Navigation auf uzh.ch

Suche

UZH News

Zürcher Bibelkommentar

«Das wichtigste Schweizer Exportgut»

Drei Jahre nach der Neuausgabe der «Zürcher Bibel» ist die Prestigepublikation der Theologischen Fakultät der Universität Zürich mit dem dreibändigen Kommentar abgeschlossen. 45 Autorinnen und Autoren schufen ein Werk von fast drei Tausend Seiten. Jeder Bibeltext ist darin eins zu eins theologisch erläutert.
Claudio Zemp

«Die Bibel ist das wichtigste Schweizer Exportgut, noch vor Banken, Sackmesser und Schokolade», sagt Konrad Schmid, Professor für Altes Testament und Co-Herausgeber des Kommentars zur Zürcher Bibel. Mit dem 2716 Seiten starken und fast 6 Kilo schweren Kommentar sind das Begleitwerk und damit das Jahrhundertprojekt der Neuübersetzung der Zürcher Bibel nach siebenjähriger Arbeit abgeschlossen. Der dreibändige Kommentar liegt nun gedruckt vor und wurde an einer feierlichen Vernissage der Öffentlichkeit vorgestellt.

Vorsprung und Verspätung

Die Tradition der Zürcher Bibelübersetzungen geht auf den Reformator Ulrich Zwingli zurück. 1531 erschien die erste Ausgabe der Zürcher Bibel, die nach dem Buchdrucker benannte «Froschauer-Bibel». Damit waren Zwingli und sein Mitübersetzer Leo Jud damals sogar noch schneller als Reformationskollege Martin Luther in Deutschland. Dessen erste vollständige Bibelübersetzung lag erst einige Jahre später vor.   

Fast 500-jährige Tradition: Ausschnitt des Titelbildes der ersten Zürcher Bibel von 1531, die noch vor der ganzen Lutherbibel erschien.

Der neue Zürcher Kommentar hätte eigentlich bereits 2007 erscheinen sollen, gleichzeitig mit der letzten Zürcher Neuübersetzung der Bibel. Nun wurde das Grossprojekt der Evangelischen Landeskirche und der Theologischen Fakultät der UZH mit dreijähriger Verspätung abgeschlossen. 45 Autorinnen und Autoren haben mitgewirkt und jeden Bibeltext eins zu eins theologisch erläutert.

Das Kommentar richtet sich an interessierte Laien, die gerne mehr wissen möchten über den Hintergrund und die Interpretation der Bibel. Neben den wissenschaftlichen Hinweisen sind einige Textaussagen diskret illustriert, etwa mit Nachzeichnungen archäologischer Funde.

Mit der Vielzahl an Kommentatoren und dem Werkumfang ist auch die Verzögerung erklärt. Co-Herausgeber Matthias Krieg von der Evangelisch reformierten Landeskirche des Kantons Zürich bezeichnete den Kommentarband in seiner Dankesrede als «Convention Center mit drei Cubes» im nunmehr fertig gebauten Quartier des Begleitwerks «Bibelplus»: Ein Paket mit mehreren Bibelausgaben für Schule, Lehre und Kirche, dem Kommentar, einem Reiseführer sowie einer Hör-CD.

Feierliche Vernissage: Nadine Seeger (links) bei ihrer Performance vor den Projektverantwortlichen des Zürcher Bibelkommentars.

Texttreu und verständlich

«Die Zürcher Bibel hat traditionell den Anspruch, die wörtlichste und genauste Übersetzung zu sein», sagt Konrad Schmid. Seit der Erstausgabe von 1531 erschien ein bis zweimal pro Jahrhundert eine revidierte Ausgabe. Dabei wurde stets Wert gelegt sowohl auf die Treue zur Ursprache wie auf die Flüssigkeit in der Zielsprache.

Die aktuelle – in modernes Deutsch übersetzte – Zürcher Bibel von 2007 entwickelte sich überraschend zum Bestseller. Und auch die Nachfrage nach dem neuen Kommentar ist gross. Die Erstauflage von 1600 Stück ist bereits vergriffen, so dass nachgedruckt wird. Marianne Stauffacher, Verlagsleiterin des Theologischen Verlags Zürich, zeigte sich erfreut über den Erfolg. Projektleiter Matthias Krieg sprach ihr einen besonderen Dank aus: «Niemand hat die Bibel öfter gelesen als sie!».

Fast 6 Kilo schwer: Der Kommentar zur Zürcher Bibel hat Gewicht.