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Universitäre Bauten

«Ein guter Tag für die UZH»

Die Universität erhält bei der Planung und beim Management der von ihr betriebenen Immobilien mehr Steuerungskompetenzen. Sie wird bei universitären Bauprojekten künftig als Bauherrin agieren. Das hat der Kantonsrat heute entschieden. Rektor Michael Hengartner und Stefan Schnyder, Direktor Finanzen, Personal und Infrastruktur der UZH, begrüssen diesen Entscheid.  
Interview: David Werner

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Das Raumangebot ist ein wichtiger Faktor für die Attraktivität der Universität Zürich. Im Bild: Modell einer möglichen zukünftigen Bebauung des Standorts Zentrum. (Bild: Atelier für Architekturfotografie, Heinrich Helfenstein, Seraina Wirz)

Herr Hengartner, der Kantonsrat hat der Universität mit seinem heutigen Entscheid mehr Verantwortung bei der Gestaltung ihrer baulichen Infrastruktur übertragen. Hat er damit die Weichen aus Sicht der UZH in die richtige Richtung gestellt?

Michael Hengartner: Ja, in der Tat. Ich bin sehr dankbar dafür, dass sich der Kantonsrat, wie zuvor schon der Regierungsrat und die Kommission für Planung und Bau, so eingehend mit den Argumenten der Universität auseinandergesetzt hat. Der Entscheid ist auch ein Zeichen der Wertschätzung. Er zeigt, dass der Kanton grosses Vertrauen in die Universität hat. Auch deshalb freue ich mich ausserordentlich über diesen Entscheid. Es ist ein guter Tag für die UZH.

Herr Schnyder, Sie haben gemeinsam mit der Bildungsdirektion den Vorschlag für das sogenannte «Delegationsmodell» ausgearbeitet, dem der Kantonsrat jetzt zugestimmt hat. Wie teilen sich zukünftig der Kanton und die Universität die Verantwortung?

Stefan Schnyder:  Die Universität erhält das Verfügungsrecht über die von ihr betriebenen Bauten. Sie übernimmt bei Umbauten wie bei Neubauten die Bauherrenfunktion und die Portfoliosteuerung, das heisst, sie definiert ihren Infrastrukturbedarf, stösst Bauvorhaben an, entwickelt diese und steuert die Projektierungs- und Realisierungsprozesse. Die Ausführung der relevanten Projekte wird beim Hochbauamt in Auftrag gegeben. Ihm obliegt die Aufsicht über sämtliche Schritte zwischen der Wettbewerbsausschreibung und der Schlüsselübergabe. Der Kanton bleibt Eigentümer der Bauten, und der Kantonsrat entscheidet weiterhin über neue Ausgaben.

Ist es in der Schweiz und in Europa aussergewöhnlich, dass eine Universität die Bauherrenfunktion übernimmt?

Stefan Schnyder: Ganz und gar nicht, das Modell wird in verschiedenen Varianten auch anderswo angewandt und hat sich bewährt. Die ETH Zürich und die ETH Lausanne zum Beispiel haben damit gute Erfahrungen gemacht, ebenso Hochschulen in Deutschland, in den Niederlanden oder in Nordeuropa.

Die Universität wird also Bauherrin. Wie tiefgreifend sind die damit verbundenen Umstellungen?

Michael Hengarter: Für die UZH sind damit keine grundlegenden Umstellungen verbunden. Sie ist seit 1998 autonom, das heisst, sie trifft ihre eigenen strategischen und personellen Entscheide und handelt im Rahmen ihres Globalbudgets auch finanziell eigenverantwortlich. Wenn die UZH nun auch mehr Autonomie bei der Planung und Gestaltung ihrer Infrastruktur erhält, dann ist dies ein logisch konsequenter Schritt.

Welche Vorteile bringt es der Universität, wenn sie die Bauherrenfunktion, die bisher der Kanton innehatte, übernimmt?

Michael Hengartner: Ein entscheidender Vorteil ist, dass die Planung unserer Bauten in unmittelbarem Kontakt mit den zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer erfolgen kann. Das ist von grosser Bedeutung, denn ein wichtiger Faktor für die Attraktivität einer Universität ist die Qualität ihrer Infrastruktur. Je effektiver das Raumangebot auf den Bedarf der Forschenden, der Lehrenden und Studierenden zugeschnitten ist, desto besser.

