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Hauptbibliothek der UZH

«Bibliotheken sind mehr als Bücherreservoire»

Wilfried Lochbühler wird Ende des Jahres neuer Leiter der Hauptbibliothek der UZH. Im Interview mit UZH News erklärt er, wie sich das universitäre Bibliothekswesen in Zukunft entwickeln wird.  
Interview: Marita Fuchs

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Wilfried Lochbühler, zukünftiger Leiter der Hauptbibliothek: «Universitätsbibliotheken werden sich mehr als Lernzentren positionieren.»

Herr Lochbühler, Sie werden demnächst die Geschicke der grössten Bibliothek der UZH leiten. Ist die Universitätsbibliothek der Zukunft digital?

Ja, das ist sie, jedoch nicht ausschliesslich. Elektronische Medien wie Datenbanken, E-Journals oder E-Books gewinnen zunehmend an Bedeutung. Dieses Angebot gilt es weiterzuentwickeln und zu optimieren.

Gleichzeitig wird vor dem Hintergrund veränderter Studien- und Lernformen die «Bibliothek als Ort» weiter an Bedeutung gewinnen. Seit der Bologna-Reform arbeiten Studierende vermehrt in Gruppen oder im Team. Sie benötigen Zugang zum Lernstoff und zu Räumlichkeiten, in denen sie auch diskutieren und gemeinsam arbeiten können. Universitätsbibliotheken werden sich mehr als Lernzentren positionieren. Sie verbinden dabei ruhige Leseplätze mit offenen, flexiblen Bereichen. Bibliotheken sind mehr als Bücherreservoire.

Gibt es Bibliotheken, die Ihrer Vision entsprechen?

Mir persönlich gefällt die Ausstattung der Bibliothek der ETH Lausanne. Studierende können sich dort in grösseren oder kleinen Gruppen auf bunten und variabel zusammenstellbaren Möbel-Elementen organisieren.

Wo steht die Hauptbibliothek momentan in ihrer Entwicklung?

Die Hauptbibliothek der UZH hat in zukunftsträchtigen Bereichen bereits die Weichen richtig gestellt. Hierzu gehört die Open-Access-Politik der UZH in Verbindung mit dem ZORA-Dokumentenserver. Open Access schafft freien Zugang zu wissenschaftlicher Information via Internet auf Publikationen, die verlässlich und dauerhaft gespeichert sind.

Wird die Hauptbibliothek zukünftig noch enger mit dem universitären Umfeld verknüpft sein?

Ja, Universitätsbibliotheken werden sich stärker als Partner von Wissenschaft und Lehre positionieren, indem wir zum Beispiel den Studierenden neben der Einführung in die Bibliotheksbenutzung auch Recherche- und Medienkompetenz vermitteln. Keine einfache Aufgabe, denn die Recherchestrategien beruhen heute auf einer Vielfalt von Quellen wie zum Beispiel Katalogen, Datenbanken und Internet. Rechercheergebnisse erfordern einen kritischen Umgang. Salopp gesagt: Treffer allein liefern noch keine qualifizierten Ergebnisse.

Was bietet die Hauptbibliothek den Forschenden?

Forschende benötigen vermehrt virtuelle Arbeitsumgebungen. Sprich: den Zugriff auf wichtige Datenbanken, Verzeichnisse oder Publikationen aus einer Hand. Auch Bibliometrie, also die quantitative Erfassung von Publikationen, Autoren und Zitationen, ist für Forschende von Interesse und zunehmend ein Thema für Bibliotheken.

Wie soll die Zusammenarbeit mit anderen Bibliotheken ausgerichtet werden?

Am Platz Zürich ist bereits viel erreicht. Die Zusammenlegung (INUIT) der beiden bisher getrennt geführten Bibliothekskataloge von ETH-Bibliothek und ZB Zürich (NEBIS) und der Universität Zürich (IDS Zürich Universität) ist ein zentraler Fortschritt bei der Erschliessung der Medien.

In Zukunft können die Universitäts- und Hochschulbibliotheken in Zürich von vermehrter Zusammenarbeit profitieren, sei es im Bereich Lizenzierung elektronischer Medien, wie Datenbanken oder E-Books, sei es bei einem gemeinsamen Rechercheportal im Bereich Logistik von Printbeständen.

Schweizweit wird eine Zusammenarbeit mit anderen Universitätsbibliotheken angestrebt. Aktuell zielt das Projekt «Kooperative Speicherbibliothek» auf eine gemeinsame Verwaltung von gedruckten Beständen in einem zentralen Lager. In Zukunft werden aber auch Themen wie grosse Digitalisierungsprojekte oder die Einführung eines Bibliotheksystems der nächsten Generation noch stärker kooperativ angegangen werden.

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