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Wenn sich Ende Februar die Dekane und
Dekaninnen
der naturwissenschaftlichen Fakultäten
von 21 europäischen Topuniversitäten
in Zürich treffen, steht das Thema
Forschung
auf der Agenda. Michael Schaepman,
Professor für Fernerkundung am Geographischen
Institut und Prodekan der Mathematisch-
naturwissenschaftlichen Fakultät
(MNF) der UZH, hat die Kolleginnen und
Kollegen
der League of European Research
Universities
(LERU) zu einem Austausch eingeladen,
um forschungs-politische Themen
zu besprechen.
Die UZH ist neben der Universität
Genf die
einzige Schweizer Universität
im prestigeträchtigen Verbund.
Anlass des Treffens ist unter anderem der
wachsende Druck auf die Grundlagenforschung.
«Forschung wird immer häufiger
zur direkten Lösung gesellschaftlicher Fragen
instrumentalisiert», stellt Michael
Schaepman fest.
Aufgabe der Forschung sei
es zwar auch, praktische Probleme zu lösen.
Die
aktuelle Entwicklung verdränge aber die
zweckfreie Grundlagenforschung, die
ohne
Vorgaben unbekanntes Terrain erkunde.
Eine gefährliche Tendenz, findet er. Laut
Schaepman sollte zum Beispiel der Anteil
der Grundlagenforschung im
aktuellen EU-Forschungsprogramm
Horizon 2020 erhöht
werden.
Die illustre Runde wird sich in Zürich
weiteren Fragen der Forschung widmen. Auf
der Agenda steht die Forschungsfinanzierung,
Big Data, die Wirkungsmessung wissenschaftlicher
Leistung (Impact) oder die
Attraktivitätssteigerung der Natur-wissenschaften
für Studierende.
Die Diskussionen sollen in die Positionspapiere
der LERU münden; sie sind ein wichtiges
Arbeitsinstrument der LERU-Geschäftsstelle,
wenn es darum geht, die Anliegen der
forschungsstarken Universitäten ins politische
Räderwerk der EU einzubringen.
Das Zürcher Treffen der Science Deans steht exemplarisch für die Arbeitsweise der LERU. Die für ein Thema zuständigen Experten und Expertinnen des Universitätsverbunds organisieren sich in Arbeitsgruppen und bearbeiten ihre Anliegen. Zusätzliche Gremien dienen der Vernetzung und dem Austausch unter den Universitäten. Zusammen liefern sie das Fachwissen für die Positions- und Briefingdokumente, mit denen die LERU die Entscheidungsträger in der Europäischen Kommission versorgt. So finden die Anliegen des Netzwerks Gehör.
Oberstes LERU-Gremium ist die Versammlung der 21 Universitätsrektoren; drei von ihnen bestellen das Direktorium. Präsident ist zurzeit Alain Beretz von der Universität Strassburg. Dem Direktorium steht eine sechsköpfige Geschäftsstelle an der KU Leuven (Belgien) zur Seite. Seit 2006 ist Kurt Deketelaere Generalsekretär.
«Die LERU ist eine wichtige Stimme in Europa und sehr gut vernetzt», sagt Sandra Engler. Die Adjunktin von UZH-Rektor Michael Hengartner ist seit mehreren Jahren im «Senior Officer Network» Verbindungsfrau zur LERU. «Die Liga vertritt die Interessen der angeschlossenen Universitäten und setzt sich für die Anliegen von Wissenschaft und Forschung auf europäischer Ebene ein.»
Gerade als Universität eines Nichtmitgliedslandes der EU sei es wichtig, sich in den entsprechenden Gremien Gehör zu verschaffen und sich mit den europäischen Partneruniversitäten zu vernetzen, sagt Engler zur Bedeutung der LERU für die UZH. Denn die Anliegen der forschungsstarken Universitäten sind länderübergreifend gleich. Das zeigt ein Blick auf die letzten Positions- und Briefingpapiere: Sie handeln von Tenure Track, Online-Learning, Frauen in der Wissenschaft, Science 2.0 oder der Rolle der Philanthropie in der Forschungsförderung. Themen, die auch an der UZH auf der Agenda stehen.
«Das Netzwerk erlaubt es, gemeinsame Positionen für wichtige Themen in Forschung und Lehre zu erarbeiten», sagt Sandra Engler. Es dient gleichzeitig als Forum für den informellen Austausch neuer Ideen und Entwicklungen. Zudem profitieren die Studierenden. So findet jährlich eine Summer School für Doktorierende statt, dieses Jahr an der Universität von Oxford zum Thema «Sharing Excellence – The Value of Knowledge Exchange».
Für 2015 ist auch ein Austausch von Doktorierenden in den Rechtswissenschaften geplant. «Die Bedeutung des LERU-Netzwerks wächst», stellt Engler mit Befriedigung fest. Darauf setzt auch Prodekan Schaepman, für den die Balance zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung ein grosses Anliegen ist.