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Wie die eigene Forschung finanzieren?

Wer forschen will, braucht Geld. Eine grosse Stütze ist da der Schweizerische Nationalfonds, der an Nachwuchswissenschafter Stipendien vergibt. Wer sich bewerben kann und was man beachten muss, war das Thema einer ProWiss-Veranstaltung Ende Januar.
Michèle Büttner

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Eine der grossen Hürden, die sich Forschenden in den Weg stellt, ist das liebe Geld: Man hat zwar eine gute Idee, es fehlen aber die nötigen Finanzen. Was tun? Eine der grössten Stiftungen, die Forschungsgelder zu vergeben hat, ist der Schweizerische Nationalfonds (SNF). Zwar ist er vielen ein Begriff, doch wer genau dahintersteckt und wie man vorgehen muss, um ein Stipendium zu erhalten, ist oft unklar.

Um nun interessierten Nachwuchsforschenden Tipps und Tricks zu vermitteln, organisierte ProWiss (die UniFrauenstelle – Gleichstellung von Frau und Mann) zusammen mit der Stelle für Chancengleichheit der ETH am 27. Januar 2004 einen Vortrag zum Thema «Wie akquiriere ich Forschungsgelder? – Der Schweizerische Nationalfonds zu Gast: Was bietet der SNF Nachwuchsforschenden?». Bis auf den letzten Platz war die Aula der ETH an diesem verschneiten Winterabend besetzt.

Der SNF legt grossen Wert auf die direkte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Dr. Jean-Bernard Weber, u.a. Leiter Personenförderung.

Die verschiedenen Fördermöglichkeiten

Im ersten Teil des Vortrags stellten Mitarbeitende des SNF die verschiedenen Fördermöglichkeiten vor. Der SNF ist eine Stiftung, die vor allem die freie Grundlagenforschung sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs fördert. Nebst den gross angelegten Forschungsprogrammen, die vom Bund bewilligt werden müssen, unterstützt der SNF sowohl Personen wie auch Projekte. Dr. Jean-Bernard Weber präsentierte in seinem Inputreferat die fünf wichtigsten Kategorien. Das sind: Stipendien für angehende und fortgeschrittene Forschende (frisch Lizenzierte bzw. Post-Docs), Unterstützung für Assistenzprofessuren, finanzielle Beteiligung bei internationalen Austauschprogrammen oder Spezialstipendien sowie Projektförderung und speziell die Unterstützung von Frauen.

Dr. Marcel Kullin ist Wiss. Adjunkt an der Abteilung II, die Grundlagenforschungsprojekte im Bereiche der Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften fördert.

Meistens Lohnauszahlungen

Wer nicht weiss, für welche Kategorie ein Gesuch gestellt werden muss, fragt am besten direkt beim SNF an. «Wir sind da, um zu beraten. Keine falsche Scheu!», erklärt Dr. Marcel Kullin. Pro Jahr bewilligt der SNF rund 240 Millionen Franken Fördergelder, wovon 50% an Doktorierende gehen. Verteilt werden die Stipendien entlang den SNF-Abteilungen: 62% gehen an die Ingenieur-, Mathematik- und Naturwissenschaften, 43% an Medizin und Life Sciences, die 19% an die Geistes- und Sozialwissenschafter. Die meisten Beiträge werden als Lohn ausbezahlt, seltener werden davon spezielle, teure Apparaturen angeschafft.

Spezifische Frauenförderung

Den Frauen ganz besonders empfohlen seien die Marie-Heim-Vögtlin-Beiträge (MHV). Diese nach der ersten Schweizer Ärztin benannte Stiftung unterstützt neben Doktorandinnen auch Wissenschaftlerinnen, die aus familiären Gründen ihre Forschungslaufbahn unterbrechen mussten und wieder in die Wissenschaft einsteigen möchten. «Es ist wichtig, dass man sich auf das richtige Förderinstrument bewirbt», betont die Leiterin der MHV-Stiftung Susanne Matuschek.

Tipps und bitte keine Tricks

Wer sich nun beim SNF um eine finanzielle Unterstützung bemüht, soll folgende Punkte beachten. Unter www.snf.ch finden sich die wichtigsten Informationen. Achtung: Für viele Stipendien besteht eine Alterslimite und nur ein oder zwei Abgabetermine pro Jahr. Je «wissenschaftlicher» die Gesuche, desto eher werden sie bewilligt. Denn der SNF lässt die Gesuche von einer wissenschaftlichen Kommission durchleuchten. Wer eher angewandte Forschung betreiben möchte, der soll nur den Grundlagenteil dem SNF präsentieren, oder er kann sich bei der Förderagentur für Innovation KTI bewerben. Allgemein sind Empfehlungsschreiben nützlich, aber nicht Bedingung. Doktorandinnen und Doktoranden heften sich am besten an die Fersen eines Professoren bzw. Doktorvaters.

Auch kleinere Projekte haben Chancen

ImAnschluss an die Vorträge konnte das Publikum Fragen stellen – was auch rege genutzt wurde. Aufgeräumt wurde auch mit einigen Gerüchten, die sich um den Nationalfonds ranken. So lautete zum Beispiel eine Frage aus dem Publikum, ob es denn am besten sei, jeweils möglichst viel Geld zu verlangen, weil der SNF sowieso nur grössere Beträge bewilligen würde? Dem sei nicht so, war die Antwort von Herrn Kullin. Auch kleinere Projekte würden unterstützt. «Ehrlich sein!» war die Devise von Jean-Bernard Weber. «Antragssteller sollen verlangen, was man wirklich braucht. Alles Zusätzliche streicht der SNF sowieso weg.»

Michèle Büttner ist freie Wissenschaftsjournalistin.