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Zusammenschluss von fünf Fachgebieten

Von Marrakesch bis Tokio

Die Universität Zürich stärkt die Forschung und Lehre in den Asien- und Orientwissenschaften. Im neugeschaffenen Asien-Orient-Institut (AOI) bündeln fünf verwandte Fachgebiete ihre Kräfte: Indologie, Islamwissenschaft, Japanologie, Sinologie und Gender Studies.
Marita Fuchs
Sieht das neugeschaffene Asien-Orient-Institut als Chance, kleinen Fächern mehr Geltung zu verschaffen: Islamwissenschaftler Ulrich Rudolph. (Bild: Marita Fuchs)

Die verschiedenen Regionen Asiens und Nordafrikas zeichnen sich durch gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und kulturelle Dynamik aus. Zur Analyse dieser Prozesse – die oft einen direkten Einfluss auf Europa haben – und zur Erklärung ihrer historischen Hintergründe arbeiten Forscherinnen und Forscher verschiedener Disziplinen zusammen.

Universität setzt einen Schwerpunkt

Diese Kooperation hat in Zürich einen neuen institutionellen Rahmen erhalten: Im Asien-Orient-Institut haben sich Lehrstuhlvertreter der Indologie, der Islamwissenschaft, der Japanologie, der Sinologie und der Gender Studies 2013 zu einem Institut zusammengeschlossen.

«Mit der Gründung des Instituts wurde ein Zeichen bezüglich vertiefter inhaltlicher Zusammenarbeit in Forschung und Lehre gesetzt», sagt Andreas H. Jucker, Dekan der Philosophischen Fakultät. Die Fusion ermögliche auch, die Lehrstühle administrativ und technisch besser auszustatten. An der Philosophischen Fakultät hat der Universitätsrat überdies fünf weitere Zusammenschlüsse genehmigt (siehe Kasten).

Intensivere Zusammenarbeit seit 2006

Ein wichtiger Anstoss für die Gründung des Asien-Orient-Instituts war der Universitäre Forschungsschwerpunkt Asien und Europa, der 2006 eingerichtet wurde. Dadurch fanden Forschende über Fächer- und Fakultätsgrenzen hinweg zusammen; sie gehen nun schon seit acht Jahren gemeinsamen Fragestellungen nach, führen Forschungsprojekte durch und organisieren Kolloquien und Tagungen. «Die Zusammenarbeit hat sich bewährt, alles stimmt: das Fachliche und das Persönliche», erklärt der Islamwissenschaftler Ulrich Rudolph, der als Kodirektor des neuen Asien-Orient-Instituts amtet.

Mehrere Gründe sprachen für die Zusammenführung: Das neue Institut hat mit seinen sieben Lehrstühlen eine viel grössere Visibilität und Aussenwirkung als zuvor. Auf sich allein gestellt, hatten es die Fachgebiete Sinologie, Japanologie, Indologie, Islamwissenschaft und Gender Studies nicht leicht, sich Geltung zu verschaffen.

Aus fünf Bibliotheken wird eine

Die Grösse des neuen Instituts biete zudem die Möglichkeit, Aufgaben, die alle betreffen, zu bündeln, meint Rudolph. Die Zusammenführung der Bibliotheken zum Beispiel sei ein grosses Plus für die Studierenden.

Die Doktorierenden profitieren ebenfalls. «Auf dieser Stufe sind die sprachlichen und wissenschaftlichen Kenntnisse vorhanden, um Projekte über die Fachgrenzen hinweg anzugehen», sagt Rudolph. Schliesslich haben die neu verbundenen Fächer einiges gemeinsam: Alle beschäftigen sich mit der Geschichte, der Gesellschaft und der Kultur ihrer jeweiligen Weltregion. Dazwischen gibt es viele Berührungspunkte; die islamische Welt zum Beispiel ist eng mit Indien verbunden, lebt hier doch die zweitgrösste muslimische Bevölkerung der Welt.

«Die Fächer gehen zudem methodisch ähnlich vor», sagt Ulrich Rudolph. «Uns alle beschäftigt die Frage, ob wir mit dem Begriffsapparat und den methodischen Ansätzen, die wir aus Europa kennen, die Phänomene der jeweiligen Region angemessen erfassen können oder ob neue Kriterien zu suchen sind, die unter Umständen auch für die Theoriebildung und -debatte in Europa aufschlussreich sein können.» Darüber hinaus runden die Gender Studies, die in Zürich einen dezidiert aussereuropäischen Fokus haben, als systematische Wissenschaft den Verbund in idealer Weise ab.

Gemeinsame Lösungen

Natürlich sei eine Zusammenführung nicht einfach zu bewerkstelligen, gibt Rudolph zu bedenken. Zum einen sei sie mit einem enormen Zeitaufwand verbunden, zum anderen sei die Bereitschaft zu Kompromissen nötig: Entschied bislang jeder Lehrstuhlinhaber weitgehend autonom, so haben die Entscheidungen heute Folgen für die anderen. Jeder muss bereit sein, nach gemeinsamen Lösungen zu suchen.

Kein Verlust der Fächeridentität

Für die Studierenden ändert sich zunächst wenig. Alle Studienprogramme bleiben erhalten. Die Zusammenführung bringt aber gemeinsame Standards zwischen den beteiligten Fächern und natürlich eine räumliche Nähe der bisher auf verschiedene Quartiere verteilten Lehrstühle. Bald ist das Institut an zwei nahen Standorten untergebracht: Die Ostasienwissenschaften bleiben an der Ecke Zürichbergstrasse/Rämistrasse, die Islamwissenschaft, die Indologie und die Gender Studies ziehen 2015 in die alte Kantonsschule vis-à-vis.