An der UZH entstehen aus Forschungsergebnissen innovative Ideen für zukunftsweisende Anwendungen, Methoden und Geschäftsmodelle. Dies zeigen drei Gründerteams mit Wurzeln an der UZH, die im vergangenen Jahr den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und einen Lizenzvertrag mit der UZH abgeschlossen haben. Ihre Spin-offs entspringen der Forschung der Medizinischen und Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät und sind im Life-Sciences-Bereich angesiedelt.
Trotz einer Vielzahl von Medikamenten verläuft eine Krebserkrankung immer wieder tödlich, denn jeder Tumor ist einzigartig und dadurch ist es schwierig, die optimale Behandlung zu identifizieren. Das Spin-off Navignostics entwickelt neuartige diagnostische Methoden, um Tumorproben zu analysieren. «Damit wollen wir klinische Spezialisten bei der Auswahl gezielter onkologischer bzw. immunonkologischer Therapien, die auf den individuellen Tumorphänotyp des Krebspatienten zugeschnitten sind, unterstützen», sagt Bernd Bodenmiller, Professor für Quantitative Biomedizin.
Navignostics beruht auf dem Ansatz der räumlichen Einzelzellproteomik, den Bodenmiller mit seiner Forschungsgruppe entwickelt hat. Dabei wird in einer Tumorprobe eine Vielzahl von Proteinen mit räumlicher Auflösung gemessen. Dies erlaubt es, mit Algorithmen zu bestimmen, welche Zelltypen vorhanden sind, welche Prozesse in diesen Zellen dereguliert sind und wie Tumorzellen andere Zellen in der Tumormikroumgebung beeinflussen. Ziel ist es, gestützt auf diese Daten und mithilfe von Künstlicher Intelligenz Krebspatient:innen individuelle Therapien empfehlen zu können.
Aktuell bietet Navignostics Dienstleistungen für Pharmaunternehmen an, um sie bei der Entwicklung von Krebsmedikamenten und Begleitdiagnostika zu unterstützen oder ihre Chancen für den Erfolg von klinischen Studien zu erhöhen. Die erfolgreich abgeschlossene Seed-Finanzierungsrunde (CHF 7,5 Mio.) ermöglicht es Navignostics, die Entwicklung des ersten diagnostischen Produkts stark zu beschleunigen. Gleichzeitig kann die Jungfirma dank diesen Geldern vermehrt mit klinischen, biotechnologischen und pharmazeutischen Partnern zusammenarbeiten.
Das Spin-off Prometheus Life Technologies AG strebt nichts weniger als eine Fabrik im Weltraum an, die menschliches Gewebe in Schwerelosigkeit herstellt. Das Spin-off nutzt die Mikrogravitation im Weltall, um aus menschlichen adulten Stammzellen dreidimensionale organähnliche Gewebe – sogenannte Organoide – zu züchten. Auf der Erde lassen sich wegen der Schwerkraft ohne Stützskelette keine dreidimensionalen Organoide produzieren. «Derzeit gibt es eine unbefriedigte Nachfrage nach 3D-Organoiden», sagt Oliver Ullrich, UZH Space Hub Director und Miterfinder.
Auf grosses Interesse stossen diese 3D-Organoide bei Pharmaunternehmen: Toxikologische Studien könnten so ohne Umweg über Tiermodelle direkt an menschlichen Geweben durchgeführt werden. Aus Patientenstammzellen gezüchtete Organoide könnten zudem in Zukunft als Bausteine für Gewebeersatz zur Therapie geschädigter Organe eingesetzt werden. Denn die Zahl der gespendeten Organe kann den weltweiten Bedarf an Tausenden von Spenderorganen bei Weitem nicht decken. Weitere Wachstumschancen ergeben sich durch den Austausch von 2D- durch 3D-Zellkulturen.
Die Technologie des Spin-off basiert auf einem gemeinsamen Projekt von UZH und Airbus. Die Forschungs- und Entwicklungsphase umfasste umfangreiche Experimente am Boden und zwei erfolgreiche Produktionstests auf der Internationalen Raumstation ISS. Für die gesamte Entwicklung von der Idee bis zur Kommerzialisierung zeichnete der UZH Space Hub verantwortlich. Letzten Monat heimste Prometheus Life Technologies AG bereits einen Preis ein. Das Spin-off gewann den ersten Platz des weltweiten Innovationswettbewerbs von Orbital Reef, einer gemischt genutzten Raumstation, die in einer niedrigen Erdumlaufbahn (LEO) errichtet werden soll.
So wie man Aussagen nicht losgelöst von ihrem Kontext interpretieren soll, gilt das auch für die Wirkung von Medikamenten. Das von Lucas Pelkmans, Professor für Molekularbiologie, gegründete Spin-off Apricot Therapeutics spezialisiert sich auf den Wirkungskontext von Medikamenten – sogenannte «Drug Activity Contexts» (DACs). «Wir sind weltweit das erste Pharmaunternehmen, das sich auf DACs konzentriert und wollen damit die Entwicklung neuartiger und innovativer Medikamente vorantreiben», sagt Pelkmans. Die Technologie des Spin-offs fusst auf Pelkmans grundlegender Entdeckung, dass das Verhalten einzelner Zellen genau vorausberechnet werden kann, indem man ihren Zusammenhang mithilfe von multiparametrischer Mikroskopie und Computerbildern misst. DACs werden dadurch definiert, wie einzelne Zellen über mehrere räumlichen Skalen hinweg vernetzt sind und hiermit eine unterschiedliche Wirkung von Medikamenten erzeugen.
Die Technologieplattform von Apricot Therapeutics basiert auf Methoden der bildbasierten Systembiologie, für die das Spin-off derzeit zwei Patentanmeldungen evaluiert. Ziel der Ausgründung ist es, ein Verfahren zu entwickeln, das alle relevanten DACs für die Aktivität von Medikamenten messen und mithilfe von Machine Learning die Reaktion auf diese Medikamente sehr genau bestimmen kann. Damit wendet Apricot Therapeutics als erste Firma neue Technologien aus der Genomics-3.0-Ära an, um Arzneimittelaktivitäten und Behandlungsergebnisse prognostizieren zu können. Zu den zukünftigen Kunden zählen Pharmaunternehmen, Biotech- und Medtech-Startups, Diagnostikzentren, Kliniker:innen und Forschungslabore.
Insgesamt 150 Spin-off-Firmen sind seit 1999 aus der UZH hervorgegangen. Auch etablierte Spin-offs haben im letzten Jahr viel erreicht.
Im Folgenden einige Meilensteine:
Gelungene Kooperationen
Premieren im Medtech-Bereich
Neues Kapital