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«Out of Africa»

Menschheitsgeschichte in Stein

Die ersten Vertreter der Gattung Homo haben sich vor mehreren Millionen Jahren von Afrika aus in der ganzen Welt verbreitet. Die Region des Nahen Ostens war dabei eine wichtige Durchgangszone, wie die aktuelle Ausstellung im Anthropologischen Museum der Universität Zürich zeigt.
Theo von Däniken
Schädel und Schädelfragmente zeugen von der Verbreitung der Hominiden von Ostafrika ausgehend.

Sechs leere Augenhöhlen in sorgsam rekonstruierten Schädeln begrüssen die Besuchenden derzeit im Anthropologischen Museum der Universität Zürich. Die Schädel und Schädelfragmente am Eingang der Ausstellung «Out of Africa» sind Replikate von Hominidenfunden aus verschiedenen Weltregionen. Sie zeigen, dass sich die Vorfahren der Menschen von ihrem Ursprungsgebiet in Ostafrika aus sowohl nach Südeuropa, wie auch bis weit nach Asien verbreitet haben. Ein wichtiges Durchgangsgebiet dieser Ausbreitung ist die Region des Nahen Ostens, die den afrikanischen Kontinent sowohl mit Asien, wie auch mit Europa verbindet.

Die Wanderung fand dabei nicht nur entlang der Mittelmeerküste von Israel bis Syrien statt, sondern auch weiter im Landesinnern. Seit 25 Jahren erregt die Region von El Kowm in der syrischen Wüste die Aufmerksamkeit der Anthropologen in besonderem Masse. Denn dort zeugen äusserst ergiebige Fundstätten von der Anwesenheit der Hominiden seit mehr als einer Million Jahren.

Fenster in die Vergangenheit

Die Ausstellung «Out of Africa» zeigt anhand von Fundstücken, hauptsächlich aus der Quelle von Hummal in El Kowm, die Entwicklung der Kultur der frühen Menschen. In der 14 Meter tiefen Quelle von Hummal lassen sich 25 verschiedene geologische Schichten identifizieren, deren älteste bis 1,4 Millionen Jahre zurück reichen. Hummal ist damit die Fundstelle mit der weltweit längsten Abfolge an ungestörten Schichten.

Menschliche Knochen sind zwar bisher in Hummal noch keine gefunden worden, doch aus verschiedenen Schichten sind grosse Mengen von Steinwerkzeugen erhalten. Sie ermöglichen es, die Entwicklung der Kultur der aus Afrika ausgewanderten Hominiden zu verfolgen.

Nicht nur Werkzeuge, sondern auch Zeugen eines ästhetischen Empfindens: Faustkeile der Acheuléen-Kultur.

Vom Geröll zur Klinge

Steinkeil ist dabei nicht gleich Steinkeil, wie man anhand der Ausstellungsstücke und der Erläuterungen auf den Schautafeln erfährt. Die frühesten Beispiele aus der Geröll-Kultur des so genannten Oldowan sind einfach behauene Steine, die schräg abgeschlagen wurden, so dass sich eine Schneidekante ergab. Doch schon 800'000 bis 700'000 vor unserer Zeit, in der so genannten Acheuléen-Kultur, schuf der Homo erectus fein gearbeitete Faustkeile, die nicht nur von technischer Beherrschung zeugen, sondern auch von einem ästhetischen Gestaltungswillen.

Hummal selber steht für einen weiteren Fortschritt in der Steinbearbeitung vor rund 250'000 Jahren und gab der entsprechenden Periode ihren Namen: die Hummalien-Kultur. Statt der bisher typischen keilförmigen Werkzeuge entstehen nun lange schmale Klingen.

Mittelhandknochen des Riesenkamels von Hummal im Vergleich zu normalen Kamelknochen.

Riesenkamel

Spektakulär sind in der Ausstellung nicht nur die menschlichen Werkzeuge, sondern auch die vor einigen Jahren in Hummal gefundenen Kamelknochen, die für eine kleine Sensation sorgten. Die Ausgräber, unter ihnen Dr. Peter Schmid vom Anthropologischen Institut und Museum der Universität Zürich, legten nämlich Knochen frei, die auf ein bisher unbekanntes Riesenkamel mit einer Schulterhöhe von drei Metern schliessen liessen. Einzelne der rund 30 gefundenen Knochenstücke sind in der Ausstellung neben normalen Kamelknochen zu sehen und machen den Grössenunterschied augenscheinlich.