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Studierendenprotest

«Wir müssen weiter an der Bologna-Reform arbeiten»

Studierende protestieren an der Universität Zürich gegen die Bologna-Reform und gegen die Ökonomisierung der Bildung. Seit Dienstag halten sie den grossen Hörsaal im Hauptgebäude besetzt. Rektor Andreas Fischer will sich heute mit ihnen treffen. Im Interview mit UZH News äussert er sich zu den Forderungen der Protestierenden.
Interview: Marita Fuchs

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Rektor Andreas Fischer: «Protest scheint mir nicht die beste Form, um darüber nachzudenken, wie man die Studienbedingungen verbessern könnte.»
Herr Fischer, die protestierenden Studierenden sprechen sich in einer Medienmitteilung gegen die Bologna-Reform und gegen die Ökonomisierung der Bildung aus. Wie stehen Sie zu diesen Forderungen?

Die Bologna-Reform ist die grösste Neuordnung der Lehre, die wir seit Gründung der Universität durchführen – eine Herkulesaufgabe. Studierenden und Lehrenden wird dabei viel abverlangt. Dass es immer wieder Anpassungen und Korrekturen geben  wird, haben wir schon seit Einführung der Reform gewusst. Wir versuchen, Verbesserungen auch in Zusammenarbeit mit den Studierenden zu erzielen, die in den verschiedenen Gremien der Universität vertreten sind. Grundsätzlich jedoch möchte ich die Reform nicht in Frage stellen.

Wie stehen Sie zu dem Vorwurf der Ökonomisierung?

Ich habe den Studierenden, die im Moment im Hörsaal KOL-B10 protestieren, für heute ein Gespräch angeboten. Ich werde sie dann fragen, was sie genau unter Ökonomisierung verstehen. Die Universität Zürich wird nämlich zum allergrössten Teil mit staatlichen Mitteln finanziert. Rund zwanzig Prozent des Budgets werden aus Drittmitteln finanziert, die Beiträge des Nationalfonds machen davon wiederum den grösseren Teil aus. Für die insgesamt wenigen Stiftungsprofessuren bin ich sehr dankbar, denn für Forschung und Lehre sind sie wichtig.

Die Studierendenproteste in Zürich stehen ja in Zusammenhang mit den Protesten an der Universität Wien und deutschen Universitäten. Kann man die Situation der Studierenden in Wien mit denen in Zürich vergleichen?

Die Situation in Wien ist eine ganz andere. Das Betreuungsverhältnis ist im Vergleich zu unserer Universität viel schlechter. Wir versuchen seit langem, die Betreuungsverhältnisse in einem akzeptablen Bereich zu halten und – wenn immer möglich – zu verbessern.

Etwa 70 Studierende halten im Moment den Hörsaal KOL-B-10 besetzt. Das ist nur eine kleine Anzahl. Halten Sie diese Gruppe für repräsentativ für die grosse Masse der Studierenden?

Ich glaube nicht, dass sie repräsentativ ist. Ich habe im Gegenteil eher den Eindruck, dass die meisten unserer Studierenden im Grossen und Ganzen recht zufrieden sind. Eine von der Konferenz der Hochschulrektoren CRUS und dem Verband der Schweizer Studierendenschaften im Frühjahr 2008 durchgeführte Umfrage zum Bachelor-Studium in der Schweiz zeigte, das rund drei Viertel der Bachelor-Studierenden mit ihrem Studium zufrieden oder sehr zufrieden sind.

Trotzdem müssen wir weiter an der Bologna-Reform arbeiten.

Protest scheint mir nicht die beste Form, um darüber nachzudenken, wie man die Studienbedingungen verbessern könnte.

Wie wird es weitergehen? Wollen Sie demnächst den Hörsaal räumen lassen? Schliesslich wird der grosse Hörsaal ja für den Lehrbetrieb benötigt.

Wir tolerieren die ‚Besetzung’ im Moment und auch die Aula bleibt aus Sicherheitsgründen geschlossen. Am Mittwoch konnten wir alle Veranstaltungen, die im KOL-B-10 und in der Aula stattgefunden hätten, in andere Räume verlegen – allerdings mit erheblichem administrativem Aufwand. Das wird jedoch nicht so weitergehen. Schliesslich werden die beiden grössten Hörsäle an der Universität dringend für den Lehrbetrieb benötigt.