Nachwuchsförderung - macht die Schweiz genug?

Am 11. Januar feierte der Schweizerische Nationalfonds (SNF) in Bern seinem 60. Geburtstag. Auf ein Galadinner wurde verzichtet, statt dessen lud der SNF junge Forschende dazu ein, nach Bern zu kommen und dort ihre Anliegen zu definieren und mit Entscheidungsträgern aus Politk und Wissenschaft zu diskutieren. «Nachwuchsförderung - macht die Schweiz genug?», lautete der Titel der Veranstaltung. Statt in die Vergangenheit wurde also in die Zukunft geschaut.
160 Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler aus der ganzen Schweiz folgten der Einladung. An die Adresse des SNF richteten sie unter anderem das Anliegen, künftig selbständig Projektanträge mit einem Beitrag zum eigenen Lebensunterhalt einreichen zu können. An die Universitäten ging unter anderem der Wunsch, attraktivere Perspektiven für den oberen Mittelbau zu schaffen.
Konstruktiv und lösungsorientiert
Von Universität Zürich war auch Daniel Wyler, Prorektor Medizin und Naturwissenschaften, in Bern präsent. Er habe die Vorstösse der Forschenden mehrheitlich als durchdacht und lösungsorientiert empfunden, sagt er. Man dürfe aber nicht vergessen, dass die Universität Zürich in der Nachwuchsfördererung bereits grosse Anstrengungen unternimmt. (Siehe separates Interview mit Daniel Wyler)
Auch der Gastgeber, SNF-Präsident Dieter Imboden, zeigte sich im Anschluss an den Anlass zufrieden. Er lobte die jungen Forschenden für ihr Engagement und freute sich darüber, dass diese nicht nur Forderungen gestellt, sondern auch konstruktiv darüber nachgedacht hätten, wie die Nachwuchsförderung in der Schweiz verbessert werden könnte.

Einige junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Zürich, die am SNF-Jubiläum in Bern teilgenommen haben, haben für UZH News ihre persönlichen Eindrücke von diesem Anlass und ihre Gedanken zur Nachwuchsförderung festgehalten.
Im Folgenden finden Sie eine Zusammenstellung der Statements. Zum Lesen der Texte klicken Sie bitte auf die Namen!
- Die Anthropologin Karin Isler ist der Meinung, dass jungen Forschenden eine langfristige Perspektive an der Universität geboten werden sollte.
- Der Rechtswissenschaftler Daniel Widrig stellt fest, dass es nach wie vor keine überzeugenden Modelle für die Förderung von Nachwuchsforschenden mit Familie gibt.
- Veterinärmedizinerin Simone Ringer plädiert für gesonderte Kriterien bei der Vergabe von Fördermitteln für die klinische Forschung.
- Junge Forschende sollten bereits auf Doktorats- und Postdoc-Stufe Projektanträge stellen können, findet die Veterinärpathologin Nicole Borel.
- Der Computerlinguist Michael Piotrowski legt Wert darauf, dass Fächer, die im Zwischenbereichen traditioneller Forschungsgebiete angesiedelt sind, nicht vernachlässigt werden.
- Der Physiker Jürg Diemand stellt sich die Frage, ob es in die richtige Richtung führt, mehr staatliche Nachwuchsförderung zu fordern.
- Daniel Friedrichs, PhD-Kandidat, unterstützt die Forderung nach selbständigen Projektanträgen von Forschenden auf Doktorats- und Postdoktoratsstufe.
- Dominic Suter von der Psychologischen Beratungsstellefindet, dass zu wenig über das Verhältnis von Forschung und Lehre geredet wurde.