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Studenten Theater Zürich

Stadt in Aufruhr

Das «Studenten Theater Zürich» bringt Gogols berühmte Komödie «Der Revisor» von 1835 auf die Bühne und führt dem Publikum vor Augen, dass manchmal nichts so ist, wie es scheint. Das Stück wird noch bis Ende Oktober gezeigt.
Tina Lohfing

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Grosses Durcheinander in der korrupten Kleinstadt: Das Studenten Theater Zürich spielt den «Revisor» von Gogol.

Die Geschichte des jungen, unbedeutenden Beamten Chlestakow aus St. Petersburg ist schnell erzählt: Auf der Durchreise macht er in einer russischen Kleinstadt halt und durch eine Verwechselung wird er für einen Revisor, einen staatlichen Prüfer, gehalten. Er nutzt die Gunst der Stunde und nimmt die Stadtoberen schamlos aus. Diese kennen nur eine Anwort auf Korruption: weitere Korruption.

Eine Rumpelkammer als Bühne

Trotz der im Stück innewohnenden Gesellschaftskritik ist die gelungene Umsetzung der Komödie vor allem ein grosser Spass für die Zuschauer. Man spürte bei der Premiere am vergangenen Samstag im Theatersaal der Universität Zürich am Irchel den Enthusiasmus des 18-köpfigen Ensembles und die Liebe zum Detail, die in der Auswahl der Kostüme und den Requisiten stecken.

Als Bühnenbild dient eine Art Rumpelkammer, die, so Regisseurin Kaija Ledergerber, das Chaos der korrupten Kleinstadt wiederspiegeln soll. Da liegen Decken, Laub, ein alter Lampenschirm und Werkzeuge wild durcheinander. Im Vordergrund hängt eine Puppe an einem Bein, im Hintergrund ein goldgerahmtes Marienbild neben einem Bild des russischen Zaren mit einer riesigen Nase.

Inmitten des selbst geschaffenen Chaos bewegen sich die städtischen Machthaber und ihre Gefolgschaft in einer Welt aus Lug und Trug. Die schmierigen Charaktere werden durch schäbige Kleidung und ein ungepflegtes Aussehen unterstrichen. Nur einer schwebt mit seinem feinen Anzug über dem Gezeter der Stadtbewohner und lässt sich als vermeintlicher Revisor umgarnen.

Grosser Spass und bitterer Ernst

Es wurde viel gelacht am Premierenabend, auch weil Mimik und Gestik grossartig zu den überzeichneten Figuren passen. Aber manchmal blieb dem Publikum das Lachen im Hals stecken, wenn plötzlich aus Klamauk bitterer Ernst wird: Wenn der Kurator der Armenanstalt säuselnd und tänzelnd von den grausamen Zuständen in seinem Haus erzählt oder die rechten Hände des Stadtoberhauptes eine Schlossersfrau wegen Verrats durch den Zuschauerraum hinter den Vorhang zerren und am Ende nur noch ein greller Schrei zu hören ist.

Ein offenes Ende

Anders als das Original endet das Stück mit dem Entlarven der Illusion. Der vermeintliche Revisor ist ein Betrüger, der die korrupten Machenschaften für sich auszunutzen weiss und die Stadt verlässt, bevor sein «Theater» auffliegt. Die Regie inszeniert das Ende des Theaterstücks explizit: noch bevor der Vorhang fällt legen die Schaupieler ihre Kostüme ab und entlassen damit die Zuschauenden mit der Frage: Ist das Theater wirklich zu Ende?

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