen haben eine neue Menschenaffenart beschrieben, den Tapanuli-Orang-Utan. «Für mich ist ein Traum wahr geworden. Das passiert sehr selten in einem Forscherleben», erklärte Krützen der SRF-«Tagesschau». Auch die «New York Times» und «The Guardian» klopften bei ihm an – beinahe eine Woche lang beantwortete der Forscher Medienanfragen.

Ob «Breitbart», «Diario El Pais Uruguay» oder «The Fiji Times Online» – potenziell knapp 1,5 Milliarden Leserinnen und Leser erreichte die Medienmitteilung der Universität Zürich. Nun sind die versteckt in den Hochlandwäldern im Norden Su-matras lebenden Orang-Utans weltbekannt. Es bleibt zu hoffen, dass das imposante Medienecho im Falle des Tapanuli-Orang-Utan auch zu einem stärkeren Schutz seines Lebensraums verhilft.

Gender-Differenzen

Entdeckungen in Bezug auf die Geschlechterdichotomie stossen in der Regel auf grossen Anklang, wie dies unsere am zweithäufigsten verbreitete Pressemitteilung bestätigt. Frauen seien sensibler für Soziales, verkünden Medien rund um den Globus und verweisen auf die Studie von Zürcher Neuroökonomen. Gemeinsam mit seinen Forscherkollegen hat Alexander Soutschek nachgewiesen, dass das weibliche Hirn Grosszügigkeit stärker belohnt als das männliche. Inwiefern dieser Unterschied ange-boren ist oder durch kulturelle Erwartun-gen und Geschlechterstereotypen zustande kommt, bleibt allerdings Gegenstand weiterer Untersuchungen. 

Für seine Antischnarchtherapie mit einem Digeridoo erhielt Milo Puhan den Ig-Nobelpreis für skurrile Forschung. Der Epidemiologe nahm die Ehrung mit Humor. «Wir erhielten den Preis für -Frieden im Schlafzimmer», erklärte er dem «Tages-Anzeiger». Schliesslich stört Schnarchen auch die Partnerin oder den Partner, und fast jeder Zweite oder jede Zweite schnarcht. Auf das humoristische Storypotenzial stürzten sich auch die Medien – weltweit wurde die Meldung rund 600-mal aufgegriffen.

Grosszügige leben glücklicher

Die Forschungsmeldungen auf Rang vier, fünf und sechs stellen alle einen Lebens-bezug her. Grosszügige leben glücklicher, wie die Ergebnisse der viertplatzierten Medienmitteilung aufzeigen. Einer anderen Person Gutes tun, erfüllt viele Menschen mit einem wohligen Gefühl. Darauf titelte die «Chicago Tribune»: «Do you have a ‹warm glow› from giving?» Laut Neuroökonom Philippe Tobler reicht es bereits, ein bisschen freigiebiger zu sein, um diesen «warm glow» zu erleben. Auffallend viele indische News-portale haben über die Studie aus Zürich berichtet.

Das Antibiotikum Doxycyclin könnte Patientinnen und Patienten mit posttrauma-tischer Belastungsstörung helfen. Nach Einnahme des Medikaments erinnerten sich Betroffene deutlich weniger an traumatische Erlebnisse, wie die Experimente von Dominik Bach, Arzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik, beweisen. Die Medienmitteilung wurde in China und Taiwan weit verbreitet. Nicht nur auf Chinesisch konnten Interessierte die Forschungsergebnisse lesen, die News wurden auch auf Indonesisch, Russisch, Polnisch, Griechisch und Japanisch übersetzt.

Putzen hilft, die Zähne zu schützen, aber ob es zu Karies kommt, hängt auch von der Widerstandskraft des Zahnschmelzes ab. Bestimmte Genmutationen führen
zu Defekten im Zahnschmelz und machen Zähne anfälliger für Bakterien. Die Studienergebnisse von UZH-Zahnmedizinern landeten in Deutschland einen medialen Hit – mehr als 80 Prozent aller Meldungen wurden in unserem Nachbarland veröffentlicht.

Simulation des Weltalls

Den siebten Rang belegt die Meldung aus dem Kosmos der Astrophysiker. Romain Teyssier und Joachim Stadel haben es geschafft, die Entwicklung des Weltalls zu simulieren. Dabei liessen sie aus zwei Billionen virtuellen Teilchen rund 25 Milliarden Galaxien entstehen. Galaktisch mutet auch die Zahl der rund 401 Millionen potenziellen Leserinnen und Leser dieser Meldung an.

Moral lasse sich durch Hirnstimulation verstärken, fasst die Schweizerische Depeschenagentur zusammen – eine weitere Top-Ten-Meldung der UZH-Neuroökonomen. Christian Ruff und Michel Maréchal konnten mittels Hirnstimulation ehrliches Verhalten verstärken. Auf Resonanz stiess die Meldung der Schweizer Forscher vor allem international, mit insgesamt 231 Berichten.

161 Treffer erzielte die Meldung eines Forscherteams  aus der Psychiatrischen Universitätsklinik. Die Wissenschaftler zeigen, wie LSD unser Gehirn dazu bringt, bestimmten Erlebnissen mehr Relevanz als normalerweise beizumessen. Die Zürcher Landzeitungen berichteten ausführlich über das Versuchssetting: «Forschungstripp. Katrin Preller gewinnt an der Universität Zürich neue Einblicke ins Funktionieren des Hirns, indem sie und ihr Team Versuche mit LSD durchführten.»

Den zehnten Rang belegt die Meldung über das Aussterben grosser Meerestiere.
Vor über zwei Millionen Jahren verschwand ein Drittel der Haie, Wale, Meeresvögel
und -schildkröten. Die Ursache, das belegt Paläontologin Catalina Pimiento, war weniger das Klima als vielmehr das Schrumpfen des Lebensraums dieser Tierarten. Auch diese Forschungsmeldung fand vor allem bei internationalen Medien Gehör.

Dieser Text erschien zuerst im UZH Journal Nr. 1/2018