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Digital MasterClass

Entscheidungshilfe in Fragen der Digitalisierung

Künstliche Intelligenz, Cybersecurity oder Datenschutz: Die Politik ist mit komplexen Fragen rund um die Digitalisierung konfrontiert. UZH-Forschende vermitteln in verschiedenen Parlamenten bereits im fünften Jahr relevantes Wissen.
Theo von Däniken

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Fünf Personen Sitzen um einen Tisch, im Hintergrund ist ein BIldschirm mit einer Präsentation zu sehen.
Der Zürcher Kantonsrat Gabriel Mäder beim Treffen mit den Kolleg:innen vom Genfer «Grand Conseil» zum Abschluss der Genfer MasterClass. (Bild: zVg, Digital MasterClass)

Wie soll und kann man KI in der Schule einsetzen? Wie kann dem Datenschutz im Gesundheitswesen am besten Rechnung getragen werden? Sollen Steuerveranlagungen künftig mit KI-Unterstützung erstellt werden?

Mit solchen Fragen sehen sich kantonale Parlamente und das Bundesparlament in Bern seit einigen Jahren konfrontiert. «Das Grundwissen zu Fragen der Digitalisierung ist in den Parlamenten sehr unterschiedlich ausgeprägt», sagt der Zürcher GLP-Kantonsrat Gabriel Mäder, der zusammen mit Ratskolleg:innen aus der SP und der Grünen Partei eine Parlamentarische Gruppe gegründet hat, die sich für Fragen der Digitalisierung interessiert. Wissen von Expertinnen und Experten zur Digitalisierung ist deshalb in den Parlamenten sehr willkommen.

Portraitbild von Gabriel Mäder

Bei der Debatte um den Einsatz von KI in der Bildung ist viel Wissen aus der MasterClass in die Ratsdebatte eingeflossen.

Gabriel Mäder
Kantonsrat GLP, ZH

Die Digital Society Initiative der UZH (DSI) bietet bereits seit 2021 so genannte Digital MasterClasses an, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der UZH und anderer Hochschulen Parlamentarier:innen in Fragen wie Datenschutz, Künstliche Intelligenz, Cybersecurity oder Digitalisierung im Gesundheitswesen einführen.

Gegenseitig lernen

«Wir haben mit dem Format sehr positive Erfahrungen gemacht», sagt Claudia Witt, Professorin für Komplementär- und Integrative Medizin an der UZH und Mitglied im Direktorium der DSI. Sie diskutierte im vergangenen Sommer mit Zürcher Parlamentarierinnen über die Möglichkeiten der Nutzung von Gesundheitsdaten und deren Schutz. «Dabei kamen auch ziemlich konkrete Fragen, vor allem zum Datenschutz», so Witt. «Grösstenteils war es aber eine sehr offene Diskussion, bei der beide Seiten voneinander lernten.»

Claudia Witt hat zum Beispiel mehr über die Hintergründe des politischen Tempos gelernt. «Ich habe mehr Verständnis dafür entwickelt, warum politische Regulierungen nicht ganz so schnell gehen, wie wir es uns manchmal wünschen würden, denn sie müssen ja auch richtig gemacht werden.»

Grundlagenwissen vermitteln

An den MasterClasses nehmen bis zu 30 Parlamentarierinnen und Parlamentarier aus dem ganzen politischen Spektrum teil. Expert:innen geben einen Input zur Thematik, danach ist Zeit für eine offene Diskussion. Für Mäder waren die MasterClasses ein wichtiges Instrument, um überhaupt ein Grundlagenwissen insbesondere über KI zu vermitteln.

 

Portraitbild von Gabriel Mäder

Die MasterClass ermöglicht einen Austausch in einer anderen Qualität.

