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Neues UZH Magazin

Wie wir werden, wer wir sind

Wer bin ich? Diese Frage stellt sich im Lauf des Lebens immer wieder neu. Um sie zu beantworten, spiegeln wir uns in Vorbildern, in Geschichten, die wir über uns erzählen, und in Selfies, die zeigen, wie wir sein möchten. Das neue UZH Magazin beleuchtet Aspekte unserer Identität.
Thomas Gull, Roger Nickl

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Die Redaktion hat Menschen verschiedenen Alters gefragt, wer sie sind. Im Bild Michelle Huber (26) – sie hat an der UZH Politikwissenschaft, Gender Studies und Philosophie studiert und schreibt zurzeit ihre Masterarbeit.


Wer bin ich? Haben Sie sich das auch schon gefragt und keine eindeutige und abschliessende Antwort gefunden? Wenn ja, besteht kein Anlass zur Sorge. Denn unser Ich ist schwer fassbar und es wandelt sich ständig. Das hat mit unserer phänomenalen Fähigkeit zu tun, uns anzupassen und zu verändern. So verhalten und fühlen wir uns unter Freunden oder in der Familie anders als in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz. Und wir sehen und definieren uns selbst in verschiedenen Lebensabschnitten ganz unter­ schiedlich und immer wieder neu.

Für das Dossier des neuen UZH Magazin hat die Redaktion mit Forschenden der UZH darüber gesprochen, wie wir werden, wer wir sind. Wer wir sind, bestimmen nicht wir ganz allein. Unser Selbstbild wird geprägt durch unser soziales Umfeld. Um in der Gemeinschaft akzeptiert zu werden, passen wir uns gesellschaftlichen Erwartungen an. Eine besondere Herausforderung ist das für Jugendli­che, die ihre Identität und ihren Platz erst finden müssen. Das zeigt sich bei den Selfies, die sie millionenfach in den sozialen Medien publizieren. Diese Selbstinszenierungen werden oft als Ausdruck der eigenen, unver­wechselbaren Persönlichkeit und Identität verstanden. Wie die Forschung der Erziehungs­wissenschaftlerin Clarissa Schär zeigt, sind die Bilder jedoch kaum Ausdruck eines individuellen Ich, denn Jugendliche passen sich Vorbildern und Normen an, wenn sie sich selbst darstellen.

Zu den essenziellen Bestandteilen unseres Ich gehört das Geschlecht. Doch die menschliche Geschlechtsidentität ist komplexer und vielfältiger als die traditionelle Vorstellung von Mann und Frau. «Männlichkeit und Weiblichkeit sind keine absoluten Grössen», sagt die Psychiaterin Dagmar Pauli, «man kann mehr oder weniger männlich oder weiblich sein.» Proble­matisch sind festgefügte Geschlechtervorstel­lungen für Transmenschen, bei denen biologisches Geschlecht und eigenes Empfinden nicht zusammenpassen. Viele von ihnen leiden unter diesem Gegensatz. Die Philosophin Katrin Meyer fragt sich deshalb im Interview, weshalb es in der Schweiz in amtlichen Dokumenten neben «männlich» und «weiblich» noch kein sogenanntes Null-­Ge­schlecht gibt wie etwa in Deutschland.

Welche Rolle spielen die Gene bei der Ent­wicklung unseres Ich? Der Soziologe und Genetiker Michael Shanahan untersucht das Zusammenspiel von Genen und Umwelt. Sein Schluss: Die beiden Faktoren beeinflussen sich gegenseitig. Wie sie das tun, entscheidet darüber, wer wir sind und wer wir sein werden.

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