Stefan Schnyder: Ein weiterer grosser Vorteil ist der Effizienzgewinn. Die Planungsabläufe und Entscheidungswege können gestrafft und aus einer Hand geführt werden. Bisher waren neben der Universität, welche die Nutzerseite vertrat, die Bildungsdirektion sowie das Immobilienamt und das Hochbauamt der Baudirektion am Projektierungs- und Umsetzungsprozess beteiligt. Künftig liegt die Steuerung des Projektportfolios und der einzelnen Projekte bei der Universität. Universitäre Bauprojekte sind äusserst komplex. Eine Vereinfachung der Abläufe ist da von grossem Nutzen.

Was macht die Planung von Universitätsbauten denn so komplex?

Stefan Schnyder: Bei Universitätsbauten handelt es sich mehrheitlich um Spezialimmobilien, die in präziser Abstimmung mit ihren unterschiedlichen Nutzern entwickelt werden müssen, damit sie auf lange Sicht ihren Zweck erfüllen können. An Labore beispielsweise werden ganz spezifische und baufachlich anspruchsvolle Anforderungen gestellt. Der Lehrbetrieb wiederum verlangt Räumlichkeiten, die sich möglichst flexibel nutzen lassen. All diese verschiedenen Anforderungen müssen aufeinander abgestimmt werden. Es ist am effizientesten, wenn die Universität diese Koordinationsfunktion selbst erfüllt.

Warum ist es für die Universität gerade in der jetzigen Situation so wichtig, dass sie mehr Steuerungskompetenzen erhält?

Michael Hengartner: Weil uns grosse Bauvorhaben bevorstehen. Die Universität Zürich hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten dynamisch entwickelt, aber der Infrastrukturausbau hat mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten. Erweiterungen fanden nur punktuell statt. Viele Räumlichkeiten wurden in verstreuten Liegenschaften angemietet, was auf die Dauer teuer und ineffizient ist. Kurzum: Die Universität platzt heute aus allen Nähten. Der Aufholbedarf bei der Raumentwicklung ist gross. Umfangreiche Sanierungsarbeiten stehen an, vor allem aber wollen wir die beiden Standorte Irchel und Zentrum im Rahmen der Masterpläne, die letztes Jahr erstellt wurden, erweitern beziehungsweise verdichten. Es handelt sich dabei um Vorhaben von ausserordentlichen Dimensionen. Wir sprechen hier von einem Generationenprojekt. Der Investitionsbedarf für die nächsten zwanzig Jahre beträgt mehr als drei Milliarden Franken.

Sie haben als Vorteil des Delegationsmodells bereits die grössere Nähe zu den Nutzerinnen und Nutzern und die höhere Effizienz bei der Projektierung von Bauvorhaben genannt. Gibt es noch weitere Vorteile?

Michael Hengartner: Ein grosser Vorteil ist, dass die Universität im Konzert der städtebaulichen Akteure ihre Rolle besser wird wahrnehmen können. Bei grossen Bauprojekten in zentraler städtischer Lage sind immer zahlreiche Parteien involviert. Verschiedenste Institutionen, Interessens- und Bevölkerungsgruppen müssen angesprochen und einbezogen werden, Dialoge müssen geführt, Lösungen gefunden werden. Es wird von grossem Nutzen sein, dass die Universität sich künftig auch zu Fragen ihrer baulichen Entwicklung öffentlich als vollwertiger Akteur mit in die Diskussion einbringen kann.

Stefan Schnyder: Die Verantwortung der Universität als Bauherrin gibt uns auch mehr Möglichkeiten zur Finanzierung von Universitätsbauten in die Hand – ich denke da zum Beispiel an Zuwendungen von Mäzenen oder Public-Private Partnership-Modelle. Um die Bauten und Einrichtungen, die wir benötigen, realisieren zu können, brauchen wir auch bei Finanzierungsfragen kluge und effiziente Lösungen.

Verfügt die Universität bereits über genügend Fachexpertise für ihre zukünftige Funktion als Bauherrin, oder müssen dazu erst noch personelle Ressourcen aufgebaut werden?

Stefan Schnyder: Wir verfügen bereits heute über grosse baufachliche Expertise. So erbringt die Direktion Finanzen, Personal und Infrastruktur grundlegende Leistungen zur Entwicklung, Projektierung und Realisierung der Universitätsbauten. Wir werden zwar in einzelnen Bereichen mehr Ressourcen brauchen. Dies hat aber nicht primär mit dem neuen Delegationsmodell zu tun, sondern mit den baulichen Herausforderungen an den Standorten Zentrum und Irchel. Damit die anstehenden Grossvorhaben zeitnah entwickelt werden können, müssen beispielsweise zur Spezifikation des Bedarfs entsprechende Projektleitungsressourcen aufgebaut werden.