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Studentisches Wohnen

Zu wenig günstiger Wohnraum für Studierende

In Zürich fehlen 3'800 Zimmer für Studierende. Auch wenn die Politik das Problem erkannt hat und die Stiftung für studentisches Wohnen laufend neuen Wohnraum schafft, wird dieser Mangel nicht so schnell zu beheben sein.
Roger Nickl

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Studierende, die in Zürich ein günstiges Zimmer mieten wollen, haben es momentan schwer. Der Markt für billigen Wohnraum in der Stadt ist weitgehend ausgetrocknet. Entsprechend sieht auch das aktuelle Angebot der Studentischen Wohngenossenschaft (Woko) aus: In Universitätsnähe sind keine Zimmer frei, erfährt man auf deren Website. Auf die prekäre Wohnsituation für Studierende mit einem kleinen Geldbeutel hat Ende 2007 bereits eine von der Woko in Auftrag gegebene Studie hingewiesen: Von den 40'000 Studierenden auf dem Hochschulplatz Zürich können rund 6'000 (15 Prozent) nicht mehr als 500 Franken für die monatliche Miete ausgeben. Zurzeit stehen in Zürich jedoch nur insgesamt rund 2'200 Zimmer in diesem Preissegment zur Verfügung – der Bedarf übersteigt das Angebot also bei weitem. In der Hochschulstadt Zürich, so das Fazit, fehlt Wohnraum für 3'800 Studierende.

Entlastung durch geplantes «StudentHostel»

«Die Situation ist kritisch», bestätigt Brigitte von Känel, Geschäftsführerin der Stiftung für Studentisches Wohnen Zürich (SSWZ). Die von Universität, ETH, Woko und Stadt gegründete Stiftung wirkt mit Neubauprojekten der studentischen Wohnraumknappheit entgegen. Jüngstes Beispiel dafür ist das «StudentHostel», das in den nächsten eineinhalb Jahren in Zürich-Altstetten ensteht. Ab September 2009 stehen dort für auswärtige Studierende aus dem In- und Ausland 168 Zimmer zur Verfügung. Solche Projekte in der Stadt zu realisieren, wird aber immer schwieriger. «Es gibt kaum mehr bebaubares Land in Zürich», gibt Brigitte von Känel zu bedenken, «für das StudentHostel musste ich über ein Jahr lang die ganze Stadt abklappern, bis ich etwas Geeignetes gefunden habe.»

Ein neues «StudentHostel» soll in den nächsten eineinhalb Jahren in Zürich-Altstetten enstehen.

Eine andere Strategie, um neuen Wohnraum zu gewinnen, ist die Umnutzung von städtischen und kantonalen Liegenschaften: So werden im ehemaligen Schwesternhaus des Kantonsspitals in der Nähe der Universität Zürich Zentrum, das von der SSWZ im Baurecht vom Kanton erworben wurde, künftig 60 Zimmer für Studierende angeboten. Aber auch das Potenzial solcher Umnutzungsprojekte ist in Zürich eher gering. Entlastung im überhitzten studentischen Wohnungsmarkt erhofft sich Brigitte von Känel deshalb vor allem vom Projekt Science City der ETH. In den nächsten Jahren soll auf dem Hönggerberg Wohnraum für 1'000 Studierende entstehen. Ob die geplanten Zimmer und Wohnungen aber nur ETH-Studierenden vorbehalten sein werden, ist im Augenblick noch unklar. «Auch wenn dem so wäre», sagt von Känel, «werden von der durch Science City entstehenden Entspannung des Wohnungsmarkts letztlich alle Studierenden profitieren.»

Grosszügig und hell präsentiert sich der Innenausbau des geplanten «StudentHostels».

Studierende wehren sich

Mittlerweile hat auch die Politik auf die schwierige Wohnsituation für Studierende in der Stadt Zürich reagiert. So wurde kürzlich eine Motion im Gemeinderat gutgeheissen, die die Bereitstellung von Wohnraum für 1000 Studierenden innerhalb von zwei Jahren fordert. Eine Resolution mit demselben Inhalt verabschiedete auch der Studierendenrat der Universität Zürich (StuRa) Mitte Mai zuhanden der Universitätsleitung. «Die Forderung ist ziemlich ambitiös und holzschnittartig, das sind sich auch die Motionäre im Gemeinderat bewusst», kommentiert Woko-Präsident Meinrad Stöckli den politischen Vorstoss. Das mache aber nichts, denn wichtig sei vor allem, dass auf dieses Ziel hingearbeitet werde. Wenn die Politiker die Motion ernst nehmen, müssten sie nun auch einen ernsthaften Betrag für die Schaffung von neuem Wohnraum bereitstellen. «Schön wäre im Übrigen auch», so Stöckli, «wenn auch der Kanton hinsichtlich der Verbesserung der studentischen Wohnsituation künftig mehr Verantwortung übernehmen würde.»

Doch bei der Lösung des Wohnraumproblems wird zunehmend klar, dass man sich nicht allein auf Zürich konzentrieren kann. «Ausserhalb der Stadt ist noch Land zu erschwinglichen Preisen vorhanden», meint Brigitte von Känel, «wir müssen deshalb vermehrt auch Projekte in der Agglomeration andenken.» Das erfordert von den Studierenden zwar mehr Flexibilität, sei angesichts des gut funktionierenden S-Bahn-Netzes durchaus zumutbar. Meinrad Stöckli denkt in eine ähnliche Richtung: «Einerseits sind auch heute noch kleinere Umbau- oder Umnutzungsprojekte etwa in den Stadtkreisen 4 oder 5 möglich», sagt er, «anderseits brauchen wir grosse Wohnmaschinen gerade als erste Anlaufstelle, ob diese im Zentrum oder an der Peripherie stehen, spielt nicht so eine grosse Rolle.» Gelingt diese doppelte Strategie und kommt das Projekt Science City gut voran, könnte die Wohnsituation der Studierenden längerfristig nachhaltig verbessert werden.