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Maturandin Sandra Müller möchte Psychotherapeutin werden. Mit dem Master in Psychologie, so stellt sie sich vor, kann sie sofort selbständig mit Patienten arbeiten. Einige ihrer Mitschülerinnen schauen oft TV-Serien und möchten so genannte Profiler werden: Dank Psychologiestudium Täterprofile erstellen und so knifflige Kriminalfälle lösen.
Bevor sie sich definitiv entscheidet, loggt sich Sandra Müller in das Self-Assessment-Tool Psychologie der UZH ein. Und stellt fest, dass viele ihrer Erwartungen unzutreffend sind: Der Masterabschluss befähigt noch nicht zur Psychotherapeutin. Dafür braucht es zusätzlich eine kostenintensive, drei- bis fünfjährige Therapeutenausbildung. Die Ausbildung dauert also acht bis zehn Jahre. Im Psychologiestudium, erfährt sie weiter, geht es weder um Psychoanalyse oder das Interpretieren von Handschriften noch um Traumdeutung. Und man lernt auch nicht, mit eigenen Problemen besser umzugehen. Wer von einer Profilerkarriere träumt, liegt ebenfalls falsch: Operative Fallanalyse wird allenfalls an einer Polizeiakademie vermittelt.
Sandra Müller klickt weiter. Das Psychologiestudium, realisiert sie, ist analytisch ausgerichtet. Man beschäftigt sich mit der Planung, Durchführung und Auswertung von Studien. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Methodenlehre. Sie vermittelt die Instrumentarien zur Erforschung menschlichen Verhaltens und Erlebens sowie die Kompetenzen, wissenschaftliche Studien durchzuführen. Wer das Fach an der Universität studiert, sammelt praktische Erfahrung vor allem in Praktika. An Fachhochschulen gibt es bereits in den ersten Semestern Projekte mit Praxispartnern.
Viele Studienanfänger, erfährt die Interessentin, seien überrascht über den hohen Anteil an Statistik, gerade in den ersten Semestern. An der UZH betreffen auf Bachelorstufe 30 von 120 ECTS-Punkten Methodenfächer und Statistik. Auch Sandra Müller ist nun irritiert – Mathematik ist nicht ihr Lieblingsfach. Beim Weiterklicken stellt sie jedoch fest, dass etliche Berufsfelder sie ansprechen, klinische Psychologie oder Entwicklungspsychologie zum Beispiel.
Sie klickt weiter zum kognitiven Fähigkeitstest. Beim verbalen Teil schneidet sie im Vergleich zu anderen Interessierten überdurchschnittlich gut ab. Beim Test zur Interpretation von Diagrammen und Tabellen sind aber nur 40 Prozent ihrer Antworten richtig. Der Umgang mit Tabellen, erfährt sie im Feedback, falle ihr vermutlich noch etwas schwer. Dies bedeute aber nicht, dass sie nicht für das Psychologiestudium geeignet sei. Allerdings solle sie sich bewusst sein, dass sie den Umgang mit Tabellen und Diagrammen schon früh üben müsste. In Sandra Müllers Kopf arbeitet es. Das Psychologiestudium erscheint ihr nun zu theorielastig. Sie klickt auf die FAQs und will sich dann nochmals gründlich beraten lassen.
Doch wie sähe die perfekte Motivation für ein Psychologiestudium aus? «Wer analysieren möchte, warum sich Menschen wie verhalten», sagt Heike Dele Bull, Leiterin Bachelor- und Masterstudiengang Psychologie, «liegt mit einem Psychologiestudium goldrichtig.» Wer indes lieber etwas Praktisches machen möchte, werde in einem Pflegeberuf möglicherweise glücklicher. Interessierten, die zwar studieren, aber mehr soziale Interaktion und weniger Analyse möchten, empfiehlt Bull eher einen pädagogischen Studiengang. Und: «Schauen Sie in Vorlesungen hinein, die Universität ist offen!»