«Aliens sehen ganz anders aus»

Herr Moore, würden Sie gerne Aliens kennenlernen?
Ben Moore: Sehr gerne. Ich hätte
viele Fragen an sie.
Weshalb möchten Sie sie treffen?
Wenn sie es geschafft haben, die
Reise von einem anderen Stern zu uns zu machen, sind sie technologisch viel
weiter als wir. Sie haben sicher coole Raumschiffe und Antworten auf die
grossen Fragen, die wir uns stellen.
Welche Fragen würden Sie ihnen gerne stellen?
Wie hat unser Universum begonnen?
Sollten sie das wissen?
Sie könnten es wissen, wenn sie
beispielsweise eine Million Jahre lang geforscht haben, verglichen mit unseren
1000 Jahren.
In Ihrem Buch schreiben Sie, es könnte eine unerfreuliche
Erfahrung für die Menschheit sein, mit Aliens Bekanntschaft zu machen. Weshalb?
Sie könnten so grausam sein wie
wir Menschen, ohne Respekt für andere Arten. Wir tragen zu unserem Planeten
keine Sorge, massakrieren Tiere, einige von uns jagen zum Vergnügen. Vielleicht
tuen Aliens das auch.
Was würde das für uns bedeuten?
Im schlimmsten Fall würden wir
ausgerottet, wenn sie uns nicht mögen.
Würden Sie versuchen, mit ihnen zu kommunizieren?
Das wäre der erste Schritt, der
jedoch schwierig sein könnte, weil wir eine gemeinsame Sprache finden müssten.
Dazu hätten wir nur ein paar Wochen Zeit – von dem Moment, in dem wir
feststellen, dass sie in unser Sonnensystem eingedrungen sind, bis sie bei uns
ankommen.
In Ihrem Buch schlagen Sie vor, dass wir gar nicht versuchen
sollten, sie zu verstehen, sondern gescheiter in unserer eigenen Sprache kommunizieren
und hoffen, dass sie uns verstehen.
Ich hoffe, dass sie uns
verstehen, weil sie intelligenter sein dürften als wir. Wenn wir kommunizieren,
sollten wir es mit einfacher Mathematik tun, mit etwas, das universell ist und
von allen intelligenten Lebewesen verstanden werden sollte.
Glauben Sie, dass es da draussen tatsächlich Wesen mit so etwas
wie menschlicher Intelligenz gibt?
Es würde mich überraschen, wenn
es nicht so wäre.
Weshalb?
Wir schätzen, dass es alleine in
unserer Galaxie 40 Milliarden Planeten
gibt, die bewohnbar sind. Diese Planeten sind vergleichbar mit unserer Erde. Es
würde mich überraschen, wenn sich auf diesen Welten kein Leben entwickelt hätte
und dieses nicht intelligent wäre.
Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit für intelligentes Leben in
Universum?
Es ist keine Frage der
Wahrscheinlichkeit, denn wir wissen nicht, wie das Leben angefangen und sich Schritt
für Schritt entwickelt hat. Das Leben könnte sich auf diesen Welten in ganz
anderen Formen entwickelt haben als auf der Erde. Es geht deshalb weniger um
eine Wahrscheinlichkeit als darum, dass unser Stern, die Sonne, nichts Aussergewöhnliches
ist, genauso wenig wie die Erde. Deshalb sollte auch das Leben auf der Erde
nichts Besonderes sein, sondern nur ein Beispiel für das Leben, wie es auf
anderen Planeten in unserer und anderen Galaxien existiert.
Werden wir je wissen, ob es da draussen Leben gibt?
Wir werden es sicher wissen.
Heute haben wir die Technologie, um festzustellen, ob es auf anderen Planeten
Leben gibt. Wir könnten beispielsweise messen, ob Sauerstoff, Ozon oder andere
Moleküle vorhanden sind, die mit Leben im Zusammenhang stehen. Dazu bräuchten
wir ein Teleskop im Weltraum, mit dem wir die Atmosphären dieser fernen Welten
beobachten könnten. Es gibt Pläne, ein solches Teleskop zu bauen.
