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Die Alterspsychiatrie stärken

Die Psychiatrische Universitätsklinik passt ihre Strukturen den veränderten Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten an. In Zukunft gibt es je eine Klinik für affektive Erkrankungen, Alterspsychiatrie sowie für Soziale Psychiatrie. Verstärkt wird dadurch insbesondere die Bedeutung der Alterspsychiatrie.
Adrian Ritter

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Die neuen Strukturen der Psychiatrischen Universitätsklinik (PUK) sollen dem «markanten Umbruch» in der Psychiatrie gerecht werden, wie Spitaldirektor Kurt Trösch vor den Medien ausführte. Zum einen äussere sich dieser in der wachsenden Bedeutung der Alterspsychiatrie, die nun an der PUK gestärkt werde. Zum anderen zeige sich der Umbruch in einer massiv verkürzten Aufenthaltsdauer von stationären Patienten. Weil sie von mehreren Monaten auf 20 bis 30 Tage gesunken ist, hat die PUK seit 1990 ihren Bettenbestand von 450 auf 320 reduziert. Ende November wird eine weitere Abteilung mit 25 Betten geschlossen.

Die Co-Leitung der neuen Klinik für Alterspsychiatrie: Prof. Roger Nitsch (links) und Chefarzt Prof. Christoph Hock.

Hoffen auf die Grundlagenforschung

Dass die Alterspsychiatrie an Bedeutung gewinne, bestätigte auch Roger Nitsch, Professor für Molekulare Psychiatrie an der Universität Zürich. Er freue sich, dass eine Medienkonferenz der Psychiatrischen Universitätsklinik (PUK) zur Abwechslung im Gerontopsychiatrischen Zentrum Hegibach stattfinde, sagte Nitsch. Normalerweise werde mit dem Namen PUK meist das Burghölzli verbunden. Nitsch leitet gemeinsam mit Chefarzt Prof. Christoph Hock die neue Klinik für Alterspsychiatrie, in welcher die bisherigen Angebote zusammengefasst sind. «Die Altersmedizin wird die Medizin der Zukunft sein», begründete Nitsch die Notwendigkeit der Neustrukturierung. Die Zunahme von Alzheimer und Altersdepressionen stelle grosse Herausforderungen nicht nur an die Pflege und Betreuung, sondern auch an die Grundlagenforschung, betonte Nitsch. Er sieht dabei «Silberstreifen am Horizont» und hofft, dass in 10 bis 15 Jahren effektive Therapiemethoden für Alzheimer angeboten werden können, etwa mit der Immuntherapie.

Therapieren statt verwahren

Die Alterspsychiatrie sei verglichen mit früher weniger «verwahrend» und mehr therapeutisch, betonte Chefarzt Hock. Die neue Struktur der Klinik umfasst das Gerontopsychiatrische Zentrum Hegibach sowie eine Station und ein Laborgebäude im Burghölzli. Das Angebot der Klinik umfasse neben der Pharmakotherapie vielfältige Ansätze wie Kunst- und Musiktherapie. Dass das Angebot genutzt wird, zeigt die hohe Auslastung der 52 Betten im stationären Bereich.

Ist zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Pilotprojektes «Gastfamilien für psychisch Kranke»: Prof. Daniel Hell, Direktor der Klinik für affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie Zürich Ost.

Das Wissen vernetzen

Der zweite Schwerpunkt unter dem Dach der PUK ist die «Klinik für affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie Zürich Ost» mit rund 100 stationären Betten sowie teilstationären und ambulanten Angeboten. Klinik-Direktor Prof. Daniel Hell erläuterte aktuelle Entwicklungen am Beispiel des Zentrums für Depressions- und Angstbehandlung. Ähnlich wie in anderen Bereichen der Psychiatrie gehe es darum, die Spezialistinnen und Spezialisten mit ihrem Wissen in Bereichen wie Psychotherapie, Pharmakologie und Neurologie bei der Behandlung zu vernetzen. «Nicht der Patient soll von einem Spezialisten zum nächsten gehen, sondern diese sollen ein Team um ihn herum bilden und zu ihm gehen», so Hell.

Im gesunden Milieu

In einem Pilotprojekt wird zudem bisher einmalig in Europa mit «Gastfamilien für Psychischkranke» ein neuer Weg beschritten. Akutkranke werden dabei in einem «gesunden Milieu» betreut – bei Gastfamilien, die entsprechend geschult sind. Fünf Familien haben im laufenden Jahr 17 Gäste für durchschnittlich zwei bis drei Wochen aufgenommen. Mit dem bisherigen Verlauf sei man «höchst zufrieden», so Hell.

Will mit neuen Sprechstunden den veränderten Suchtproblematiken begegnen: Prof. Wulf Rössler, Direktor der Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie Zürich West.

Heroin wird abgelöst

Eine breite Palette von Angeboten mit unter anderem 99 Betten im stationären Bereich vereint auch der dritte Schwerpunkt der PUK, die «Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie Zürich West». Direktor Prof. Wulf Rössler erlebt gesellschaftliche Veränderungen sehr direkt, wie er am Beispiel des «Zentrums für Abhängigkeitserkrankungen» aufzeigte. Während Heroin als Droge aus der Mode gekommen sei, nehme der Konsum von Kokain, Partydrogen und Cannabis zu. Auch aber legale Drogen wie Alkohol verlangen nach Massnahmen, leben doch gemäss Rössler allein im Kanton Zürich rund 50`000 Alkoholabhängige.

Das neue «Zentrum für Abhängigkeitskrankheiten» ist aus drei Teilinstitutionen geschaffen worden, die über die Stadt Zürich verteilt waren. Der gemeinsame Standort erlaubt es jetzt, die Behandlung flexibler zu gestalten. Dank der Synergieeffekte können zudem neue Angebote wie Spezialsprechstunden zu bestimmten Formen von Abhängigkeit geschaffen werden.

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