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UZH News

Jahresmedienkonferenz 2014

Der Nährboden für Innovationen

Erfindungen und erfolgreiche Geschäftsideen ergeben sich oft aus der Grundlagenforschung. An ihrer Jahresmedienkonferenz präsentierte die UZH Beispiele wie massgeschneiderte Proteine und einen neuartigen Sensor. Rektor Michael Hengartner zeigte zudem auf, dass aus der UZH mehr Spin-offs hervorgehen als aus vielen US-Universitäten.
Adrian Ritter

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Präsentierte an der Jahresmedienkonferenz einen optischen Sensor, welcher der menschlichen Netzhaut nachempfunden ist: Tobi Delbruck vom Institut für Neuroinformatik. 

Sechs neue Spin-off-Firmen, 45 Erfindungen und täglich mehr als zwei neue Kooperationsprojekte mit Wirtschaftspartnern: Die UZH-Forschenden waren im Jahre 2013 produktiv, wie Rektor Michael Hengartner an der heutigen Jahresmedienkonferenz der UZH aufzeigte. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren nicht nur in Forschung und Lehre aktiv, sondern auch beim Transfer ihres Wissens in Produkte und Erfindungen, die der Gesellschaft dienen.

In den vergangenen sechs Jahren haben UZH-Angehörige im Durchschnitt jährlich 5,8 Spin-off-Firmen gegründet. Damit liege die UZH nicht nur vor den anderen Schweizer Universitäten, sondern auch über dem Durchschnitt der US-Universitäten, zeigte Hengartner auf.

Die UZH-Spin-offs zeichneten sich zudem durch eine überdurchschnittlich hohe Überlebensrate aus. «Die Universität Zürich ist ein attraktiver Partner für die Wirtschaft», bilanzierte Rektor Hengartner. Wichtige Anlaufstelle ist für die UZH-Angehörigen «Unitectra», die gemeinsame Technologietransfer-Organisation der Universitäten Zürich, Basel und Bern.

Die Proteinbauer

Zwei solcher Innovationen wurden an der Jahresmedienkonferenz vorgestellt. Andreas Plückthun, Professor für Biochemie, beschrieb die Entstehung der Spin-off-Firma «Molecular Partners», die er 2004 gemeinsam mit Doktorierenden und Postdocs gegründet hat.

Die Firma ist im Bio-Technopark Schlieren angesiedelt und hat sich darauf spezialisiert, künstliche Proteine zu entwickeln, die therapeutisch eingesetzt werden können. Am weitesten fortgeschritten ist ein Medikament, das sich derzeit in der zweiten Phase der klinischen Prüfung befindet. Es verspricht eine deutlich einfachere Behandlung der Makula-Degeneration – einer Augenerkrankung insbesondere bei älteren Menschen. Kürzlich sei «Molecular Partners» zudem eine Zusammenarbeit mit  dem Pharmaunternehmen Roche eingegangen, um neue Wirkstoffe gegen Krebs zu entwickeln, führte Plückthun aus.

«Innovationen entstehen fast immer als Nebenprodukte der Grundlagenforschung»: UZH-Biochemiker Andreas Plückthun.

Verrückte Ideen willkommen

Der Biochemiker ist überzeugt: «Grundlagenforschung und Innovation sind untrennbar miteinander verbunden. Innovationen entstehen fast immer als Nebenprodukte der Grundlagenforschung.» Der Staat müsse es ermöglichen, im akademischen Umfeld visionäre Experimente zu wagen. Nur Universitäten könnten das Wagnis eingehen, auch verrückt klingenden Forschungsansätzen nachzugehen. «Kein Unternehmen kann und soll ein solches Risiko eingehen», so Plückthun. 

Auf der Suche nach neuen Medikamenten ergebe sich aber eine sinnvolle Arbeitsteilung: Hat sich eine Idee an der Universität als erfolgreich erwiesen, wird die therapeutische Anwendung in einen Spin-off ausgelagert. In ihrer Arbeit an der Universität können sich die Forschenden dann bereits der übernächsten Generation von neuen Medikamenten widmen. «Die Biochemie an der UZH ist ein idealer Platz für visionäre Grundlagenforschung», so Plückthun.

Auf dem Weg zum künstlichen Auge

Eine weitere visionäre Idee präsentierte Tobi Delbruck, Lehrbeauftragter am Institut für Neuroinformatik der UZH. Seine Forschungsgruppe entwickelt einen optischen Sensor, der der menschlichen Netzhaut ähnlich ist. Der Sensor bildet nur bewegte Objekte ab, verbraucht dabei weniger Strom und verarbeitet die Daten schneller als herkömmliche Sensoren.

Die Entwicklung ist an diverse Partner lizenziert. Der optische Sensor soll in Zukunft als Implantat für eine künstliche Netzhaut, zur Steuerung von mobilen Geräten über Gestik und beispielsweise für Verkehrszählungen eingesetzt werden. 

Sieht «schlafende Kostbarkeiten» an den Universitäten: Armin Schmutzler, Professor am Institut für Volkswirtschaftslehre.

Sinnvolle Innovationspolitik

Wie können solche Entwicklungen durch eine Innovationspolitik gefördert werden? Dieser Frage ging Armin Schmutzler, Professor am Institut für Volkswirtschaftslehre der UZH, nach. Eine sinnvolle Innovationspolitik habe das Ziel, «schlafende Kostbarkeiten» zu fördern: erfolgversprechende Ideen, die privaten Investoren zu wenig profitabel erscheinen und von diesen deshalb links liegen gelassen werden. Zu finden seien solche schlummernden Schätze vor allem in der Grundlagenforschung an den Universitäten, so Schmutzler.

Stand an der Jahresmedienkonferenz den Journalistinnen und Journalisten Rede und Antwort: UZH-Rektor Michael Hengartner.

Verbesserte Betreuung

Um ein ideales Umfeld für Innovationen bieten zu können, sind Universitäten auf stabile Verhältnisse nicht zuletzt finanzieller Art angewiesen. Stefan Schnyder, Direktor Finanzen, Personal und Infrastruktur der UZH, durfte an der Medienkonferenz erfreulich stabile Jahreszahlen bekanntgeben.

Im Herbstsemester 2013 waren 25’715 Personen an der Universität Zürich eingeschrieben (2012: 25'732). Nach Jahren steten Wachstums sei die Studierendenzahl damit im zweiten Jahr in Folge stabil, was durchaus erwünscht sei.

Im vergangenen Jahr haben 4’477 Personen ein Studium an der Universität Zürich begonnen. Die Rechtswissenschaft stellt nach wie vor das beliebteste Studienfach dar, gefolgt von Wirtschaftswissenschaften, Psychologie und Humanmedizin. Weiter verbessert hat sich 2013 das Betreuungsverhältnis an der UZH: von 49,1 Studierenden pro Professorin oder Professor auf 45,9 Studierende.

Der konsolidierte Gesamtumsatz der Universität Zürich belief sich im vergangenen Jahr auf 1’322,5 Millionen Franken. Das entspricht einer Steigerung von 21,6 Millionen Franken (+ 1,7 Prozent) gegenüber dem Vorjahr. Die Steigerung ist hauptsächlich auf einen höheren Beitrag des Kantons Zürich sowie eine Anpassung der Studiengebühren ab dem Frühjahrssemester zurückzuführen. Der Kostenbeitrag des Kantons stieg um 12,8 Millionen Franken auf 601,1 Millionen Franken.