Werden wir es noch erleben, dass Aliens bei uns auftauchen?
In unserer Lebenszeit werden wir
erfahren, ob es Leben auf anderen Planeten gibt. Ob wir Aliens treffen, hängt
davon ab, ob sie sich die Mühe machen, zu uns zu reisen. Wir selbst sind im
Moment nicht in der Lage, ein Raumschiff zu bauen, das zu den Sternen reisen
könnte.
Weshalb sind wir dazu nicht in der Lage – ist es ein technologisches Problem? Das Problem ist, dass der Grossteil des Geldes dafür ausgegeben wird, Kriege zu führen. Wenn wir diese Mittel für die Wissenschaft einsetzen würden, könnte eine solche Mission gelingen.
Statt für Waffen sollten wir unser Geld für Raumschiffe ausgeben?
Das sollten wir tun, ja. Wir
könnten unser Geld für einige viel sinnvollere Dinge als Waffen ausgeben, nicht
nur für Raumschiffe. Doch das gelingt nur, wenn auf unserem Planeten Frieden
und Harmonie herrschen.
Wie sehen Aliens aus?
Wahrscheinlich anders als die
Aliens, die in Hollywoodfilmen gezeigt werden und die alle Menschen oder Affen gleichen.
Das muss nicht so sein, intelligentes Leben könnte ganz anders aussehen als wir.
Es gibt acht Millionen Arten auf unserem Planeten, die Gehirne haben. Sie alle
könnten diese so weiterentwickeln, dass sie die nächsten Herrscher über die
Erde werden.
Die Delfine werden es nicht sein?
Nein.
Weshalb?
Es gibt viele Planeten, die ganz
von einem Ozean bedeckt sind. Ohne Land wird es nicht möglich sein, Feuer zu
machen und ohne Feuer wird es für ein Lebewesen schwierig, weiter als die
Steinzeit zu kommen. Ich kann mir keinen Weg vorstellen wie eine Art, die unter
Wasser lebt, Metalle entwickeln könnte. Doch um Maschinen zu bauen, braucht es
Metall. Das limitiert die Möglichkeiten der Delfine.
Weshalb haben Sie dieses Buch geschrieben?
Die Astrobiologie und der
Ursprung des Lebens gehören im Moment zu den aufregendsten Forschungsgebieten.
Ich wollte verständlich darstellen, welche Theorien es zum Ursprung des Lebens
auf der Erde gibt. Und jedermann fragt sich, was es da draussen gibt. Auch dazu
wollte ich meine Ideen formulieren. Die beiden meistgelesenen Bücher der Welt, die
Bibel und der Koran, erklären den Ursprung des Lebens.
Sie erzählen eine andere Geschichte.
Es ist die Geschichte der
modernen Wissenschaft.
In Ihrem Buch weisen Sie verschiedentlich darauf hin, dass es viel Material gibt, um einen wissenschaftlich fundierten Science-Fiction-Roman zu schreiben. Wird Ihr nächstes Buch ein Roman sein?
Es könnte sein. Ich habe bisher
eine Seite geschrieben. Ich habe ein paar gute Ideen, aber für einen Roman
braucht es Figuren. Das ist eine andere Art zu schreiben. Ich würde gerne so
etwas schreiben wie «The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy» («Per Anhalter durch
die Galaxis»). Das ist guter britischer Humor.
Worum würde es gehen?
Wir werden sehen. Ich möchte
nicht all meine Ideen preisgeben (lacht).
Welchen SiFi-Roman würden Sie empfehlen?
H.G. Wells «War of the Worlds»
(«Krieg der Welten»). Das Buch wurde vor mehr als hundert Jahren geschrieben,
ist aber immer noch eine tolle Geschichte.