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Neuer Dialog für Innovation

Die erste Phase des vom z-link mitorganisierten Dialogs unter dem Titel «Das Ende der Gemütlichkeit» ist abgeschlossen. An den fünf bisher veranstalteten Abenden diskutierten Entscheidungsträger aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft Themen zur Zukunftsentwicklung der Schweiz. Beim sechsten und letzten Dialogabend, der am 15. November 2004 in Rüschlikon stattfand, wurde Bilanz über die vergangenen Dialoge gezogen.
Klaus Wassermann

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Hans Rudolf Schuppisser (links, Schweizerischer Arbeitgeberverband) und Edmond Ermertz (z-link) ziehen Bilanz.

Am 15. November fand die letzte Veranstaltung des ersten Dialogzyklus der Reihe «Neuer Dialog für Innovation» im Swiss Re Centre for Global Dialogue» in Rüschlikon statt. Ziel der Dialogreihe ist es, die Innovationskultur in der Schweiz durch einen offenen Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu fördern. «Um ein innovationsförderndes Klima zu schaffen, müssen Widerstände auf verschiedenen Ebenen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft durch eine neue Form des miteinander Redens überwunden werden. Die Probleme und auch mögliche Lösungsansätze sind seit Jahren bekannt, leider mangelt es bisher an der Umsetzung», meint Edmond Ermertz, Senior Consultant beim z-link, einem der Organisatoren der Dialogreihe (Trägerorganisationen siehe Kasten).

Der Unternehmer Peter Rudin erwähnte die immer kürzere Halbwertzeit von Wissen.

Vertrauen als zentraler Begriff

An diesem letzten Abend des ersten Dialogzyklus sollte Bilanz über die an den fünf vorangegangenen Abenden behandelten Themen gezogen werden. Als zentral in der Diskussion kristallisierte sich der Begriff des Vertrauens heraus. Durch die immer schnelleren Veränderungen in Politik und Wirtschaft sei das Verhältnis der Bürger zu den Institutionen in die Krise geraten, so der Tenor einer Reihe von Wortmeldungen. Beispielsweise sei das Wissen einerseits durch die globale Vernetzung nicht mehr geschützt. Auch sei das, was heute als Stand der Dinge gelte, durch die immer kürzere Halbwertzeit von Wissen schon morgen veraltet, meinte der Unternehmer Peter Rudin. Der daraus entstehende Verlust an Vertrauen und Verlässlichkeit mache den Menschen grosse Sorgen, meinte der Soziologe Kurt Lüscher. Für Markus Zürcher von der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) ist die fortschreitende Ökonomisierung aller Lebensbereiche für die Zerstörung der Vertrauenskultur entscheidend mitverantwortlich.

Schere zwischen Arm und Reich

Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass sich auch in der Schweiz die Schere zwischen Arm und Reich zu öffnen beginnt. Während die meisten mittelständigen Unternehmer laut Hans Rudolf Schuppisser mit Problemen zu kämpfen hätten, würde im Markt für Luxusgüter beispielsweise das Geschäft mit grossen Motoryachten derzeit eine jährliche Zuwachsrate von zwanzig Prozent und mehr verzeichnen, wie Peter Rudin aus seiner eigenen Geschäftserfahrung berichtete.

Kritische Wissenschaft

Markus Zürcher (SAGW) hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für die, wie er meinte, immanent kritische Funktion der Wissenschaften. Wissenschaft stelle primär Methoden zur Verfügung, nicht fertige Lösungen. Manchmal müsse man unglaublich viel wissen um zum Ergebnis zu kommen, dass man nichts tun sollte, so Zürcher. Der Soziologe Kurt Lüscher meinte, dass man in der gesellschaftlichen Diskussion generell zuviel Rhetorik und Kommunikation und zuwenig an echtem Dialog und Gespräch hätte. Ein Symptom dafür sei, dass die Politiker von den Soziologen statt differenzierter Analysen meist nur Statements wollten, welche die jeweiligen politischen Meinungen unterstützen.

Dori Schaer-Born (Neue Helvetische Gesellschaft) forderte einen vertrauensbildenden Dialog.

Mehr Geduld mit der Politik

Man müsse mit den Politikern mehr Geduld haben, meinte Hans Rudolf Schuppisser vom Schweizerischen Arbeitgeberverband. Politik sei nun einmal ein Geschäft und keine Podiumsdiskussion. Der politische Prozess sei langsam und verlange ein hohes Mass an Durchhaltevermögen. Die Experten sollten durchaus immer weiter Druck auf die Politiker machen, sie würden dann schon zuhören, so Schuppisser. Auch Dori Schaer-Born, Zentralpräsidentin der Neuen Helvetischen Gesellschaft (NHG), forderte einen langfristigen Dialog, den es in der Schweizerischen Demokratie brauche, um Vertrauen nachhaltig aufzubauen.

Dialogzyklus war erst der Anfang

Mit dem letzten Dialogabend kam die erste Phase des «Neuen Dialogs für Innovation» zum Abschluss. In der nun folgenden zweiten Phase werden verschiedene in den vorangegangenen Dialogabenden diskutierte Themen in Fachgruppen vertieft und ausgearbeitet. Deren Ergebnisse werden in einem zweiten Dialogzyklus im Jahr 2005 aufgegriffen, auch neue aktuelle Themen sollen dann Eingang in den Dialog finden. In der ersten Hälfte des Jahres 2006 ist eine sogenannte Staatsbürgerliche Konferenz geplant, bei der ein Appell an die Entscheidungsträger des öffentlichen Lebens verabschiedet und die als wichtig erkannten Innovationsprozesse angestossen werden sollen. Ab Herbst 2006 soll dann laut Plan die Phase der Sicherstellung der Umsetzung in Politik, Verwaltung und Wirtschaft beginnen. Zudem soll 2006 eine Stiftung gegründet werden, welche die innovationsfördernden Prozesse langfristig unterstützen soll.

Auch Verena Meyer, ehemalige Rektorin der Universität Zürich, nahm am «letzten Dialog» teil.

Klaus Wassermann ist freier Journalist.