Alexander Barclay
Kantonaler Delegierter für Digitalisierung, Genf

«Als Politiker wollen wir sicherstellen, dass wir Bevölkerung und Verwaltung gut aufgestellt haben, etwa für die Nutzung von KI in der Bildung oder für die Digitalisierung im Gesundheitswesen», erklärt Mäder. Vielen Ratsmitgliedern sei erst durch die MasterClass richtig bewusst geworden, wie KI funktioniere, und dass es ein Gremium brauche, das ihren Einsatz überwache.

Format mit Wirkung

Auch Mäder schätzt es, dass die MasterClasses einen Rahmen für eine freiere Diskussion bieten, als dies im regulären Ratsbetrieb möglich ist. «Aber», so betont er, «wir möchten auch, dass die MasterClasses eine Wirkung haben.» Wegen des beschränkten Zeitbudgets der Parlamentarier:innen sei es wichtig, dass sie die Erfahrungen aus den MasterClasses direkt in die Ratsdebatten einbringen können.

«Bei der Debatte um den Einsatz von KI in der Bildung ist viel Wissen aus der MasterClass in die Ratsdebatte eingeflossen», so Mäder. Und auch die Beratungen um den Datenschutz, die derzeit anstehen, würden von den Inputs und Diskussionen in der MasterClass profitieren.

Portraitbild von Gabriel Mäder

Wir haben mit dem Format sehr positive Erfahrungen gemacht.

Claudia Witt
Direktoriumsmitglied DSI

«Die MasterClasses sind ein aussergewöhnliches Format, das im Genfer Ratsbetrieb nicht üblich ist», sagt Alexander Barclay, Delegierter für Digitalisierung im Kanton Genf. Er hat im vergangenen Jahr im Auftrag der Genfer Kantonsregierung und des Genfer Grossen Rats eine MasterClass zusammen mit der DSI organisiert hat. Zwar würden Expertinnen und Experten oft im Rahmen von Kommissionssitzungen zu Themen eingeladen. «Das ist aber ein streng geregeltes Verfahren. Die MasterClass ermöglicht einen Austausch in einer anderen Qualität», so Barclay.

Raum für Interpretation lassen

Genf nimmt bezüglich Digitalisierung eine Vorreiterrolle ein. Der Kanton hat 2023 als erster Kanton in seiner Verfassung ein Recht auf Digitale Integrität verankert. Entsprechend sei in den MasterClasses das Interesse an Fragen des Datenschutzes sehr gross gewesen. Dabei hätten die beiden eingeladenen Experten Florent Thouvenin von der Universität Zürich und Yaniv Benhamou von der Universität Genf unterschiedliche Zugänge aufgezeigt.

«Wir machen bewusst deutlich, dass es nicht für alles immer nur eine Meinung gibt», sagt Claudia Witt. Denn in den MasterClasses geht es nicht darum, die politische Debatte zu beeinflussen, sondern Informationen durch entsprechende Expert:innen zu vermitteln. «Dabei gibt es immer Spielraum für Interpretation.» Als neutrale Schiedsrichter:innen sieht auch Gabriel Mäder die Wissenschaftler:innen. «Darum stossen sie auf eine sehr hohe Akzeptanz.»

Austausch unter den Kantonen

Mäder zeigt sich begeistert von den MasterClasses, «weil sie einen tatsachlichen Nutzen bringen». Entsprechend wünscht er sich, dass das Format nach den bisherigen fünf Austragungen 2024 und 2025 weitergeführt wird. Insbesondere wünscht er sich einen stärkeren Austausch mit Kolleginnen aus anderen Kantonen. Die MasterClasses würden eine Plattform bieten, über die sich Parlamentarierinnen aus Bund und Kantonen vernetzen und austauschen könnten.

Ein erster Schritt in diese Richtung bot die Abschlussveranstaltung der Digital MasterClass im Kanton Genf: Eine Delegation aus Zürich bestehend aus Vertreter:innen des Zürcher Kantonsrats, der kantonalen Verwaltung und der Universität Zürich (UZH) besuchte den «Grand Conseil» in Genf. Die DSI plant, die MasterClasses weiterzuführen und dabei auch vermehrt solche Austauschplattformen unter den Kantonen anzubieten.