Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Transactions

Wie Arbeit gesund macht

Stress am Arbeitsplatz kann uns gesundheitlich belasten. Doch es gibt auch positive Faktoren der Arbeit, die diesen Stress ausgleichen können. Die Abteilung Public and Organizational Health (POH) am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der UZH untersucht, in welchem Verhältnis die belastenden und fördernden Faktoren stehen und wie sich daraus wirkungsvolle Massnahmen zur Stressverminderung und Förderung der Gesundheit ableiten lassen.
Theo von Däniken
Sitzen und arbeiten.
Forschende der UZH ergründen, was uns an der Arbeit belastet und was die Motivation fördert.

Zu viel zu tun, zu wenig Zeit, keine klaren Aufträge, Konflikte zwischen den Kollegen: In der täglichen Arbeit gibt es viele Faktoren, die uns belasten und die sich negativ auf die Gesundheit auswirken können. Herkömmliche Programme zur Stressverminderung am Arbeitsplatz versuchen deshalb, diese Faktoren zu minimieren oder auszuschalten. Doch es gibt neben den Belastungen auch Faktoren, die einen positiven Effekt haben und die Motivation und Freude fördern.

Diese «Ressourcen» können die negativen Folgen der Belastungen mindern oder sogar aufheben. Rebecca Brauchli von der Abteilung Public and Organizational Health erforscht zusammen mit Georg Bauer und Gregor Jenny, wie diese positiven und negativen Faktoren zusammenspielen um daraus Massnahmen abzuleiten, welche die Gesundheit am Arbeitsplatz verbessern können.

«Die stärkenden Faktoren wurden in der Forschung lange wenig beachtet», erzählt Brauchli. In einer gross angelegten Studie über zahlreiche Betriebe aus unterschiedlichsten Branchen haben sie und ihre Kollegen die Ressourcen und Belastungen am Arbeitsplatz systematisch analysiert. Erstaunliches Resultat: «Die Wirkung der belastenden und fördernden Faktoren auf die Gesundheit sind völlig unabhängig von der Branche, dem Geschlecht oder der beruflichen Stellung», erklärt Brauchli. Das Zusammenspiel von Ressourcen und Belastungen, das darüber entscheidet, wie man sich am Arbeitsplatz fühlt, gilt für alle gleich.

1:1 reicht nicht

Belastende Faktoren wirken sich zudem stärker aus als Ressourcen, wie Brauchli und ihre Kollegen auch herausfanden: «Es reicht nicht, dass sich die Belastungen, zum Beispiel hoher Zeitdruck, und die motivierenden Faktoren, zum Beispiel hohe Selbständigkeit, die Waage halten.» Stehen die Ressourcen und Belastungen in einem Verhältnis von 1:1, so führt dies auf die Dauer zu Stress am Arbeitsplatz. «Die Ressourcen müssen die Belastungen übertreffen», so Brauchli, «damit dies langfristig einen positiven Einfluss auf die Gesundheit hat.»

Doch wie misst man Belastungen und Ressourcen und wie wägt man sie gegeneinander ab? In einer Befragung können die Mitarbeitenden verschiedene Faktoren zum Beispiel zum Thema Zeitdruck auf einer Skala von 1 bis 5 bewerten. Daraus ergibt sich ein Mittelwert für die Belastung «Zeitdruck». Ebensolche Skalen können für Ressourcen – etwa soziale Unterstützung innerhalb des Betriebs oder Autonomie – erstellt werden. In dieser Weise können die positiven und negativen Faktoren miteinander verglichen werden.

Trichter
Die Künstlerin Prisca Baumann hat das Forschungsprojekt im Rahmen der Ausstellung «Transactions» künstlerisch umgesetzt.

«Natürlich kann man nie alle Faktoren umfassend erheben», sagt Brauchli. Zudem ist die Gewichtung der Faktoren untereinander anspruchsvoll. Bei den Ressourcen, so hat die Untersuchung gezeigt, haben die soziale Unterstützung am Arbeitsplatz und die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln die grösste Bedeutung.

Umsetzung in die Praxis

Die Methode hilft, sich einen Überblick zu verschaffen, ob in einem Betrieb Ressourcen und Belastungen in einem starken Missverhältnis stehen, und welches  besonders belastende oder fördernde Faktoren sind. Auf Grundlage solcher Informationen können Massnahmen zur Verminderung von Stress am Arbeitsplatz geplant werden. «Die Umsetzung unserer Erkenntnisse parallel zur Forschung ist für uns sehr wichtig», erklärt Brauchli. Die Ergebnisse ihrer Forschung haben Brauchli, Bauer und Jenny deshalb in den Spin-Off «Corporate Health Solutions» eingebracht. Das Unternehmen entwickelt aktuell einen virtuellen e-Coach, der Führungskräfte dabei begleitet, die Arbeitssituation im Betrieb zu analysieren und zusammen mit dem Team zu verbessern.